Drake
Alles, was ich weiß, ist, daß man das Leben nicht verstehen kann ohne viel Güte, daß man es nicht leben kann ohne viel Güte.
- Oscar WildeMit einer fliessenden Bewegung werfe ich mir meinen roten Umhang über die Schultern. Zufrieden mit meinem Aussehen blicke ich in den Spiegel.
„Verdammt, ich bin einfach unglaublich gutaussehend." sage ich zu mir selbst, während ich mir mit den Fingern einmal durch mein braunes und dichtes Haar fahre.
Was würde die Frauenwelt nur alles verpassen, wenn ich nicht existieren würde...
„Wo willst du schon wieder hin, Drake?" hörte ich die fragende Stimme meines älteren Bruders hinter mir.
„Raus, wofür sonst würde ich meinen Umhang anziehen? Wohl nicht um Vaters Bibliothek einen Besuch abzustatten." sage ich und richte meinen Umhang noch ein bisschen.
Perfekt! Jetzt bin ich bereit.
Genervt stöhnt Vincent auf. Er hasst es, wenn ich ihn, im Gegensatz zu allen anderen, nicht respektvoll behandle, wie es dem zukünftigen Thronfolger nun mal gebührt.
„Du wirst irgendeine Fete besuchen, habe ich recht?" Fragt Vincent.
„Tja, ich geniesse mein Leben in vollen Zügen, vielleicht solltet du das auch mal probieren, grosser Bruder." gebe ich ihm einen Rat und laufe in die Richtung der Tür.
Ich liebe es unter den normal Bürgerlichen zu sein. Sie haben keinen Stock im Arsch, meistens jedenfalls...
„Ich habe Verantwortungen und Pflichten, die ich erfüllen muss." verteidigt er sich, bereits leicht erzürnt.
Ob es auf diesem Fest auch Wein gibt? Natürlich wird es das, sonst wäre es ja kein richtiges Fest. Doch ich hoffe schwer, dass es nicht ein allzu billiger Fussel ist.
„Denkst du, ich habe keine Pflichten und so weiter?" frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Ich frage mich, was sie dort wohl für Musik spielen werden. Im schlimmsten Fall muss ich übernehmen, damit es keine Katastrophe gibt. Obwohl ich könnte auch einfach so übernehmen, schaden tut es nicht, wohl eher im Gegenteil.
„Selbst wenn du sie hast, sind sie nicht mit meinen zu vergleichen. Ausserdem kommst du ihnen sowieso nie nach." meint der Thronfolger mürrisch und reisst mich somit aus meinen Gedanken.
„Und genau das ist der Trick für ein glückliches Leben!" verrate ich ihm lachend, bevor ich den Raum verlasse, ohne die Tatsache zu beachten, dass mein Bruder wahrscheinlich wegen irgendeiner Angelegenheit zu mir gekommen ist.
Ich verlasse das Schloss und mache mich auf zu einer Wiese, etwas ausserhalb der Stadt, wo diese Fete stattfinden soll.
Ich bin im ganzen Land als begnadeter Sänger, Tänzer und auch Kämpfer bekannt. Das sind die drei Dinge, in denen ich besonders gut bin, natürlich nebst meinen ganzen anderen Talenten. Ausserdem amüsieren mich diese drei Tätigkeit auch am meisten, weshalb ich sie auch so oft wie mir lieb ist ausführe. Genau deshalb starten auch kein gutes Fest ohne mich!
Bei der Wiese angekommen, taumeln sich bereits etliche Leute dort. Der Platz ist mit Fackeln erleuchtet und ein paar Männer und Frauen bringen mit Violinen, Flöten, Lauten, Trommeln und Harfen die richtige Stimmung auf. Anscheinend ist mein Einschreiten heute nicht so dringend, aber trotzdem werde ich später ein Lied präsentieren, welches die Leute hier zum Toben bringen würde.
Ich mische mich unter die Menschen des gewöhnlichen Volkes und beginne mich im Takt der Musik zu bewegen.
Sofort scharren sich ein Haufen junger Frauen um mich. Meinem Charme nicht widerstehen könnend, tanzen sie mit mir und hängen an meinen Lippen, sobald ich meinen Mund zum Sprechen öffne. Zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, dass mich eine der Damen nicht einmal kannte, dabei bin ich doch Drake Beaufort! Spätestens aber nach nur einer Begegnung mit mir, wird man mich sicher nie wieder vergessen.
Und wie sagt man so schön? Lieber spät als nie.
Ich tanze gerade mit einer jungen, hübschen, schwarzhaarigen Frau, als mich plötzlich eine Hand an der Schulter packt und mich grob zurückzieht.
„Was machst du dich an meine Freundin ran?!" schreit er mir ins Ohr. Ich mustere ihn kurz von oben bis unten. Ich kann durchaus verstehen, wieso sich das Mädchen von diesem Typen abwendet und stattdessen lieber mit mir tanzt. Sein Modegeschmack ist mehr als nur katastrophal und langweilig. Als ich ihm das jedoch mitteile, scheint er nicht so erfreut zu sein.
Er holt mit der Faust aus und will mir direkt in mein schönes Gesicht schlagen, doch ich weiche geschickt aus.
„Was denkst du eigentlich wer du bist?!" schreit er aufgebracht.
Was ist denn heute los? Wieso wissen diese Banausen nicht wer ich bin?! Ach ja... ich bin der unbekannte der beiden Prinzen, da ich nie an die dämlichen Veranstaltungen gehe.
„Ich bin Drake. Der einzig wahre Drake Beaufort!" Erkenntnis blitze in seinen Augen auf, doch anscheinend reicht ihm das Wissen über meine Person nicht, um den Kampf zu beenden. Ein breites Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
Also bekomme ich heute trotzdem noch die Gelegenheit für einen amüsanten Kampf.
