It gives me strength to have somebody to fight for; I can never fight for myself, but, for others, I can kill.
-Emilie AutumnGelangweilt klopfe ich mit meinen Fingern irgendeinen Rhythmus auf die hölzerne Tischplatte vor mir.
Wer hätte gedacht, dass ich jemals in diesem stickigen Besprechungsraum auf den König und meinen Bruder warten würde?
Ich auf jeden Fall nicht!
Oder zumindest nicht unter diesen Umständen... Vielleicht wäre ich irgendwann mal hier eingesperrt worden, damit mir Vater und Vincent eine Jahrhunderte andauernde Standpredigt halten können.
Ehrlich gesagt, befände ich mich sogar lieber in dieser Situation, als in meiner jetzigen. Die Rebellen wollen, dass ich mich engagiere. Ich soll meine Pflichten als Prinz von Aronia wahrnehmen.
Blablabla.
Das alles ist leichter gesagt als getan!
Ich würde Blondi gerne mal sehen, wie er zwei, von Natur aus misstrauische, Menschen davon überzeugen, nach jahrelangem Vermeiden seiner Pflichten, plötzlich an den Aufgaben seines Amtes interessiert zu sein.
Nun zum grossen Glück der Rebellen, bin ich ein hervorragender Schauspieler.
Ich habe in den letzten Tage genau das gemacht, was ich die vorherigen zwei Wochen ebenfalls gemacht habe; absolut gar nichts.
Daraufhin hat mich mein werter und überaus pflichtbewusster Bruder, wie erwartet, auf meine alltäglichen Aufgaben als Prinz aufmerksam gemacht. Da ich ja ach so gelangweilt war, hab ich für alle überraschenderweise sogar zugestimmt.
Dank meinem grossartigen Talent denkt jetzt jeder, dass ich tatsächlich gefallen daran gefunden habe, stundenlang langweilige Dokumente zu lesen, Briefe zu schreiben und die unendlich langen Vorträge des Königs und anderen Offizieren, Generäle, Berater etc. mit anzuhören.
Als ob ich nichts besseres zu tun hätte...
Beispielsweise könnte ich jetzt in diesem Moment bei Xayra sein, sie in meinen Armen halten und sie für Stunden kü- In dem Moment wird die Tür aufgestossen und der Teil meiner Familie, der noch übrig geblieben ist, beehrt uns endlich mit ihrer Anwesenheit.
Ohne irgendeine Begrüssung setzt sich mein Vater an das obere Ende des langen Tisches. Mein Bruder hat immerhin noch genügend Manieren, um uns allen kurz zu zunicken, bevor er sich auf den Stuhl, rechts vom König niederlässt.
„Neuigkeiten?" fragt Gregory Beaufort schroff.
Sofort beginnt ein kleiner, rundlicher Mann neben mir damit, nervös in seinen Unterlagen zu stöbern. Auch die restlichen Anwesenden machen sich bereit, dem König Bericht über die aktuelle Lage zu erstatten. Keiner wagt es Gregory Beaufort auf irgendeine Art und Weise wütend zu machen.
Sie sprechen über Dingen wie: „Lord So und So beklagt sich über dies und das." Solche Aussagen winkt mein Vater ohne zu zögern desinteressiert ab. Zu Angelegenheit wie, dass die Bauarbeiten im Salix-Viertel gut voran kommen, nickt er nur zufrieden. Auch bei allen anderen Berichterstattungen, beschränkt er sich bei der Kommunikation eher auf Gesten und Zeichen.
Er war eben noch nie ein Mann grosser Worte.
Unmotiviert und gelangweilt verbringe ich also zwei wertvolle Stunden meines Lebens in dem trostlosen Raum und höre den verschiedenen Berichten zu. Wie schon bei den vorherigen Malen kam dabei nichts Brauchbares heraus.
Das ich also wegen den Rebellen, meinen Pflichten als Prinz nachkommen muss, ist eine reine Zeitverschwendung!
Als es dann endlich soweit ist und mein Vater die Sitzung für Beendet erklärt, muss ich mich zusammenreissen, um nicht sofort aufzuspringen und aus dem Raum zu stürmen.
Stattdessen bleibe ich brav sitzen, verabschiede mich von den Generälen und Beratern und tue so, als ob mich das ganze Theater hier wirklich interessiert hätte.
Als dann glücklicherweise mehr oder weniger alle gegangen sind, will auch ich endlich aus diesem stickigen Raum rauskommen.
Doch kaum habe ich einige Schritte in Richtung Ausgang gemacht, legt sich eine Hand auf meine Schulter und klopf ein paar mal drauf.
„Es ist schön zu sehen, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist, mein Sohn." meint der König und ich glaube sogar, so etwas wie Stolz in seiner Stimme zu hören.
Wenn er doch wüsste, dass ich nur ‚zur Vernunft' gekommen bin, damit ich dabei helfen kann, ihn von seinen geliebten Thron zu werfen... Ich wäre wahrscheinlich schneller Tod, als ich den Moment geniessen könnte. Durch meinen vorzeitigen Tod wäre ich dann auch nicht mehr in der Lage meinen Sonnenschein wieder zu sehen, von dem her, muss ich leider auf den Spass verzichten.
Schade, sonst würde ich ihm das jetzt definitiv erzählen.
Mit einer Menge Überwindung und einem falschen Lächeln, sage ich deshalb: „Ja, Vater. Mir ist aufgefallen, dass du all die Jahre recht hattest, was meine Lebensweise angeht."
