Truth or dare

19.

Ich bin lauter als gewollt und meine besten Freundinnen zucken zusammen. Ich bekomme oft zu hören, dass wenn ich wütend bin ich echt unheimlich. Das ist wirklich ungewollt und tut mir danach auch immer leid. Olive und Kate tauschen einen vielsagenden Blick, dann holt Olive tief Luft und beginnt zu erzählen.
„Also, ich fange an, weil meine Story so viel harmloser ist als die von Kate. Danach bist du sicher nicht mehr sauer, weil es so harmlos ist. Ich habe unser Treffen leider verschlafen und hätte mich selber dafür Ohrfeigen können. Ich habe es Kathrin geschrieben und dachte es wäre okay und nicht so schlimm, weil sie doch bei dir ist. Irgendwann hat mich Jakob gefragt ob wir etwas unternehmen wollen und weil ich nichts zu tun hatte, habe ich zugestimmt."
Sie sieht mich schuldbewusst an und versinkt etwas tiefer in dem Polster des Sofas. Ich habe das Bedürfnis sie anzuschreien, dass sie doch hätte nachkommen können,doch ich reiße mich zusammen und da fällt mir ein, dass ich noch die Ausrede von Kate hören sollte, denn sie sei doch angeblich noch so viel schlimmer. Ich drehe mich zu ihr und sehe sie abwartend an. Sie Beißt sich auf die Unterlippe und sieht zu Boden, weicht meinem Blick aus.
„Ich habe mich mit Cole getroffen. Wir h-„
„Was
Ich hoffe mich verhört zu haben.
„Ihr habt euch die letzten drei Tage gesehen! Wegen euch beide war mein ganzer Samstag Abend ruiniert. Sogar Alec hat sich wie ein Idiot benommen, aber das wisst ihr ja noch gar nicht, weil ihr mir ja nicht zugehört habt. Ich wollte mich mit euch treffen, weil ich einfach mal reden wollte und meine besten Freundinnen gebraucht hätte, aber ihr habt euch lieber mit irgendwelchen Typen getroffen. Es ist wie immer! Ihr habt euren Spaß und ich muss wieder zurück stecken und warten. Was ist das denn für eine Freundschaft?"
Ich rede mich völlig in Rage und bemerke nicht, wie sich die Augen von Kate langsam mit Tränen füllen. Sie ist kurz davor anzufangen zu weinen. Ich breche meinen Monolog sofort ab, doch ihr Blick verrät mir, dass da noch etwas ist was sie mir sagen will. Sie sagt aber kein einziges Wort.
„Du hattest recht."
Olive scheint zu wissen, was Kate mir verschweigt.
„Womit?"
Ich bin wieder vollständig auf den Boden der Tatsachen angekommen und sehe sie verwirrt an.
„Mit dem was du mir neulich geschrieben hat, dass mit Kathrin und Cole."
Ich sehe sie noch immer fragend an und forste durch mein Gedächtnis, was sie meinen könnte. Wir haben eigentlich nur über belangloses geschrieben und einmal habe ich aus Ironie... Oh mein Gott!
„Du hast mit Cole geschlafen?"
Ich sehe vorwurfsvoll zu Kate und schreie sie schon fast an. Sie weich meinem Blick wieder aus und spielt nervös mit dem Saum von ihrem Oberteil.
„Du hast mich sitzen lassen und es stattdessen mit nem Typen getrieben den du erst seit vier Monaten kennst? Ihr seit ja nicht mal zusammen oder so! Ich hätte dich gebraucht, euch beide!"
Ich sehe mit Tränen in den Augen zwischen Olive und Kate hin und her, doch keine von beiden sieht mich an. Mein Körper ist wie ferngesteuert, als ich aufstehe und meine Sachen nehme. Niemand wach es, mich aufzuhalten.
„Es tut mir leid!"
„Ist mir egal."
Ich würdige sie keines Blickes, während ich die Wohnung verlasse und die Tür mit lauten Knallen hinter mir zu ziehe. Ich höre wie die beiden aus dem Fenster meinen Namen rufen, doch ich tue so als würde ich sie nicht hören und ignoriere sie. Ich laufe ohne Umschweife nach Hause. Angekommen, werfe ich meine Sachen an und gehe ins Bad. Aus dem Spiegel starrt mich eine kalte, versteinerte Maske an, doch diese zerbröckelt langsam und weicht heißen Tränen. Ich stehe vor dem Spiegel und beobachte wie sie über meine Wangen laufen und dabei eine Spur hinterlassen. Ein Pfad, der den schwierigen Weg bis zum bitteren Ende zeigt. Es sind stumme Tränen, die einfach fallen und die niemand bemerkt. Ich lege mich hin und versuche zu lesen, mich abzulenken, doch meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Ich hatte zwei Beste Freundinnen und einen Jungen der scheinbar wirklich Interesse an mir hatte, doch jetzt ist alles dahin. Ich liege lange wach und denke nach. Über alles und jeden. Mein Telefon neben leuchtet immer wieder auf. Olive und Kathrin versuchen abwechselnd mich anzurufen oder schreiben Nachrichten, aber ich ignoriere sie. Sie sollen ruhig wissen wie es ist, wie es für mich jedes Mal war. Es ist kurz nach halb eins, als das erste mal wieder zu meinem Telefon greife. Ich hadere einen Moment mit mir, doch dann öffne ich einen bestimmten Chat. Mit zitternden Fingern tippe ich eine Nachricht. Ich starte lange unentschlossen auf das kleine Symbol mit dem Pfeil. Ich beiße mir auf die Unterlippe und drücke kurzentschlossen auf Senden, bereue es aber sofort wieder. Warum sollte er ausgerechnet mir so spät noch antworten. Jetzt heißt es alles oder nichts.