11. Blackjack

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Ich joggte wie üblich am Morgen meine Strecke entlang.

Luke und ich hatten die letzten zwei Wochen Strafarbeiten verrichten müssen, weil er irgendwie an Alkohol gekommen war und ich, naja... die Story ist ja bekannt.
Chiron wollte mit Luke reden, der war ja aber nicht da und da hat er dann die Flasche mit dem Erdbeerschnapps gefunden. Dumm gelaufen würde ich sagen.

Boxen misten, Schilde oder Schwerter putzen und ölen und so ziemlich alles, was an sinnlosen Aufgaben noch so anfiel.

Chiron sagte nur er bewunderte wie sehr wir unsere Strafe akzeptierten, obwohl es sich strafmindernd auswirken würde, uns die Namen der Anderen, die mitgespielt hatten, zu sagen.
Wir hielten dicht.

Jedenfalls war es wieder relativ zeitig am Morgen, als ich um das Camp rannte. Dieses Mal hatte ich eine andere Strecke gewählt, eine die laut Luke etwas anspruchsvoller war.

Wir wollten heute gemeinsam frühstücken, so ganz romantisch, wie wir eben waren.
Da sowieso einige Campbewohner über eine Woche bei ihren verbliebenen Elternteilen waren, würden zwei weniger nun auch nicht wirklich auffallen.

Ich zog gerade das Tempo ein wenig an, um eine Steigung leichter nehmen zu können, da erfasste ich wieder dieser stechende Kopfschmerz.

"Tessa...", sagte die Stimme.

"Nein! Geh aus meinem Kopf raus!"

Voller Schmerz und Ablehnung schüttelte ich den Kopf und lehnte mich an die Seite der Felswand.

"Tessa! Ich bin dein Vater, verdammt nochmal! Hör auf dich so anzustellen!"

Der Himmel des sonnigen Morgens wurde im nächsten Moment düster und mit Wolken durchzogen.

"Du bist nicht mein Vater! Das warst du nie! Und jetzt raus! Ich will nicht mit dir sprechen!"

Mittlerweile kam ich mir vor wie eine Verrückte, immerhin redete ich mit einer Stimme in meinem Kopf. Hoffentlich kam jetzt niemand vorbei.

"Tessa!", donnerte die Stimme meines Vaters nun.

Ein Blitz kam vom Himmel herunter und es donnerte heftig, als würde die ganze Erde beben.

Ich war zusammengezuckt und nun mehr als Still. Nach einigen Sekunden begann Zeus wieder zu mir zu sprechen.

"Wir sind vom selben Blut, versteh das doch endlich! Ich will dir nichts Böses, Kind!"

Ich antwortete nicht. In meinem Kopf schwirrten Goethes Worte umher. In 'Prometheus' hatte er harte, aber so unglaublich wahre Worte an meinen Vater gerichtet und eben diese lagen mir nun auf den Lippen.

Prometheus... ein weiteres Beispiel für die Willkür und die Wut, mit der die Götter regierten. Er gab den Menschen das Feuer, was er vom Olymp stahl und lehrte sie Emotionen zu fühlen.
Und was war Zeus' Dank?

Er kettete ihn an einen Felsen im Kaukasus, wo jeden Tag ein Adler vorbei kam und die immer wieder nachwachsende Titanenleber fraß, jeden Tag aufs Neue diese Höllenqualen.

"Geh unter dem Felsen lang. Langsam."

"Pah! Wieso sollte ich?!", stieß ich wütend aus.

Wieder blitzte und donnerte es. Um zu verhindern, dass mein Vater das ganze Camp zerlegen würde, tat ich was er von mir verlangte.

Ich schlich mich langsam den besagten Pfad entlang. Es war ein schmaler Weg, der mit Steinen nur so überseht war.
Zum Schluss glitt ich, unter Anweisung meines zornigen Göttervaters einen kleinen Hang hinunter.

Halbgötter?! - Percy Jackson (Luke x OC) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt