Xayra
Jeder Mensch kommt mit einem speziellen Schicksal auf diese Welt. Er hat etwas zu vollbringen, eine Nachricht zu vermitteln, eine Arbeit fertigzustellen.
-OshoDen ganzen Tag über habe ich Pläne geschmiedet und mich auf meine Mission für heute Abend vorbereitet. Es kann praktisch nichts mehr schiefgehen. Ich habe alles doppelt und dreifach geprüft. Nun stehen nur noch die letzten Vorbereitungen an.
Ich ziehe meine Kleidung an, mit der ich mich optimal bewegen kann und bei einem Kampf durch nichts gestört werde. Darüber ziehe ich meinen dunkelgrauen Umhang an. Durch seine Farbe und sein Aussehen ist es mir erlaubt in Menschenmengen zu verschwinden und mich unauffällig zu bewegen. Ausserdem kann man darunter gut Waffen und dergleichen Verstecken.
Meine langen blonden Haare flechte ich zu einem Zopf, damit sie mir auch nicht in den Weg kommen, sowohl beim Wegrennen, als auch beim Kämpfen.
Zum Schluss stecke ich noch meinen Dolch an den Gurt um meine Hüfte, neben den ganzen anderen Waffen, die ich bei mir trage.
Fertig.
Ich verlasse mein Zimmer und draussen warten bereits Troy, Mitchell und mein Vater auf mich. „Bist du bereit?" fragt mich Vater und ich nicke. „Gut. Pass auf dich auf Xayra." Er ist besorgt, auch wenn er es sich niemals anmerken lassen würde. „Es wird schon nichts passieren." beruhige ich ihn, danach herrschte diese allzu bekannte Stille im Raum.
Die Ruhe vor dem Sturm...
Keiner will sich verabschieden, weil es einen bitteren Beigeschmack hat.
Von wie vielen Leuten hat man sich schon verabschiedet, die man danach nie wiedergesehen hat?
„Sei bald wieder da." weist mich mein Vater deshalb an und ohne ein Wort des Abschieds verschwinde ich in die dunkle Nach hinaus.
Ich habe den halben Tag damit verbracht alte Pläne und Karten zu studiert und dabei festgestellt, dass ich genau zwei Möglichkeiten habe, um in den Palast einzudringen.
Zum einen über die Fassade des Palastes und die zweite Variante wäre die Kanalisation.
Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden, da zu viel schiefgehen könnte, wenn ich an den Mauern des Schlosses raufklettere.
Die Kanalisation ist zwar auch nicht gerade ungefährlich, aber auf jeden Fall ist das Risiko entdeckt zu werden um einiges kleiner.Ich streife durch die engen Gassen, mein Ziel ganz klar vor Augen. Einige Strassen vom Palast des Königs entfernt, mache ich mich daran einen der Kanalisationsdeckel zu öffnen.
Durch das jahrelange Training bin ich keines Falls schwach, aber der Deckel wiegt trotzdem eine ganze Menge. Mehr als erwartet. Dadurch, dass das Wegschieben des Kanalisationsdeckels viel anstrengender ist, als gedacht, verliere ich wertvolle Zeit.
Verdammt ich hasse es, wenn etwas nicht nach Plan läuft.
Als ich es dann endlich geschafft habe, klettere ich die rutschige Metallleiter hinunter und schiebe den Deckel wieder einigermassen an seinen Platz zurück. Ich verzichte auf die letzten Sprossen der Leiter und lasse mich einfach fallen.
Ich landete mit einem lauten Geplätscher im dreckigen Abwasser, welches mir zum Glück nur bis zu den Knöcheln reicht.
Angeekelt rümpfe ich die Nase. Ich hoffe der Gestank bleibt nicht allzu penetrant an mir hängen, sonst könnten mich die Wache wohl sogar durch die Wände riechen und ich wäre in Null Komma nichts aufgeflogen.
Schon jetzt genervt von dieser wortwörtlichen Scheisse, wate ich durchs Wasser.
