Sofort nachdem ich die Nachrichten meiner Mutter erhalten hatte, schnappte ich mir meine Tasche und meinen Helm und wollte gerade zu meinem Motorrad loslaufen, als ich in letzter Sekunde bemerkte, dass ich garkeine Hose anhatte. Schnell zog ich mir meine Jogginghose an und lief zu Alia, die mich die ganze Zeit mit einem Lächeln beobachtet hatte.
Ich küsste sie noch einmal und genoss ihre Nähe für die letzten Sekunden die ich bei ihr verbracht hatte. Ihre Lippen wollten meine garnicht mehr loslassen, doch sie wusste genauso gut wie ich, dass es keine Möglichkeit für mich gibt, einer Strafe davon zu kommen, wäre ich noch länger bei ihr geblieben.Also machte ich mich auf den Weg, fuhr viel zu schnell und malte mir in meinem Kopf schon alle möglichen Szenarios aus, wie meine Mutter mich mit ihrem Schuh schlagen, oder mein Handy einkassieren würde. Als ich angekommen war, stellte ich mein Motorrad in die Garage, schloss die Haustür auf und stürmte so schnell es ging in die Küche, wo meine Mutter auch schon mit verschränkten Armen auf mich wartete.
„Setz dich.", sagte sie monoton und sah auf einen unserer schwarzen Küchenstühlen, der etwa einen Meter von ihr entfernt war. „Mom ich...", wollte ich anfangen, doch sie unterbrach mich direkt. „Setz dich hin!" Mit erhobener stimme sah sie mich an, ich konnte die Ader auf ihrer Stirn erkennen, die nur zum vorschein kam, wenn sie so wütend war, dass bereit gewesen wäre ein Tier mit bloßen Händen zu erlegen.
Nach kurzem Nachdenken, ob es wohl besser wäre nachzugeben, tat ich dies und setzte mich auf den Stuhl.„Wo warst du." In ihrer Stimme konnte ich die geballte Wut hören, und ich hatte Angst ihr zu antworten. Da ich mir bereits eine ausrede überlegt hatte, schoss ich auch schon los: „Ich war bei Clara." Natürlich hatte ich sie angelogen, denn wenn sie wüsste dass ich bei Alia war, würde sie ausrasten. Nicht etwa nur wegen des Kusses (Von dem sie hoffentlich nie was erfahren wird), sondern allein auf Grund der Tatsache dass sie Alia nicht kannte.
„Aha. Und wieso schleichst du dich dann raus? Was war der Grund dass du mir nicht einfach bescheid gesagt hast?", sagte sie immernoch wütend, doch anscheinend hatte ich sie etwas besänftigt. „Naja also...", sagte ich, und hoffte nicht allzu nervös und unglaubwürdig zu wirken. „Klara hat Stress mit ihrem Freund, und ich wollte ihr beistehen als ihre Beste Freundin...". „Na schön", sagte meine Mutter und löste den verschrenkten Griff ihrer Arme. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich wollte gerade in mein Zimmer stürmen, als sie noch etwas sagte: „Aber Trotzdem..." Oh mist. „...Bekommst du 2 Wochen Hausarrest, weil du mich angelogen hast. Nächstes mal sagst du einfach bescheid okay?" „Okay", antwortete ich, nahm mein Handy und lief in mein Zimmer.Dort angekommen schmiss ich mich auf mein Bett, und schrieb zuerst eine Nachricht an Clara.
Ich: Du bist mein Alibi für letzte Nacht. Ich erzähl dir am Montag alles!
Clara: Alles klar, Süße, kanns kaum erwarten!Ich war immernoch ziemlich sprachlos von dem, was letzte Nacht mit Alia war. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal etwas für ein Mädchen empfinden könnte, doch die Liebe die ich bei Alia verspürte stellte definitiv alle meine „Verliebtheits-Gefühle" die ich jemals hatte in den Schatten. Ich schrieb ihr sofort, dass ich jetzt zwar erstmal Hausarrest hatte, wir uns ja aber trotzdem in der Schule sehen konnten. Ich lag einfach den Rest des Tages in meinem Bett, starrte die Decke an und hörte Musik. Ab und an stand ich auf um mir was zu Essen zu holen, aber ansonsten konnte ich nur an Alia denken. Allein der Gedanke an sie ließ 1000 Schmetterlinge in meinem Bauch aufsteigen. Wenn sie mich berührte, dann fühlte ich mich geborgen und warm, gleichzeitig durchzog mich dieser eiskalte Schauer, der mir Gänsehaut über meinen ganzen Körper bereitete.
Ich dachte auch darüber nach, was meine Eltern sagen würden, wenn sie es rausfinden... Mein Vater wäre ganz sicher nicht begeistert deshalb. Meine Eltern waren sehr religiöse Menschen. Sie gingen zwar eher selten in die Kirche, doch Tischgebete und Kreuze überall im Haus verteilt gehörten für sie einfach dazu. Ausserdem nahmen sie die Bibel für wahr, während ich ehrlich gesagt nicht daran Glaube. Sie fanden es nicht schlimm, dass ich nicht so religiös war wie sie, doch ich wusste, dass ihre Ansichten für mich auch gelten sollten. Ich weiß noch ganz genau, dass ich als ich so etwa 8 oder 9 war, einmal ein Schwules Pärchen in der Stadt gesehen hatte. Damals fand ich das irgendwie ekelhaft, oder komisch besser gesagt. Doch heute? Heute hatte ich ein wildes Rumgeknutsche mit einem Mädchen hinter mir und war mir doch sehr sicher, dass ich niemals etwas für Jungs empfinden würde.
Was hatte dieses wundervolle Mädchen nur mit mir angestellt?

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Wie mein Leben sein sollte (girlxgirl) *wird überarbeitet*
Teen FictionCaroline kommt nach den Sommerferien wieder in die Schule und merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Als sie dann auf das neue Mädchen Alia trifft, beginnt eine spannende, romantische und geheimnisvolle Geschichte über zwei junge Mädchen. (LGBTQ) Don...