Kapitel 12

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Kapitel 12

Azzael lief in seinem Domizil auf und ab. Es ging ihm einfach alles nicht schnell genug. Die Chrubim waren auf der Erde eingefallen und die Verwüstungen hatten auch die Städte getroffen, die sie treffen sollten, dennoch starben ihm nicht genug Menschen. Die Tsunamiwelle sollte eigentlich Tausende auf einmal töten, aber sie ging an einem viel zu wenig belebten Strand nieder. Und die Städte,, die in der Nähe des Strandes lagen, waren auch nicht allzu dicht bewohnt. Azzael musste wohl oder übel selbst das Kommando übernehmen. Er machte sich wieder einmal auf den Weg in den dritten Himmel. Diesmal wurde er nicht erwartet und Azzael musste sich alleine seinen Weg in die riesige Höhle suchen, das machte ihn noch ungehaltener. In der Höhle herrschte ein großes Durcheinander und die Cherubim wimmelten alle durcheinander. Abraxos befand sich mit seinem Rat in dem hinteren großen Raum. Azzael bahnte sich seinen Weg durch die Reihen und stürmte in den Raum, wo ihn die Chrubim mit großen Augen ansahen. Sein Blick fiel zuerst auf Nikita, als sie ihn sah, kniff sie die Augen zusammen und wandte demonstrativ den Blick ab. Das versetzte Azzael einen Stich, was ihn einen Moment lang aus der Fassung brachte. Doch der Erzengel hatte sich schnell wieder gefangen. Ohne sich um die anderen zu scheren, ging er auf Abraxos zu und nahm seinen Platz ein. Der oberste Cherub machte ihm auch sofort Platz. »Ich werde ab sofort das Kommando über euch übernehmen!« Seine Stimme vibrierte geradezu vor Macht und er genoss es, dass einige der Anwesenden zusammenzuckten. Doch es gab auch andere, die ihn finster musterten, unter ihnen Nikita, und er fragte sich, warum es ihn so störte, dass gerade sie ihm nicht wohlgesonnen war. »Ich werde keine Widerrede dulden. Von keinem von euch! Und wer es dennoch wagt, wird meinen Zorn zu spüren bekommen.« In seine letzten Worte legte Azzael so viel Macht, dass die Steine unter seiner Stimme erzitterten. Niemand widersprach ihm. »Also, bei eurem nächsten Angriff auf die Erde müssen viel mehr Menschen sterben. Die Schneefälle auf den Bahamas sind wirklich gut, da die Menschen dort der Kälte nichts entgegenzusetzen haben. Aber die Tsunamiwelle war ein Reinfall. Es sind nur etwas über eintausend Menschen gestorben. Das ist viel zu wenig und nicht effektiv genug. Wenn ihr so weitermacht, ist die Erde in zehn Jahren noch nicht befreit. Sobald ihr auf der Erde seid und das Portal offen haltet, vergeht die Zeit hier oben genauso schnell wie auf der Erde. Wenn ihr einen Tag dort seid, vergeht auch hier ein ganzer Tag und nicht so wie sonst nur eine Stunde.« Nun meldete Abraxos sich zu Wort. »Azzael, dass die Zeit hier oben in der gleichen Geschwindigkeit vergeht, liegt nicht an uns, sondern an dem Ungleichgewicht, dass durch unser eingreifen aufgekommen ist. Es hat schon angefangen, als wir das erste Mal auf die Erde gingen. Die Wirkungen waren damals jedoch noch nicht so offensichtlich. Doch seit dem großen Angriff mit der Tsunamiwelle ist alles außer Kontrolle. Die Zeit hat sich irgendwie angeglichen.« Azzael dachte über die Worte des Cherub nach. Wer weiß, vielleicht war diese Zeitangleichung gar nicht so schlecht. Dennoch mussten die Menschen schneller sterben. »Trotzdem muss euer nächster Angriff effektiver sein. Ich erwarte, dass dann mehr Menschen sterben.« »Wir haben gehört, der sechste Himmel quillt bald über, so viele Menschen sind in letzter Zeit gestorben«, meldete sich nun Janiel zu Wort. Der Mann mit dem Pumakörper schaute Azzael fragend an. Über seinem Rücken ragten pechschwarze Schwingen auf. »Der sechste Himmel ist unendlich«, antwortete Azzael überheblich. »Schon«, Nikita sah Azzael herausfordernd heran, »aber die Zwischenwelt ist nicht unendlich und alle sterbenden Seelen müssen erst einmal dahin, um zu sich zu kommen. Das weißt du genauso gut wie wir.