Denn wie sage ich immer? Es ist kein richtiges Fest ohne einen Kampf.
„Komm schon versuch mich zu schlagen, du Idiot." stachle ich ihn grinsend an.
Nach einigen weiteren Schlägen, denen ich leichtfüssig ausweiche, packe ich seine Faust, bevor sie mein Gesicht treffen kann. Mit einer schnellen Bewegung verdrehe ich ihm den Arm, sodass er schmerzerfüllt aufstöhnt. Lachend tänzele ich um ihn herum, was ihn zu provozieren scheint.
Wütend schreit er auf und stürmt plötzlich mit einem Messer in der Hand auf mich zu.
Oh jetzt meint er es wohl ernst... gut so!
Flink ducke ich mich unter dem Messer hinweg und ramme ihn mit meiner Schulter, sodass er zu Boden fällt.
Wie ein Käfer liegt der Mann auf dem Rücken und schnapp verzweifelt nach Luft.
Der Aufprall war wohl stärker als gedacht.
„War das schon alles? Wie langweilig..." kommentiere ich den Kampf enttäuscht.
Knurrend richtet sich der Typ wieder auf und fixiert mich mit seinem Todesblick.
Bevor er sich jedoch wieder auf mich stürzen kann, hält ihn seine angebliche Freundin davon ab.
Das wars dann wohl endgültig... schade.
Ich lasse mich aber nicht davon beirren, zucke gleichgültig mit den Schultern und amüsiere mich einfach weiter auf dieser Fete.
Ich tanze, singe und feiere wie es mir passt.
Als ich keine Lust mehr habe, beschliesse ich wieder nach Hause zu gehen.
Gemütlich schlendere ich durch die dunklen Strassen zurück in die Richtung des Königspalasts.
Obwohl ich immer gerne, umgeben von Leuten, der Mittelpunkt des Geschehens bin, bin ich ab und zu auch froh mal alleine zu sein.
Wie zum Beispiel in dem Moment. Eigentlich dürfte ich ja gar nicht ohne irgendeinen Schutz draussen rumlaufen. Auch wenn ich nicht der Kronprinz bin, muss ich, laut meinem Vater, trotzdem immer zu von Wachen umzingelt sein. Das ist echt nervig, aber es ist nun mal Vorschrift.
Doch wann habe ich mich jemals an irgendwelche Regeln gehalten?
Ich will keine Wachen, weil sie lästig sind und ich sie nicht brauche. Wie schon erwähnt, bin ich ein hervorragender Kämpfer.
Ich laufe weiter fröhlich pfeifend die Strasse entlang, bis ich eine Gestalt am Boden kauern sehe. Kaum bin ich in ihrer Nähe spricht mich die schmutzige und kränklich aussehende Frau sofort an.
„Mein Herr, ich bitte sie um ein wenig Kleingeld." sagt sie und hält mir mit gebeugtem Kopf ihre Hände entgegen.
Ich stecke meine Hand in meine Hosentasche und ziehe die drei goldenen Münzen raus, die sich darin befinden. Ich lasse sie in ihre Hände fallen und als die Frau sieht, was ich ihr gegeben habe, werden ihre Augen ganz gross.
„Danke mein Herr, vielen vielen Dank!" ruft sie mehr als nur Dankbar, immerhin sind drei Goldmünzen nicht gerade wenig Geld.
„Mach was Sinnvolles damit." sage ich und zwinkere ihr charmant zu, bevor ich mich wieder auf den Weg nach Hause mache.
Ich höre noch lange ihre dankenden Rufe hinter mir.
Ich singe ein paar Lieder vor mich hin und schlendere weiter.
„Mein Prinz!" höre ich plötzlich eine mir vertraute Stimme.
Augenverdrehend, blickte ich den jungen, rothaarigen Mann an. „Stefan, was tust du zu so später Stunde noch hier?" frage ich einen der Hauptwachmänner meines Vaters.
„Mein Prinz, Sie sind schon wieder ohne irgendeinen Wachen aus dem Palast verschwunden, Sie müssen..." spricht Stefan mit mir über mein Fehlverhalten.
Ich sollte mir mal einen neuen Nachhauseweg ausdenken, sonst können sie mich jedes Mal hier abfangen und mir eine Moralpredigt halten. Aber dies ist mit Arbeit verwunden und das ist unnötige Anstrengung. Andererseits müsste ich mir dann nicht mehr Stefans nervigem geplappert anhören...
„Verstehen sie das, mein Prinz?"
Oh er hat immer noch mit mir gesprochen?
„Ja, natürlich verstehe ich dies." versichere ich dem Hauptmann, obwohl ich schon längst den Faden verloren habe.
Was auch immer ich angeblich verstanden habe, macht den Wachmann anscheinend glücklich, denn er beginnt, zufrieden mit sich selbst, zu lächeln. „Dann gehen wir wohl besser zurück zum Schloss." sagt er und deutet mir voraus zu gehen.
Oh er will mich begleiten? Na dann, aber es ist nicht so, als ob ich den kleinen Rest des Weges nicht ohne ihn geschafft hätte, doch wenn es ihn glücklich macht... ich kann es ja eigentlich verstehen, wer verbringt schon nicht gerne seine Zeit in meiner Anwesenheit?Das zweite Kapitel von „Xayra" 🎉
Was ist euer erster Eindruck von Drake?
Ich hoffe es hat euch gefallen! 💕
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Xayra
Teen FictionSie ist stur, zielgerichtet, vorausdenkend und pflichtbewusst. Sie ist eine Rebellin, die für die Freiheit gegen das Regime kämpft. Er ist sorglos, charmant, selbstverliebt und provokant. Er ist der Prinz des Königreiches. ...