Kapitel 15 - Entwicklungen

221 16 0
                                    

Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug, Alia und ich waren bereits einen Monat zusammen, und es lief einfach nur super. Jeden Tag liebte ich sie mehr.
Doch vor dem, was Heute geschehen würde, hatte ich eine unendliche Angst. Vor einigen Tagen hatte Alia ihrer Mutter von uns beiden erzählt und heute war der Tag gekommen, an dem ich ihr das erste mal als „Alias Freundin" gegenüber trat. Das ist ja schon ein komisches gefühl, und dazu war ich noch so aufgeregt dass es sich anfühlte als würde mir mein Herz in die Hose rutschen. Wir beide hatten uns in den letzten Tagen nicht wirklich oft gesehen, die Klausuren standen an und keine von uns beiden wollte durchfallen. Trotzdem trafen wir uns hin und wieder auf dem Mädchenklo oder hinter der Schule, um wenigstens ein bisschen Zeit miteinander verbringen zu können.

Nach der Schule wartete ich zusammen mit einem zweiten Helm und meinem Motorrad auf Alia. Ihre Mutter wartete schon auf uns beide, sie hatte nichts dagegen, dass Alia eine Freundin hat. Wie sich herausstellte, wussten Alia und ihre Eltern bereits, dass Sie auf Mädchen steht. Geoutet hatte sie sich vor etwa 2 Jahren, was meiner Meinung nach sehr mutig war. Das alles erklärte, wieso Alia vor unserem ersten Kuss so dominant und sicher war. Ich selbst wollte erst herausfinden, ob sie auch so für mich fühlt, doch sie wusste es bereits, weshalb alles dann auch so kam wie es kam.

Alia lief, zusammen mit einigen Mädchen aus ihrem Kurs, die treppen der Schule herunter. Ich wartete gespannt auf meinem Moped sitzend und begann zu lächeln, als ich ihre voluminösen Haare im Wind in ihr Gesicht fliegen sah. Sie sah mich an, und ich konnte fühlen wie ihre Augen aufleuchteten. Sie umarmte mich und gab mir einen zarten Kuss auf die Wange. Ich sah ihren Mitschülern hinterher, und konnte sehen wie sie winkten und kicherten. „Beste Freundinnen eben...", mussten sie gedacht haben. Gott sei dank, denn ich hatte es meiner Mutter immer noch nicht erzählt, ich hatte zu viel Angst davor.

Nachdem Alia den Helm mit einem eleganten Schwung ihrer Haare aufgesetzt hatte, setzte sie sich hinter mich auf meine Maschine und wir fuhren los. Ich mochte es, wie sie ihre Hände um meine Hüften schlang, sodass sie nicht herunterfiel. Mir gefiel es, wie sie ihr Gesicht in meinen Rücken drückte, und mir das Gefühl gab, ich sei Alles was sie brauchte. Ich liebte einfach ihre Anwesenheit und vor allem ihre Berührungen bereiteten mir Gänsehaut.

Nach etwa fünf Minuten, meiner meinung nach zu wenig, Fahrtzeit kamen wir schliesslich bei Alia vor dem haus an. Wir stiegen ab und ich stellte mein Motorrad ab. Bevor wir auf die Türschwelle traten stockte ich kurz. Mein Herz raste wie verrückt. „Alles okay?", fragte Alia besorgt und sah mir tief in die Augen. Sie konnte meine Unsicherheit erkennen: „Du schaffst das...Wir schaffen das!" Sie nahm meine Hand, schloss die Tür auf und wir gingen herein.
„Hey Mama!", sagte Alia und sah sich in der Diele um. „Bin in der Küche, kommt doch rein, Essen ist schon fertig", ertönte aus einem der Nebenzimmer in mittlerer Lautstärke. Ich drückte Alias Hand so fest, dass ich das gefühl hatte, sie würde unter dem Druck brechen. Alia umschloss sie jedoch mit einer Zärtlichkeit, die meine Angst schon fast vergessen machte.

Langsam schritten wir den Flur entlang, bis wir schlussendlich die Küche erreichten, in der Alias Mutter bereits am Spülmaschine einräumen war. Ich erinnerte mich zurück an die erste Nacht die ich mit Alia verbracht hatte, und wie sie mir morgens Früstück machte und unsere Romanze begann. Ich fing an, in mich hinein zu lächeln, denn alleine der Gedanke daran machte mich glücklich.

„Setzt euch doch!", sagte Alias Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen und einer freundlichkeit in ihrer Stimme. Man hörte einen leichten Akzent, der musste wohl davon kommen, dass sie nicht in Deutschland geboren war, wie Alia mir ja bereits erzählt hatte.
Wir setzten uns hin, wobei ich Alias Hand nicht loslassen wollte. Ich konnte unter ser Aufregung einfach nicht ohne sie, doch sie schien das nicht schlimm zu finden.
Zu Essen gab es Schnitzel mit Kartoffelbrei und Gemüse, zufällig eines meiner Lieblingsessen. Um ehrlich zu sein, dachte ich, das Gespräch würde unangenehmer verlaufen, als es dann tatsächlich war. Wir redeten etwas darübed, wie wir uns kennengelernt hatten, und wie lange wir jetzt genau zusammen waren.
„Ja also eigentlich war das an dem Abend, an dem ich das erste mal hier war", erzählte ich. „Genau, ich erinnere mich wieder!", entgegnete Alias Mutter.
Als es zum Thema Outing kam, fiel es mir etwas schwer.
„Meine Eltern akzeptieren das nicht...es ist alles auch so neu für mich, ich warte noch, bis ich es ihnen sage..." Als ich das gesagt hatte, fühlte ich mich genauso wie in einer dieser komischen Seifenopern, in denen die Kinder immer so Klischee-mäßige Sachen sagen.
Alles in Allem verlief das Treffen mit Alias Mutter sehr gut, und ich hatte das Gefühl, wir mochten uns gegenseitig.

Gegen Abend fuhr ich, nachdem wir noch etwas in Alias Zimmer herumlagen und „lernten" (also natürlich nicht lernten), wieder nach Hause. Dort angekommen war ich wie zu erwarten war alleine. Naja zumindest fast, denn Marco saß in seinem Zimmer. Ich kann mir nicht erklären, wie zur Hölle ich auf die Idee kam, doch ich klopfte an.
„Hä?", hörte ich und trat ein. „Ich muss dir was sagen", sagte ich und merkte schon, wie meine Unterlippe begann zu zittern. Ich schloss die Tür, und warf mich auf sein Bett.
„Kann das nicht warten?", fragte er genervt.
Als er mich dann endlich ansah, bemerkte auch er, dass es mir ernst war. „Caro?", fragte er jetzt besorgt und stand vom Schreibtisch auf um sich neben mich aufs Bett zu setzen.
Ich konnte es nicht verhindern, aber plötzlich und wie aus der Pistole geschossen, stiess es mir Tränen in die Augen, und ich konnte es nichtmehr für mich behalten:

„Ich bin lesbisch"

Mit diesem Satz begann ich, wie verrückt zu heulen, und ich wusste nichteinmal wieso.

Mein Bruder saß mit halb geöffnetem Mund neben mir und war sprachlos...

Wie mein Leben sein sollte (girlxgirl) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt