Kapitel 3
Azzael wandte sich von seinem Spiegelbild ab. Er hatte genug gesehen, um zu wissen, dass Daniel mit seinem Unterfangen nicht wirklich vorankam, doch das war nur gut so. Für ihn zählte nur, dass Daniel aus dem zweiten Himmel verschwunden war.
Der kleine Brunnen spie wieder seinen Wasserstrahl aus, sobald Azzael ihm seinen Rücken zugedreht hatte, und die Oberfläche, auf der eben noch Daniels Abbild zu sehen gewesen war, kräuselte sich, während das Wasser in kleinen Wellen an den verzierten Brunnenrand schlug. Er folgte dem Weg, der sich zwischen den hohen Säulen entlang schlängelte, um nicht zu spät zu der Versammlung zu kommen, die er selbst einberufen hatte.
Die Wolken unter seinen Füssen nervten ihn. Erneut dachte er darüber nach, wie schön es für ihn wäre, wenn er auf solidem Stein laufen könnte. Aber nein, hier oben war alles so friedlich und weich und es fühlte sich an, als würde er über eine stramm aufgeblasene Hüpfburg gehen.
Dass die Menschenseelen, die gerade erst gestorben waren, so eine friedliche Umgebung brauchten, damit sie sich von ihrem Leben verabschieden konnten, war ihm schon bewusst, doch das hier war der zweite Himmel und somit das Zuhause der Erzengel. Niemand außer ihnen hatte hier Zutritt, erst recht keine dreckige Menschenseele. Warum zum Teufel musste dann hier alles so friedlich sein?
Die Erzengel wussten genau, dass das Leben nicht nur schön war. Auch für sie gab es jede Menge schlechte Zeiten und viele von ihnen hatten schon in der ein oder anderen Auseinandersetzung zwischen Himmel und Erde gekämpft. Bei jedem Schritt, den Azzael machte, entstand der Eindruck, er würde in einen dicken Teppich einsinken. Er hasste dieses Gefühl genauso, wie er die Menschen hasste, die dem Schöpfer so viel wichtiger waren als die Engel, seine Kinder.
Aber wenn alles nach seinem Plan lief, würde es bald keine dieser kurzlebigen Kreaturen mehr geben. Den ersten Schritt in diese Richtung hatte er bereits getan, indem er dafür gesorgt hatte, dass Daniel tatsächlich auf die Erde gegangen war und ihm so nicht mehr länger im Weg stand. Er war einfach zu weich für seine Pläne und hätte seiner Meinung nach auch nie auf einem so hohen Posten landen dürfen. Die Erzengel brauchten eine harte Hand, die sie führte, sie durch schwere Zeiten leitete und ihnen nicht sagte, es würde schon alles gut werden, solange sie sich nur auf ihren Instinkt verließen.
Nach kurzer Zeit hatte Azzael den kleinen Konferenzsaal erreicht, in dem sich mittlerweile die anderen Erzengel eingefunden hatten und an dem runden Tisch auf ihn warteten. Sie hatten sich rund um das Monster aus – wie sollte es auch anders sein – weißem Marmor, das den Raum dominierte, versammelt und sahen in seine Richtung, als er hereinkam. Der Rest des Saales war schlicht gehalten. Hier sah eher aus wie in einem alten Tempel, den man mit Wolken als Wände geschlossen hatte, was Azzael immer das Gefühl gab, in einer großen Zuckerwatte gefangen zu sein. Im Gegensatz zum Boden waren die Wände so hart wie der Marmor, aus dem der Tisch bestand, und ließen kein Wort nach draußen sickern, sollte sich doch mal jemand Unbefugtes in ihrem Reich aufhalten. Doch wenn man sie ansah, dann konnte man meinen, man würde sich dagegen lehnen und in ihnen versinken.
Da Azzael Daniels Platz als erster Erzengel eingenommen hatte, würde Gabriel nun der zweite Erzengel und damit sein Stellvertreter sein. Er wusste, dass er sich etwas überlegen musste, um ihn zu beschäftigen, denn Gabriel war schon immer ein überzeugter Anhänger von Daniel gewesen und würde seine Überzeugungen so schnell nicht über Bord werfen. Azzael hatte ganz genau mitbekommen, wie Gabriel versucht hatte, seinen Freund zum Bleiben zu überreden. Gott sei Dank war Daniel so stur, sonst hätte er Azzaels gesamten Plan gefährdet. Neben Gabriel saß Uriel, seine schwarzen glatten Haare hingen ihm über die Schulter und seine dunkelbraunen Augen sahen Azzael misstrauisch an. Noch ein Erzengel, um den er sich würde kümmern müssen, wenn er seinen Plan ohne Störungen durchführen wollte.
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Dawns Liebe - Einmal Himmel und zurück
FantasyDawn ist eine Einzelgängerin wie sie im Buche steht, sie hat nur eine Einzige Freundin, Caprice. Alle anderen meiden sie wie die Pest. Mit ihren siebzehn Jahren, hat sie sich bereits an dieses Leben gewöhnt und ihr dickes Fell hilft ihr, diesen Allt...