Kapitel 5 - Tränen

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Ich zog Alia hinter mir in die Höhle, wo auch mein altes Sofa stand. Wir ließen uns beide darauf fallen, dass der ganze Staub der sich in den letzten Jahren dort gesammelt hatte in die Luft flog. Sofort begann Alia zu weinen, die Tränen überströmten ihr ganzes Gesicht und ich erkannte sie kaum wieder. Wir kannten uns zwar noch nicht so lange, aber diese Seite hätte ich nie von ihr erwartet. Sie war doch so lebensfroh gewesen. Doch die Tränen wurden immer heftiger, und aus dem leisen Schniefen wurde lautes schluchzen, dass ich schon Angst bekam sie würde ersticken. Ich schlung meine Arme um sie und sie legte ihren Kopf auf meinen Brustkorb. Die nähe schien sie zu beruhigen, und ich genoss ihre Nähe auch sehr. Unsere Hände und Arme waren ineinander gehakt, als wären wir ein Knoten den niemand lösen kann. Sie vergrub ihren Kopf in meinem Hoodie, und ich versuchte sie mit all meiner Macht zu beruhigen.

Nach einer guten stunde dauerweinen beruhigte Alia sich dann endlich langsam. Sie wischte ihr Gesicht mit ihrem Pulli ab, und sie fiel mir direkt in die Arme. „Danke", flüsterte sie leise und mit brüchiger Stimme. „Seh ich arg schlimm aus?", fragte sie mich, als sie mir in die Augen schaute, dabei lachte sie ein bisschen. Ich musterte ihr verkwollenes und rotes gesicht, die verlaufene Schminke und ihre zitternde Unterlippe. „Nein", antwortete ich ihr, „Du siehst wunderschön aus". Was war los mit mir? Ich wusste nicht was ich da sagte.

Sie sah mir tief in die Augen und ich Tat ihr gleich. Normalerweise war ich nicht fähig dazu, irgendjemandem in die Augen zu sehen, doch bei Alia fiel es mir so leicht wie das Athmen, als wäre es automatisiert in meinem Kopf verankert. Sie sah mich an und biss sich leicht auf die Unterlippe. Ich spürte, wie ihr Blick mich musterte und schließlich zwischen meinen Lippen und meinen Augen hin und her wanderte. Mein ganzer Körper war wie elektrisiert, ich konnte mich nicht einen Zentimeter bewegen.

Alia nahm meine rechte Hand in ihre, mit der anderen Fuhr sie meinen linken Arm rauf, bis ihre Hand schließlich um meinen Hals lag. Sie schaute mir tief in meine Augen, ihre funkelten als würde sich das gesamte Univärsum darin spiegeln. Langsam bewegte sich ihr Kopf auf meinen zu, ich wusste, worauf das ganze hier hinauslaufen sollte. Ich hatte Angst, was geschehen würde. Ich war nicht Lesbisch, hatte auch noch nie zuvor ein Mädchen geküsst, nichteinmal als ich sturzbetrunken war. Doch wirklich etwas dagegen würde ich denk ich auch nicht haben...Was rede ich denn da? Meine Eltern würden mich umbringen, wenn sie das wüssten.

Alia kam mir immer näher, bis zwischen unsere lippen nichtmal mehr ein Schulheft gepasst hätte. Sie schloss ihre Augen. Ich war immernoch wie angewurzelt, doch trotzdem konnte ich mich irgendwie dazu bringen meine Augen zu schließen. Die Spannung zwischen uns beiden wurde immer größer, und ich konnte schon ihren Atem spüren.

Doch plötzlich klingelte ein Handy! Es war das von Alia, die mit einem Satz zurück sprang und entsätzt auf ihr Display sah.
„Scheiße, schon 5 Uhr! Meine Mom killt mich, wenn ich nicht gleich zu Hause bin", schrie sie und rannte raus, ohne sich von mir zu verabschieden. Ich hätte gerne erfahren, wieso sie so aufgelöst war, doch heute war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Geschockt saß ich noch für mindestens 10 minuten auf dem alten Sofa. Hatten wir uns wirklich fast geküsst?

Wie mein Leben sein sollte (girlxgirl) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt