Truth or dare

7.

Die Frage von Kate ist völlig aus dem Konzept gerissen, aber dennoch berechtigt.
„Wer schläft auf dem Boden?"
Ich kann gar nicht so schnell reagieren wie alle „ich nicht" rufen und sich an die Nase tippen, dass ist bei uns eine Art Spiel geworden. Wer zu letzt reagiert hat Pech gehabt und das bin zum wiederholten Male ich. Ich verdrehe genervt die Augen, gebe mich aber meinem Schicksal geschlagen. Ist ja schließlich nicht das erste mal, dass ich auf dem Teppich schlafe.
„Okay. Also Alec und Allie?"
Alec? Wirklich? Verfolgt der Typ mich heute irgendwie?Die Andern lassen mir keine Zeit zu bedauern, dass ich einen halben Meter weg von meinem Schwarm schlafen muss. Die Flasche dreht sich wieder und ich nehme wieder einen Schluck vom Whisky. Scheiß auf das ausnüchtern. Die Flasche zeigt wieder mal auf mich. Warum denn nur?
Was habe ich getan?
„Wahrheit."
Ich lasse Kate gar nicht erst fragen, denn ich will nicht nochmal riskieren eine solche Aufgabe zu bekommen.
„Hast du schonmal daran gedacht den andern zu küssen?"
Mehr als einmal schon.
Scheiße, Scheiße,Scheiße!
Das kann ich doch jetzt nicht einfach so raus hauen! Andererseits kann ich nicht lügen, weil Kate und Liv die Wahrheit kennen. Sie würden mich augenblicklich verpetzten, wenn ich auch nur versuche etwas anderes zu behaupten. Alle Augen sind auf mich gerichtet und warten gespannt. Jetzt oder nie...
„Ja..."
Ich habe es so schnell wie möglich gesagt und dazu noch ziemlich leise. Anscheinend hat mich wirklich niemand verstanden.
„Wie bitte?"
Ich spüre wie ich rot werde.
„Ja habe ich, verdammt nochmal!"
Ich habe lauter gesprochen als gewollt und die andern sehen wirklich erschrocken aus. Das sind sie aus verschiedenen Gründen. Bei Kate und Liv bildet sich aber bald ein zufriedenes Grinsen. Ich sehe ängstlich zu Alec, doch in seinem Gesicht ist keine Veränderung zu sehen. Das er nichts sagt macht mich noch nervöser. Kann er mich nicht einfach anmotzen oder so, irgendwas? Das wäre um Welten besser als das hier. Kathrin scheint meinen Innern Konflikt zu bemerken denn sie dreht schnell wieder die Flasche, um die andern abzulenken. Ich fahre mich verzweifelt durch die Haare. Wie konnte es nur so weit kommen?
Ich habe mein kleines Geheimnis so lange sicher behütet, doch dann bringt ein dämliches Spiel und ein wenig Alkohol in wenigen Stunden alles ans Licht.
Verdammt!
Scheinbar meint es irgendwer heute nicht gut mit mir, denn die Flasche stoppt diesmal bei Alec. Was ist denn nur los?
Es ist zum Haare raufen, warum habe ich mich da überhaupt mit rein reißen lassen? Bevor er etwas sagen kann will ich aufstehen und den Raum verlassen, doch ich Werder überraschenderweise aufgehalten.
„Bleib hier ich, beziehungsweise wir, sind wieder dran."
Ausgerechnet er ist es, der nich aufhält. Es ist das erste Mal seit der Aktion mit dem gefakten Knutschfleck, dass er mit mir redet.
„Küsse deine Partnerin."
Die andern fangen an zu lachen, doch in mein Gesicht ist wahrscheinlich das blanke Entsetzen geschrieben. Das kann dich jetzt nich wahr sein,oder?
Ich sehe zu Alec und hoffe das er dieses Mal interveniert, aber nichts da.
„Können wir wieder in die Küche?"
Das ist alles was du dazu zu sagen hast?
Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll. Ich bin mir noch nicht sicher. Ich glaube ja mittlerweile Kate und Liv haben das Spiel manipuliert damit es genauso verläuft. Die andern sehen ihn ein wenig verwundert an, weil es eigentlich gar keinen Sinn macht, aber sie nicken schließlich doch. Das kann doch jetzt nicht ihr erst sein!
Kann mich bitte mal jemand retten. Alec steht auf und will im Nebenraum verschwinden, doch ich bleibe wie angewurzelt sitzen.
„Kommst du?"
Ich ziehe mich umständlich am Sofa hoch, dass neben mir steht und versuche so viel Zeit wie möglich zu schinden. Ich habe Hoffnung das sich jemand meiner erbarmt und die Aufgabe zurück ruft. Vergebens. Sie starren mich einfach nur an. Ich folge Alec in die Küche und bleibe unschlüssig mitten im Raum stehen, nicht wissend was ich jetzt tun soll. Ich würde ihn wirklich gerne küssen, so ist es nicht aber vielleicht will er das auch unter allen Umständen nicht und ich habe mir bereits alle Karten bei ihm verspielt. Ich gebe zu das ich mich öfters in seiner Gegenwart etwas seltsam benommen habe, aber das hätte jedes Mal Gründe. Das erste was er macht, ist die kleine Lampe auf dem Tisch anzuschalten, denn das Licht ist viel angenehmer als das der großen Lampe. Ich stehe einfach nur da und warte seine nächste Handlung ab. Er tut das gleiche. Wir stehen einfach nur da und sehen uns in die Augen. Wenn ich ehrlich bin, könnte ich das jeden Tag tun. Ich könnte jeden Tag einfach dieses warme Braun ansehen. Jetzt wird mir auch endlich so wirklich klar was ‚Hungry Eyes' bedeutet.
„Wir müssen nicht, wenn-„
Ich versuche die Situation noch irgendwie zu retten, doch ich breche ab as er einen Schritt auf mich zu kommt.
„Vielleicht ist es genau das, was ich will.."
Seine Stimme ist leise, rau und ich bekomme sofort Gänsehaut. Das alles ist einfach zu unwirklich. Könnte es sein das...?
Ich verwerfe den Gedanken gleich Wieder. Ich habe bei sowas einfach kein Glück. Es ist nur ein Wunsch, nichts weiter. Er ist betrunken und hat keinerlei Interesse an mir...
Meine Gedanken werden unterbrochen, als er noch einen Schritt auf mich zu macht und der Abstand zwischen uns nur noch einen Handbreit beträgt. Mein Atem geht stockend und ich halte gänzlich die Luft an, als er eine Hand hebt und sanft mein Haar zurück streicht.
„Atme, es ist alles okay."
Er klingt sie ehrlich und zärtlich. Seine Hand wandert hoch zu meiner Wange und er streicht vorsichtig mit dem Daumen darüber. Was tun wir hier nur?
Kaum gedacht, schon ausgesprochen.
„Was machen wir hier?"
Ich sehe in seine schokobraunen Augen, die im Licht der Lampe matt leichten. Ein belustigtes Funkeln liegt darin und seine Lippen formen sich zu einem Lächeln.
„Einfach mal der Neugier nachgeben."