Ich habe mir den Plan der Kanalisation zuvor gut eingeprägt und weiss von daher genau welche Abzweigungen ich nehmen muss, um unterhalb des Palastes wieder an die Oberfläche zu kommen.
Ich laufe eine ganze Weile herum, bis ich mein Ziel endlich erreicht habe. Noch einmal rechts abbiegen und schon stehe ich vor der Leiter, die mich direkt in eines der Badezimmer des Palastes führen wird.
Vorsichtig, damit ich nicht von den Sprossen rutsche, klettere ich die Leiter hoch. Laut meinen Informationen, sollte das hier der einzige Kanalisationsdeckel sein, der ins Schloss führt. Normalerweise baut man ja keine solch hässliche Dinger in ein Haus und erst recht nicht, wenn es sich bei diesem "Haus" um den Palast des Königs handelt. Doch anscheinend fand der Architekt, dass ein Kanalisationsdeckel doch ganz gut in ein königliches Badezimmer passen würde.
Ich will mich ja nicht beklagen, immerhin ist diese miese Idee ganz zu meinem Vorteil.
Mühselig versuche ich den Deckel irgendwie wegzuschieben, doch dieser lässt sich noch viel weniger bewegen, als es der letzte getan hat.
Ist er etwa doch zugestellt worden?
Zur Hölle nochmal! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Dabei habe ich alles mehrfach geprüft, um jegliches Risiko zu verkleinern.
Nun muss schnell ein neuer Plan her. Nachdenklich sehe ich mich um.
Die Abflussrohre zu den Toiletten sind zu klein, um durch zu kriechen. Ich werde Mitchell definitiv für seine schlechte Recherche umbringen.
Alles muss man immer selber machen...Genervt stampfe ich den ganzen Weg zurück zum Abflussdeckel, durch den ich in die Kanalisation gekommen bin. Da ich den Deckel nicht ganz zurück an seinen Platz geschoben habe, ist es dieses Mal nicht ganz zu mühsam ihn wieder wegzuschieben.
Ich klettere aus den stinkenden und dunklen Gängen des Untergrunds heraus und nehme zuerst einmal einen tiefen Atemzug der frischen Luft. Nun muss also Plan B herhalten. Vielleicht wird er besser klappen, als ich ursprünglich gedacht habe.
Heute finden noch ein Volksfest statt und dies sollte eigentlich für genug Ablenkung sorgen, damit ich unbemerkt die Fassade des königlichen Palastes hinaufklettern kann.
Ich ziehe mir das Tuch runter, mit dem ich immer mindestens die Hälfte meines Gesichtes verdecke, sodass mich meine Gegner während einer Mission nicht erkennen. Würde ich das nicht tun, wäre es fÜr mich unmöglich in der Stadt zu leben und ich müsste irgendwo in den Wald ziehen. Auch die Kapuze meines Umhanges ziehe ich runter, denn so ganz verschleiert werde ich eher auffallen, als unbemerkt durch die Menschenmenge zu gehen.
Ich kann die Musik schon von weitem hören. Es handelt sich dabei um alte Volkslieder, die eine schöne männliche Stimme singt.
Ich mochte diese Lieder schon immer. Sie handeln von besseren Zeiten und der Magie, die längst aus dieser Welt verschwunden ist.
Der riesige Marktplatz des Grenio-Viertels, ist um einiges grösser, als der des Salix-Viertels, in dem ich wohne. Dies ist eigentlich ganz und gar nicht erstaunlich, immerhin ist das Grenio-Viertel generell viel prunkvoller und schöner, als alle anderen Viertel.
Hier befindet sich eben alles Wichtige.
Der König lebt und stammt aus diesem Viertel. Die reichen Leute zieht es ebenfalls alle hier her.
Im Gegensatz dazu, kann natürlich das Salix-Viertel nichts bieten.
Während Grenio als Ort des Reichtums und der Macht bezeichnet wird, nennt man mein Viertel der Ort des Abschaums.
