Drake
Wenn du dein Hier und Jetzt unerträglich findest und es dich unglücklich macht, dann gibt es drei Möglichkeiten: Verlasse die Situation, verändere sie oder akzeptiere sie ganz. Wenn du Verantwortung für dein Leben übernehmen willst, dann musst du eine dieser drei Möglichkeiten wählen, und du musst die Wahl jetzt treffen.
-Eckhart TolleDer gelangweilte Sohn irgendeines reichen Typen... nicht schlecht. Ich bin echt zufrieden, dass sie mich anscheinend immer noch nicht erkannt hat, obwohl sie doch offensichtlich weiss, in welchen Kreisen sie suchen muss. Zu ihrer Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass mich viele nicht erkenne, da ich normalerweise an keiner öffentlichen Veranstaltung als Prinz auftrete.
Ich pfeife vergnügt vor mich hin und laufe einige Schritte vor ihr den Gang entlang.
Es braucht eine Weile bis sie wieder zu mir aufschliesst.
Ich werfe ihr ein paar Blicke zu, doch sie bemerkt es nicht einmal. Ihre Augen sind auf irgendetwas vor uns fixiert. Jedoch glaube ich nicht, dass sie wirklich etwas ansieht, es wirkt eher so, als ob sie tief in Gedanken versunken ist.
Worüber sie wohl nachdenkt... sicherlich über mich. Ich meine, wer würde es ihr verdenken? So ganz alleine nur mit mir in einem engen Tunnel. Da kommt eine junge, hübsche Frau wie sie es ist, bestimmt auch auf schmutzige Gedanken. Da soll einer mal sagen, die Männer sind die versauten...
Ein selbstzufriedenes Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus. Verdammt bin ich gut. Man könnte meinen ich bin ein Mentalist und kann direkt in die Köpfe andere-
Verwundert blick ich auf die schmale Hand von Xayra, die mir ungeduldig gegen meine Schulter geschlagen hat. Natürlich hat es kein bisschen geschmerzt, aber anscheinend hat sie mir etwas gesagt und will, dass ich ihr meine Aufmerksamkeit schenke.
„Wie kann ich dir helfen meine Hübsche?" frage ich charmant nach, weil sie mich eine Weile einfach nur auffordernd gemustert hat.
„Ich habe dich bereits drei Mal gefragt, wie es nun von hier aus weiter gehen soll." meinte sie.
Drei Mal? Wow da muss sie aber echt leise gesprochen haben.
Ich richte meine Augen auf das Ende des Tunnels vor uns. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich das hier gefunden habe. Ich habe mich in diesem Keller vor einem wirklich verrückten Mädchen versteckt, welches nicht akzeptieren wollte, dass ich nunmal nichts Ernstes von ihr wollte. Tja dann hab ich mich im Keller versteckt und per Zufall den Eingang zu diesem Gang gefunden.
Wie ich nunmal bin, und weil das merkwürdige Weib gerade den Keller gefunden hatte, beschloss ich den Tunnel zu erkunden.
Naja was soll ich sagen, ich war ein kleines bisschen angetrunken, weshalb ich dann spontan beschlossen hatte hier zu schlafen und-
„Hey!" Verwirrt sehe ich in Xayras wütend funkelnde Augen.
Ach ja genau, da war noch was.
„Keine Angst, Sonnenschein, der Tunnel ist keine Sackgasse." beruhige ich sie und schenke ihr eines meiner berühmten Lächeln. „Wir müssen nur den Dreck da wegschaffen." sage ich und zeige mit meinem Fuss auf den Boden vor uns. Misstrauisch zieht sie ihre Augenbrauen zusammen und betrachtet den mit Erde bedeckten Boden kritisch.
„Ich schwöre dir, wenn du hier nur meine Zeit verschwendet hast, dann..." droht sie mir, doch ich lasse sie gar nicht erst zu Ende sprechen.
„Hey, ich würde dich niemals in die Irre führen, vertrau mir."
Sie sieht mich einen Moment warnenden an, bevor sie sich hinunter kniet und anfängt die Erde mit ihren Händen wegzuschaufeln.
„Etwas weiter nach links." korrigiere ich sie netterweise, was mir aber nur noch einen weiteren bösen Blick einbringt.
„Wie wärs, wenn du mir hilfst?" Fragt sie, doch ihr strenger Ton lässt kein ‚Nein' zu.
Seufzend beginne ich also damit mit meinen Füssen ebenfalls den Dreck zur Seite zu schieben. Es dauert nicht lange, bevor sich uns eine metallene Luke offenbart. Schnell fährt Xayra mit ihren Händen über den Boden, um die Luke ganz freizulegen. Dann erhebt sie sich wieder und klatsch ein paar Mal in die Hände, um den Schmutz loszuwerden.
„So, wo genau wird mich diese Luke hinbringen?" fragt sie sachlich und streicht sich eine blonde Strähne hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat.
„Wir stehen gerade über einer Putzkammer in einem der untersten Stockwerke der Basis." sage ich zu ihr. Sie nickt verstehend.
„Ich schlage vor, dass ich zuerst runter gehe, nachsehe ob die Luft rein ist und dich dann auffange, wenn du mir nachspringst." erkläre ich ihr meine Strategie.
„Ich werde alleine reingehen."
Frustriert seufze ich auf. „Ich bitte dich Xayra, das haben wird doch schon längst besprochen." sage ich kopfschüttelnd.
„Genau und ich habe dir gesagt-„
ab da höre ich gar nicht mehr zu und reisse stattdessen schwungvoll die Falltüre auf. Bevor sie etwas dagegen unternehmen kann, springe ich runter in die Putzkammer.
Geschickt landete ich fast geräuschlos unten auf dem Boden. Wie zu erwarten, befindet sich weit und breit keine Menschenseele. Hinter mir ertönt ein dumpfes Geräusch. Ich drehe mich um und sehe wie eine wutentbrannte Xayra auf mich zu kommt.
„Wieso ignorierst du einfach alles, was ich dir sage?!" zischt sie zornig und ich kann in ihren Augen sehen, dass sie sich sehr zusammenreissen muss, um nicht laut loszuschreien. Sie sieht heiss aus, wenn sie sich so aufregt.
„Du hörst ja auch nicht auf mich, Sonnenschein." meine ich grinsend, was sie nur noch wütender macht.
„Wann?" Will sie lediglich wissen, in der festen Überzeugung, dass ich nichts erwidern könnte.
„Ich sagte gerade eben, dass ich dich auffangen würde, aber du bist einfach runter gesprungen." entnervt fährt sie sich mit einer Hand durch die Haare, was bewirkt, dass sich nur noch mehr Strähnen aus ihrem Zopf lösen. Wie gern ich sie wieder hinter ihr Ohr streichen würde...
„Nun gut..." seufzt sie und atmet einmal tief ein und wieder aus.
„Ich kann wohl nichts mehr daran ändern... aber solltest du mir irgendwie in die Quere kommen oder diese Mission gefährden, dann wird es das letzte sein, was du tust, verstanden?"
Ich nicke brav, kann mir aber ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Schlussendlich bekomme ich eben doch immer was ich will. Immerhin bin ich Drake Beaufort. Der einzig wahre Drake Beaufort.
„Komm!" befiehlt Xayra mir und öffnet langsam die Tür. Vorsichtig sieht sie nach, ob sich noch jemand auf dem Gang befindet und als sie niemanden erblickt, gibt sie mir ein Handzeichen ihr zu folgen, Gemeinsam laufen wir den hellerleuchteten, weissen Flur entlang.
Erstaunlich... entweder kennt Xayra den Weg zu den Büros oder sie führt uns gerade nur ziemlich selbstbewusst in die Irre.
Der Gang, dem wir folgen, mündet in einem weiteren und genau in dem Moment, wird Xayra überraschenderweise nachlässig.
Sie wirft nur einen kurzen Blick in den anderen Gang, zu konzentriert ist sie darauf uns durch das verwirrende Gängelabyrint zu führen. Ohne also genauer hinzuschauen, biegt sie nach rechts ab.
Sie schenkt dem Gang hinter ihr zu kurz und nur flüchtig ihre Aufmerksamkeit.
So hat sie den blonden Soldaten in seinen Vierzigern nicht bemerkt.
Zu ihrem Glück hat sie aber mich an ihrer Seite. Da ich immer noch im anderen Gang stehe, sieht mich der Mann genauso wenig wie Xayra den Mann gesehen hatte.
Als der doch schon etwas zu alte Soldat die blonde, junge Frau erblickt, breitet sich sofort ein alarmierter Ausdruck auf seinem Gesicht aus.
Mit schnellen Schritten versucht er zu Xayra aufzuschliessen, doch er hat seine Rechnung ohne mich gemacht.
Durch seine Schritte auf den Mann aufmerksam geworden, dreht sich Xayra blitzschnell zu ihm um. Bevor einer der beiden jedoch irgendwie reagieren kann, trete ich aus dem Gang heraus und schlage den Blondschopf mit einem gezielten Hieb auf den Kopf nieder.
Gleichzeitig frage ich mich, wieso ich ihn so schnell ausser Gefecht gesetzt habe. Immerhin hätte ich einen für mich amüsanten Kampf anfechten können. Aber dann fällt mir wieder ein, dass wir ja nicht noch unnötig Aufmerksamkeit auf uns lenken wollen... leider.
Ehe der leicht mollige Körper des Soldaten auf dem Boden aufschlagen kann, fange ich ihn auf. Überrascht starrt mich Xayra an.
„Glaub mir, ich habe absolut nichts dagegen, wenn du mich so ansiehst, aber wir sollten den Kerl hier ganz schnell loswerden." sage ich, wobei meine Stimme zum Ende hin immer angestrengter klingt.
Zu meiner Verteidigung: Der Typ ist nicht gerade ein Fliegengewicht.
Auf meine Worte hin, löst sie sich aus ihrer kurzen Starre und ich könnte schwören, dass sich ihre Wangen ein winziges bisschen rosa verfärbt haben.
Schnell wendet sie sich von mir ab und öffnet vorsichtig eine Tür zu ihrer linken. Dieses Mal sieht sie sich sorgfältiger um und als sie sich sicher ist, dass uns dort drinnen niemand mehr überraschen wird, winkt sie mich zu sich.
Mühsam schleppe ich den schweren Mann in den Raum und lasse ihn dort, zugegebenermassen eher unsanft, auf den Boden fallen.
Ohne uns noch länger um den Soldaten zu kümmern, schleichen wir weiter in die Richtung, in der sich die Büros und Archive der Basis befinden.
Eines der Büros kenne ich sogar von innen. Ich hatte mal was mit einer Frau, die... also ehrlich gesagt, kenne ich ihren Rang im Militär genau so wenig wie ihren Namen, aber eines weiss ich mit Sicherheit; Sie war verdammt heiss.
Meine Gedanken an die experimentierfreudigen Abenteuer, die ich mit dieser Frau erlebt habe, werden von Xayra unterbrochen.
„Konzentrier dich! Ich hoffe schwer, dass du das hinkriegst." ermahnt sie mich. Höchst wahrscheinlich hat sie zuvor schon etwas gesagt, die Frage ist nur was.
„Natürlich krieg ich das hin." versichere ich ihr trotzdem selbstbewusst, auch wenn ich beim besten Willen keine Ahnung habe, was genau ich machen soll.
Xayra mustert mich einen Moment kritisch. „Du hast mir gar nicht zugehört." stellt sie fest und schüttelt seufzend den Kopf.
„Doch!" verteidige ich mich automatisch, wie ich es immer bei Stefan, einem der Hauptwachmänner meines Vaters, tue.
„Nur das, was du am Anfang gesagt hast, ist mir gerade entfallen.." sage ich. „Und den Schluss habe ich nicht ganz verstanden." füge ich nach ein paar Sekunden noch hinzu.
Nach diesen Worten funkelt sie mich mit ihren blauen Augen wütend an. Habe ich schon mal erwähnt, dass sie wirklich heiss ist, wenn sie wütend ist?
„Ich habe keine Zeit für sowas." höre ich sie leise murmeln, bevor sie ein weiteres Mal lauter zu sprechen beginnt: „ Die Kurzfassung von dem was ich dir eben erklärt habe lautet: Wir gehen in die Büros, du nimmst alles mit, was du für hilfreich hälst und dann verlassen wir diese Militärbasis so schnell und unauffällig wie nur möglich. Verstanden?" Ich nicke.
„Gut, dann müssen wir jetzt nur noch einen Weg finden, um herauszufinden ob sich jemand in diesem Büro befindet." denkt sie laut nach.
„Ich hätte da eine Idee." meine ich grinsend und öffne im nächsten Moment auch schon die Tür zum Büro. Geschockt und überrascht sieht mich Xayra an.... und auch die fünf Männer im Büro, scheinen nicht gerade mit meinem plötzliches Auftauchen gerechnet zu haben.Findet ihr eigentlich Drakes Sicht oder Xayras Sicht besser/interessanter?
Schreibt mir eure Meinung zum Kapitel in die Kommentare und vergesst nicht zu voten, wenn es euch gefallen hat! ❤️Ich weiss, es ist nicht gerade das spannendste, aber manchmal braucht es in einer Geschichte auch solche Teile.
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Xayra
Teen FictionSie ist stur, zielgerichtet, vorausdenkend und pflichtbewusst. Sie ist eine Rebellin, die für die Freiheit gegen das Regime kämpft. Er ist sorglos, charmant, selbstverliebt und provokant. Er ist der Prinz des Königreiches. ...