Zufrieden klopft mir Gregory noch einmal auf die Schulter.
„Gut so!"
Daraufhin herrscht eine Weile nur Stille. Keiner von und sagt etwas und allgemein ist die Situation sehr unangenehm... für mich auf jeden Fall. Denn mein Vater betrachtet mich aufmerksam, was beinahe schon unheimlich ist. Dann räuspert er sich auf einmal und meint mit einem merkwürdigen Unterton: „Heutzutage kann man nur noch den wenigsten Menschen vertrauen, aber auch denen nicht vollständig."
Um Haaresbreite, hätte ich einen Kommentar dazu abgegeben, der ihm alles andere als gefallen hätte. Stattdessen stimme ich meinem paranoiden Vater einfach zu.
Ich muss mir wirklich ausnahmsweise selbst ein Kompliment machen und sagen, dass meine Selbstbeherrschung überaus gross ist.
Zufrieden mit meinem, für mich untypischen, Verhalten wendet sich der König wieder von mir ab und richtet seine Aufmerksamkeit dafür auf meinen Bruder.
Dieser drückt ihm irgendwelche Papiere in die Hand und sie beginnen wieder über irgendwelche Bauprojekte zu reden.
Erleichtert laufe ich schnell aus dem Raum raus und geniesse die langersehnte Erlösung. Seufzend breite ich die Arme aus, drehe mich einmal im Kreis und spaziere dann pfeifend den Gang entlang.
Seit etwa einer Stunde habe ich Lust auf Schokoladenpudding und jetzt werde ich ihn mir holen! Ich habe es mir definitiv verdient nach dieser Tortur!
Fröhlich und mit den Gedanken schon bei meiner Nachspeise, will ich gerade die Treppe runter in Richtung Küche laufen, als ich jemanden meinen Namen rufen höre.
„Prinz Drake!" ruft ein junger Wachmann hinter mir immer wieder.
Wieso können mich diese Wachmänner nicht in Ruhe lassen?
Bin ich sowas wie ein Magnet für sie?
Ich beschliesse den Typen einfach zu ignorieren und weiter zu laufen.
Mein Schokoladenpudding wird immerhin nicht ewig auf mich warten.
„Prinz Drake, Sir, bitte warten Sie einen Moment!"
Genervt verdrehe ich die Augen.
Hat der nichts besseres zu tun?
Wieder beachte ich den schwarzhaarigen nicht und laufe stur weiter.
Kaum habe ich die Doppeltür zur Küche erreicht, hat mich der Wachmann eingeholt und sich mir direkt in den Weg gestellt.
Wieso ist er so hartnäckig?!
„Ich habe sie gerufen, Sir." informiert er mich.
„Ach wirklich? Ich habe dich gar nicht gehört." meine ich unschuldig.
Ich will mich an ihm vorbei drängen, doch er geht einen Schritt nach links, um mir somit wieder den Weg zu meinem Schokoladenpudding zu versperren.
„Also... wie kann ich dir weiterhelfen?" frage ich gezwungenermassen, als ich bemerke, dass der junge Wachmann keine Absichten hat, mir in nächster Zeit nicht auf die Nerven zu gehen.
„Ich soll eine Nachricht übermitteln."
Gespannt warte ich darauf, dass er fortfährt, aber nichts geschieht.
Ich hebe eine Augenbraue und blicke ihn fragend an.
„Und was wäre das für eine Nachricht?" Will ich wissen.
„Oh ja natürlich, tut mir leid, Sir! Ich soll ihnen von Miss Xayra ausrichten, dass sie gut ausgerüstet am nördlichen Waldrand von Derraia auf sie warten sollen. Sie braucht ihre Hilfe."
Einen Moment bleibe ich einfach still stehen und dann wird mir plötzlich schlagartig bewusst, was ihre Worte, beziehungsweise ihre Nachricht, zu bedeutet hat.
Ich werde auf eine Mission gehen!
Eine richtige Mission, ohne langweilige Konferenzen!
Breit grinsend bedanke ich mich bei dem Wachmann und laufe den Gang, den ich gekommen bin, wieder zurück, bis ich direkt vor der Waffenkammer stehe. Den Schokoladenpudding habe ich bereits vergessen. Es wartet ja jetzt eine bessere Belohnung auf mich.
Im Raum voller Waffen, muss ich nicht lange nachdenken, was ich aussuchen werde. Ohne lange zu zögern, schnappe ich mir zwei Metallstangen in der Grösse von einem Schwert. Zudem nehme ich noch einen Dolch und drei kleine Wurfmesser aus dem Regal.
Zufrieden mit meiner Ausrüstung, mache ich mich auf den Weg, um meinem Sonnenschein bei was auch immer zu helfen.Tut mir leid, dass das Kapitel eher langweilig geworden ist. Ich habe nicht wirklich Zeit gehabt, um etwas zu schreiben, wollte euch aber trotzdem nicht allzu lange warten lassen.
Ab Morgen fangen meine grossen Abschlussprüfungen an, wünscht mir Glück! (Das werde ich nämlich brauchen 😅)

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Xayra
JugendliteraturSie ist stur, zielgerichtet, vorausdenkend und pflichtbewusst. Sie ist eine Rebellin, die für die Freiheit gegen das Regime kämpft. Er ist sorglos, charmant, selbstverliebt und provokant. Er ist der Prinz des Königreiches. ...