15.

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Wenn man sich genau konzentriert gibt es diesen besonderen Moment, kurz bevor man aufwacht. Man fühlt sich als würde man schweben. Zu diesem Zeitpunkt sind deine Gedanken zwar wach, aber deine Augen noch geschlossen und man fühlt sich, als würde man immer noch träumen. Es sind nur wenige Sekunden, kurz bevor einen die grausame Realität wieder einholt, in denen man sich sicher und zufrieden fühlt. Man will einfach nur im Bett bleiben und nicht aufstehen. Gerade befinde ich mich in diesem Stadium. Die Decken sind schön warm und würde am liebsten den ganzen Tag hier liegen.Ich habe schon lange nicht mehr so gut geschlafen. Ich bewege mich ein wenig, etwas warmes ist an meiner Wange und ich vernehme einen Vertrauten Geruch. Ich murmele ein wenig vor mich hin und weiß selber nicht mal genau was ich sagen will. Ich kuschele mich näher an diesem warmen Körper.
„Guten Morgen, Sonnenschein."
Sonnenschein?
Wer nennt mich den so?
Ich öffne meine Augen und muss mehrmals blinzeln, ehe ich etwas erkenne. Vor mir liegt Alec und lächelt mich sanft an. Er hat einen Arm um mich geschlungen, mit dem andern stützt er seinen Kopf auf.
„Guten Morgen. Wie spät ist es?"
„Ich weiß es nicht, aber von den andern ist auch noch niemand wach, also kannst du ruhig nochmal die Augen zu machen."
Ich nicke und gähne herzhaft.
„Du aber auch."
Er streicht mir sanft eine Strähne hinters Ohr und legt sich wieder hin. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und lausche seinem Herzschlag. Monoton und beruhigend, während er kleine Kreise auf meinen Rücken zeichnet. Es sind einfach nur irgendwelche willkürlichen Muster. Ich spüre wie meine Augen wieder schwer werden, doch irgendwie will ich nicht wieder einschlafen. Seine Worte von gestern spucken mir noch im Kopf herum und ich will ihn einfach darauf ansprechen.
„Alec?"
„Hm?"
Er unterbricht seine Bewegungen und sieht zu mir herunter.
„Alec, ich denke wir sollten reden."
„Über was denn?"
Er entfernt sich ein wenig von mir und blickt mich mir fragendem Ausdruck auf dem Gesicht an.
„Über alles,über uns, über das was passiert ist und über das was du letzte Nacht gesagt hast."
Ich habe ein wenig das unangenehme Gefühl ihn belauscht zu haben, da er ja eigentlich dachte ich schlafe, allerdings wirkt er nicht wirklich überrascht.
„Du hast es gehört?"
Ich nicke und sehe herunter zu meinen Händen, die gerade dabei sind das Bettlaken zu zerknautschen. Er seufzt leise, rollt sich auf den Rücken und starrt zur Decke.
„Alec?"
„Du hast recht, wir sollten darüber reden."
Ich setzte mich auf, um besser mit ihm reden zu können und er tut es mir nach. Er sieht mich mit diesem undefinierbaren Ausdruck an und für einen Moment habe ich mal wieder vergessen, was ich eigentlich sagen wollte.
„Okay, du zu erst."
Ich hole tief Luft und fahre mir dich die Haare. Was soll ich denn nur sagen?
Ich will ihn wirklich die Wahrheit sagen, aber ich will ihn auch nicht verschrecken.
„Okay, ganz ehrlich? Ich bin schon eine ganze Weile in dich verliebt und die letzten Tage waren mehr Action, als ich mir jemals erträumen konnte."
„Wo ist dann das Problem?"
„Ich weiß nicht wie ich es erklären soll... Es geht alles so plötzlich, so schnell. Natürlich, es ist irgendwie das was ich mir schon immer gewünscht habe und doch würde ich es lieber langsam angehen lassen. Ich meine, wie kennen uns doch gar nicht richtig."
Er sieht mich verwirrt an.
„Wir gehen seit fünf Jahren in die gleiche Klasse."
„Ja, das schon, aber wann haben wir denn je mal ordentlich miteinander geredet? Ich weiß nichts so wirklich über dich und du über mich. Ich könnte alles ein was du hasst!"
Er macht eine verwerfende Handbewegung.
„Ach Quatsch, niemals!"
„Versuch doch bitte zu verstehe was ich meine! Ich empfinde etwas für dich, wirklich, aber ich will erst ganz genau herausfinden was es ist."
Er nickt und sieht mich noch einen Moment ein wenig gedankenverloren an.
„Ich denke, ich weiß worauf du hinaus willst. Es geht für alles zu schnell, richtig? Du hast Angst etwas zu überstürzen und dann doch verletzt zu werden."
Ich nicke hastig, scheinbar hat er mein wirres Gerede doch verstanden.
„Ich verstehe das, ehrlich. Nur habe ich dir gestern schon gesagt, was ich fühle und das ich genauso verwirrt bin. Ich mache dir einen Vorschlag: Lass es uns doch einfach gemeinsam herausfinden, was zwischen uns ist und lass uns dann entscheiden wie es weiter geht."
Er fährt sich durch die Wirren Haare, aber er wirkt erleichtert, als hätte er endlich ausgesprochen was ihm schon lange auf der Seele brennt.
„Das heißt...?"
„Ein Date."
Ich sehe ihn überrascht an.
„Ein was?"
Er schmunzelt bei meinem Gesichtsausdruck.
„Ein Date, du weißt doch sicher was das ist, oder?"
„Ja schon, aber..."
Ich fange an zu stottern und breche dann doch lieber ab, bevor ich noch anfange Mist zu reden.
„Was aber? Du weiß alles vor dem aber zählt nicht... Du hattest doch schon mal eins, oder?"
Ich zucke mit den Schultern.
„Nicht so richtig."
Jetzt ist er überrascht.
„Was jetzt, du? Okay, dann wird es eben dein erstes und gleichzeitig bestes Date!"
Er wirkt ziemlich entschlossen seinen Plan in die Tat umzusetzen und ich nicke nur, weil ich nicht weiß wie ich darauf antworten soll. Ich verstehe nicht, warum er so überrascht ist, dass ich noch nie in wirkliches Date hatte. Ist ja nicht so, dass die Jungs mir in Scharen hinterher laufen. Eher das Gegenteil. Ich bin Ihnen zu seltsam, laut, nicht hübsch genug.
„Nächsten Freitag."
Es wirkt mehr wie eine Aussage als eine Frage, weshalb ich wieder nicke.
„Okay gut. Jetzt lass uns nochmal hinlegen, ich bin immer noch müde."
Er legt sich wieder hin und ich lasse zu, dass er mich in seine Arme zieht.
Ich habe ein Date!

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