« Azzael sah Nikita direkt in die Augen. »Das ist nicht unser Problem.« Nikitas Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das ist barbarisch«, sagte sie leise. Sie war zwar eine Cherub, aber sie war nicht grausam veranlagt. Je mehr Seelen in dem Zwischenraum verweilten, desto schwerer war es für sie, den Tod zu akzeptieren, insbesondere dann, wenn es ein gewaltsamer Tod war. »Die Menschen sind selbst Barbaren«, sagte Azzael in einem gefährlichen Ton und in seinen Augen schien sich der Wahnsinn zu spiegeln. »Sie haben es nicht anders verdient.« Nikita hielt den Mund. Ihr war klar, dass sie gegen die Überzeugung des Erzengels nicht ankommen würde. Als Azzael merkte, dass nun niemand mehr widersprechen würde, gab er noch letzte Anweisungen und machte sich auf den Weg zurück in den zweiten Himmel. Nun sollten auch seine Erzengel von seinem Vorhaben erfahren. Im zweiten Himmel angekommen berief der Erzengel eine Versammlung ein. Es war nicht einfach, die verstreuten Erzengel zu versammeln. Doch nach ungefähr einer Stunde hatte Azzael alle im Besprechungszimmer zusammen. Einige starrten ihn mürrisch an. »Schön, dass ihr gekommen seid«, begann Azzael und wieder glitzerte der Wahnsinn in seinen Augen. »Schwafle nicht so lange rum, Azzael, es gibt tatsächlich Erzengel die etwas zu tun haben.« Uriels Stimme klang ruhig und gelassen, doch seine Augen waren zu Schlitzen verengt. »Keine Sorge, mein alter Freund. Es wird nicht lange dauern.« Auf Azzaels Gesicht erschien ein grausames Lächeln. »Ich möchte euch meine Pläne mitteilen.« »Welche Pläne?« Diesmal war es Gabriel, der sprach, und er hatte Mühe, seine Stimme im Zaum zu halten. »Meine Pläne als euer oberster Erzengel, Gabriel.« »Du bist nur Daniels Vertretung.« Raphael hielt seine Stimme nicht im Zaum, er machte keinen Hehl aus seiner Verachtung Azzael gegenüber. »Oh, ich glaube, dass Daniel nicht zurückkehren wird.« Unter den anwesenden Erzengeln brach ein Gemurmel aus und es gab einige finstere Blicke in Azzaels Richtung, doch das störte ihn nicht im Geringsten. »Ruhe!« Die Macht, die durch den Raum schwebte, brachte alle augenblicklich zum Verstummen und die Erzengel wunderten sich, woher Azzael diese Kraft hatte. »Also, meine Pläne sehen wie folgt aus: Ich werde die Menschen ausrotten und die Erde mit Engeln neu bevölkern.« In der Stille, die folgte, hätte man ein Sandkorn fallen hören können. »Das kann nicht dein Ernst sein.« Uriel war der Erste, der seine Stimme wiedergefunden hatte, diesmal klang der Engel der Ruhe und Gelassenheit alles andere als ruhig. »Und ob das mein Ernst ist.« Azzaels Stimme war schmeichelnd und samten. Unter den Erzengeln konnte er einige sehen, die nach dem ersten Schock ein Lächeln im Gesicht hatten. Unter ihnen war zum Beispiel Zadkiel, der rothaarige Hitzkopf, und Azzael war froh, ihn auf seiner Seite zu haben. Cassiels Gesichtsausdruck war immer noch schockiert, doch er wusste sicher, dass sie sich nicht gegen ihn wenden würde. Und selbst wenn einige der anderen sich entschlossen, ihm Steine in den Weg zu legen, sie hatten nicht die Macht, ihn tatsächlich aufzuhalten. Eine Verzögerung wäre zwar ärgerlich gewesen, aber wichtig war, dass sein Plan überhaupt durchgezogen wurde. Keiner der Erzengel tat öffentlich seinen Unmut kund und so beendete Azzael die Versammlung.

Dawns Liebe - Einmal Himmel und zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt