Truth or dare

9.

„Nein,Nein,Nein!"
Ich versuche lachend vor ihnen weg zu kriechen, aber es gibt kein Entrinnen. Sie werden sich auf mich und wir bleiben lachend auf dem Boden liegen. Ich sehe gerade zur Decke, als sich drei bekannte Gesichter in mein Blickfeld schieben.
„Alles okay?"
Jakob kennt dieses Theater zwar schon, aber er fragt trotzdem lieber nochmal nach und betrachtet uns mit prüfenden Blick.
„Alles bestens, ist schließlich nicht das erste mal..."
Wir lachen wieder. Es ist dieses typische Mädchenlachen, was wir in solchen Situationen immer haben. Die Jungs denken wahrscheinlich wir haben schon gänzlich den Verstand verloren. Ein bisschen ist es sogar so, aber das würden wir niemals zugeben. Die andern beiden lassen von mir ab und ziehen mich zurück in eine sitzende Position. Die Jungs setzten sich wider zu uns und ich sehe abwartend in die Runde.
„Was jetzt?"
Ich sehe auf die Uhr und muss verwundert feststellen, dass es schon halb zwei durch ist. Allerdings bin ich nicht mal im Ansatz müde.
„Schlafen."
Ich sehe zu Liv und ziehe die Augenbrauen zusammen, das ausgerechnet von ihr zu hören. Sie streckt sich und gähnt einmal herzlich. Auch die andern wirken fertig. Wir stehen ein wenig wackelig  auf und beginnen das Feld zu räumen, damit wir alles zum schlafen fertig machen können. Sicherheitshalber stelle ich eine Flasche Wasser auf den Kleinen Tisch neben dem Teppich. Ich bunkere mir drei Decken und zwei Kissen. Zwei der Decken nehme ich als Polster, denn als ich das letzte Mal auf dem Teppich geschlafen hatte, hatte ich am nächsten Tag furchtbare Hüftschmerzen und das will ich mir nicht nochmal antun. Ich rolle mich ein meine Decke ein und beobachte wie die andern sich auf die Matratzen oder das Sofa legen. Alec legt sich einen halben Meter von mir weg auf den Boden und richtet sein Kissen nochmal, bevor er sich auf die Seite rollt.
„Nacht!"
Die andern murmeln nur leise und ich höre noch das Rascheln der Decken. Es dauert nicht lange bis ich anfange gleichmäßig Atemzüge zu vernehmen. Wahrscheinlich Kate die eh immer als erstes einschläft, egal ob der Film noch läuft oder nicht. Als ob alles schon schlafen, nur ich wieder nicht!?
Es ist wie immer.
Neben mir regt sich etwas und ich höre ein Rascheln, weshalb ich mich zu der Geräuschquelle drehe. Alec hat sich im Schlaf zu mir gedreht und hat alle Viere von sich gestreckt. Seine Rechte Hand ist nur wenige Zentimeter von meiner entfernt. Ich könnte einfach...
Ich schüttele leicht mit dem Kopf und verwerfe den Gedanken gleich wieder. Er sieht einfach so friedlich aus, wenn er schläft. Sein Gesicht und völlig entspannt und sogar von der kleinen Falte die sich manchmal auf seiner Stirn Bildet ist nichts zu sehn. Seine Augen zucken, er scheint zu träumen und er öffnet seine Lippen ein wenig. Diese wunderschönen, weichen Lippen die ich vorhin noch geküsst habe. Ich zucke leicht zusammen als ich ein plötzliches Geräusch vernehme, dass in der vorherigen Stille noch viel lauter erscheint. Ich blicke mich misstrauisch um und mir wird klar, dass es vom Alec kommt. Er schnarcht. Okay, schnarchen ist vielleicht der falsche Ausdruck. Es ist eher ein leises, melodisches Schnorcheln. Fast schon Niedlich. Ich strecke meine Hand nach seinem Gesicht aus, doch stoppe kurz vorher. Ich will ihn nicht wecken. Nur gut, dass mich niemand sieht. Ich würde wahrscheinlich da stehen wie ein Stalker oder ein Psychopath. Ich lausche noch eine kleine Weile diesem leisen Geräusch und drifte langsam in einen tiefen Schlaf...
Als ich das nächste mal aufwache muss ich erst mal gegen viel zu helles Licht blinzeln. Verschlafen angele ich nach meinem Handy, um nachzuschauen wie spät es ist. Kurz nach elf. Ich quäle mich aus meinem Deckenhaufen und schlurfe uns Bad. Aus dem Spiegel sieht mich eine verpennte Version meiner Selbst an, mit einem ziemlich großen... Warte was?
Ich zerre mein T-Shit ein wenig beiseite um den Knutschfleck besser inspizieren zu können. Ich fahre mir durch die Haare und frage mich wie es nur so weit kommen konnte.
„Der bleibt mindestens einen Monat!"
Zu meiner Überraschung habe keinen Kater. Auf das kleine, pelzige Tier hätte ich jetzt auch so gar keine Lust. Ich rücke mein Oberteil zurecht und gehe in die Küche. Mein Körper schreit nach Kaffe. Dort treffe ich dann auch den Rest der Gang. Sie alle hängen eher da als das sie sitzen und das kann ich Ihnen auch nicht verübeln. Nur geht es ähnlich.
„Morgen Dornröschen, hat dein Prinz dich wach geküsst?"
Ich will etwas bissiges erwidern, doch Alec hat das mieseste Timing alles Zeiten. Mit verwuschelten Haaren und verschlafendem Blick taucht er hinter mir auf. Die andern sehen uns einen Moment lang an, dann fanden sie an zu lachen. Ich versuche sie mit Blicken zu erdolchen und Alec scheint die Welt nicht ner zu verstehen.
„Wow Alec! Ist das etwa After-Sex-Hair? Und Allie, so sagst du gestern auch noch nicht aus!"
Sie lachen nur noch mehr nach dem Kommentar von Kathrin. Alec wird rot und versucht seine Haare zu richten, ich ebenso.
„Wollt ihr Kaffe?"
Kate hat sich als erste wieder einigermaßen beruhigt, auch wenn ihr Gesicht immer noch ein ein breites Grinsen ziert. Sie steht auf und geht rüber zu der Kaffeekanne.
„Das übliche."