Die anderen beiden Viertel der Hauptstadt, Fernil und Derraia, gelten als die Viertel der Arbeiter, Handwerker und normalen Bürger, oder einfacher gesagt, der Leute, denen es finanziell oder sozial besser geht, als den Menschen des Salix-Viertels, aber trotzdem schlechter, als denen im Grenio-Viertel.
Ich schlängele mich zwischen den vielen Menschen durch, ohne jemanden anzurempeln oder selbst angerempelt zu werden.
Es sieht so aus, als ob sich fast alle Leute der Hauptstadt hier versammelt haben. Alles ist schön dekoriert mit Lichtern, die die Dunkelheit erhellen.
Plötzlich kreischen mehrere Mädchen direkt neben mir auf.
Erschrocken fahre ich herum und schaue mich hektisch nach der möglichen Ursache um. Für mich scheint nichts wirklich bedrohlich zu sein. Dann begreife ich endlich, wieso diese Mädchen so durchdrehen. Sie kreischen und schreien aus Begeisterung für den Sänger, der auf der Bühne, in der Mitte des Platzes, die verschiedenen Volkslieder singt.
Ich werfe einen Blick auf den Mann, der auf der Bühne steht.
Er hat dunkelbraune Haare und ziemlich auffällige Augen. Sie sind vermutlich Hellbraun, doch dies in so einer speziellen Farbschattierung, dass es aussieht, als hätte der Mann Augen aus flüssigem Gold.
Er ist überhaupt sehr gutaussehend.
Ich verstehe durchaus, wieso die Frauen so auf ihn stehen. Auf einmal richtet sich der goldene Blick des jungen Mannes direkt auf mich.
Für einen Moment bin ich wie gefangen von seinen Augen. Sie sind wirklich wunderschön... aber ich habe leider keine Zeit.
Entschlossen wende ich mich von dem Schönling ab und kämpfe mich weiter durch die Menge in die Richtung des Schlosses.
Das ganze Schloss ist von einer grossen Mauer umgeben, doch diese stellt für mich kein Hindernis dar.
Das Problem sind einzig und alleine die Wachen. Zum Glück sind aber wegen des Festes nicht allzu viele hier, da die meisten im Zentrum für Ordnung sorgen.
Ich binde mir das schwarze Tuch wieder über die untere Hälfte meines Gesichts und ziehe die Kapuze des Umhangs über meine blonden Haare.
Schnell klettere ich über die Mauer und renne zu der hohen Fassade des Palastes.
Geschickt klettere ich die Mauer hoch. Es ist nicht gerade einfach und ich muss mich stark konzentrieren, um nicht wegen eines blöden Fehlers abzurutschen und runter zu fallen.
Da ich die Baupläne des Palastes in und auswendig kenne, weiss ich genau wo sich die Kammer der Staatsverwaltung befinden.
Mit meiner Faust, die ich durch den Stoff meines Umhanges ein bisschen schütze, durchschlage ich das Fenster, welches zum Zimmer führt. Schnell springe ich in den Raum und durchsuche den Teil, den ich gestern noch nicht durchsehen konnte.
Ich brauche nicht lange und schon habe ich alles durchwühlt. Dabei habe ich tatsächlich zwei Papiere gefunden, die mit Informationen zum Verschwinden des Geldes beschrieben sind.
Ich rolle sie zusammen und verstaue sie sicher. Danach klettere ich die gesamte Fassade wieder herunter.
Es war eine erfolgreiche Mission. Ich habe Informationen und keine Wachen haben mich entdeck.
Zufrieden mit mir selbst mache ich mich auf den Weg zurück nach Hause.
Ich bemerke dabei meinen Verfolger nicht, bis er anfängt zu sprechen, als ich gerade meine Haustür öffnen will.Wie findet ihr das Kapitel?
Was wird wohl als nächstes passieren?
Ich freue mich auf eure Kommentare und vergesst nicht zu voten! ❤️

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Xayra
Teen FictionSie ist stur, zielgerichtet, vorausdenkend und pflichtbewusst. Sie ist eine Rebellin, die für die Freiheit gegen das Regime kämpft. Er ist sorglos, charmant, selbstverliebt und provokant. Er ist der Prinz des Königreiches. ...