Xayra
Life is made of so many moments that mean nothing. Then one day, a single moment comes along to define every second that comes after. Such moments are tests of courage, of strength.
-Sabaa TahirWer zur Hölle ist dieser Typ? Und vor allem, was will er von mir?
Ich halte meinen Dolch dicht an seinem Hals, sodass die Klinge seine Haut bereits berührt. Dies scheint ihn jedoch wenig zu kümmern, denn er ist immer noch genau so ruhig und unbesorgt, wie zuvor. Ungeduldig warte ich darauf, seine Antwort auf meine Frage zu hören, als er endlich seinen Mund öffnet und zu sprechen beginnt.
„Ich bin bestimmt kein Wachmann, etwas langweiligeres als das gibt es wahrscheinlich gar nicht. Ausserdem habe ich niemanden informiert, wieso sollte ich das tun?" fragt er und irgendwie glaube ich ihm sogar.
Ich weiss nicht wieso, aber ich habe das Gefühl, ihm vertrauen zu können...
Doch das ist total hirnverbrannt! Ich kenne diesen Kerl nicht. Wir haben gerade mal ein paar Sätze miteinander gesprochen. Alles, was ich von ihm weiss ist, dass er ein guter Sänger und anscheinend auch ein guter Verfolger ist.
Wieso vertraue ich ausgerechnet ihm, wo ich doch sonst niemandem vertraue? Sogar gegen die zwei engsten Berater meines Vaters, Troy und Mitchell, habe ich meine Vorbehalte. Obwohl ich sie schon mein lebenslang kenne.
„Ich habe eine Straftat begannen, die Frage lautet also eher, wieso du mich nicht verraten solltest?"
Seine goldenen Augen funkeln amüsiert auf. „Glaub mir Süsse, ich halte mich auch nicht umbedingt an sowas wie Regeln oder Gesetze." sagt er und grinst dabei süffisant.
Dieses Grinsen steht ihm wirklich gut. Das ist mir schon vorhin aufgefallen...
Ich entfernte meinen Dolch ein wenig von seinem Hals, doch nicht so weit weg, als dass ich ihn nicht trotzdem noch im Bruchteil einer Sekunde töten könnte.
„Also bist du ein Verbrecher oder ein Rebell?" frage ich. „
„Wenn, dann würde ich mich eher als Unruhestifter bezeichnen." erklärt er grinsend.
Seufzend lasse ich ganz von ihm ab. Er scheint mir keine wirkliche Gefahr darzustellen, vielmehr hat er nur Schwachsinn im Kopf. Ich hebe aber meinen Dolch trotzdem nochmal und deute mit der Spitze direkt auf sein Herz.
„Solltest du auch nur auf die Idee kommen mich beim König und seinen Wachen zu verraten, dann werde ich..." will ich ihm gerade drohen, doch er unterbricht mich einfach.
„Oh keine Sorge, ich werde kein Sterbens Wörtchen sagen!" Sagt der attraktive Mann entschlossen und das erste Mal sogar ein bisschen ernster. Ich meine einen Hauch von Verachtung oder etwas Ähnliches in seiner Stimme zu hören, jedoch bin ich mir nicht ganz sicher.
Skeptisch kneife ich die Augen zusammen.
Er will nicht einmal meine Drohung zu Ende hören. Wieso verpetz er mich nicht und das irgendwie sogar freiwillig, ohne Drohen oder sowas in der Art? Es muss einen Hacken bei der ganzen Sache geben.
„Was willst du für dein Schweigen?" Stelle ich ihm deshalb die Frage, nach seinem Preis. Denn wie ich in all den Jahren hier gelernt habe, hat jeder Mensch seine Preise und nichts ist umsonst.
„Zwei Dinge: Erstens will ich deinen Namen wissen und zweitens, will ich bei dir mitmachen!" verkündet er so direkt und enthusiastisch wie ein kleines Kind.
„Ich weiss nicht, was du meinst. Dieser Einbruch war das erste und letzte Mal, dass ich so etwas mache. Ich habe nur ein paar Goldmünzen geklaut, um Medizin für meinen kranken Vater zu kaufen." erfinde ich sofort eine mehr oder weniger plausible Geschichte.
Lügen ist kein Problem für mich, immerhin tue ich es schon mein ganzes Leben lang.
„Ich weiss, dass du lügst, Darling. Das hast du bestimmt nicht zum ersten Mal gemacht, ausserdem ist das hier kein Geld."
Er hebt die beiden zusammengerollten Papiere in die Luft, die ich aus den Kammern der Staatsverwaltung gestohlen habe.
Erschrocken greife ich instinktiv an die Stelle, wo ich die Papiere eigentlich sicher verstaut habe.
„Wie hast du das gemacht?" Frage ich verwundert. „Während du mir den Dolch an die Kehle gehalten hast, bist du mir ziemlich nahe gekommen, meine Hübsche." meint er und zwinkert mir kokett zu.
„Gib sie wieder her!" knurre ich wütend und will gerade nach den beiden Rollen greifen, als er seinen Arm einfach hoch streckt, sodass ich nicht mehr daran komme. Ich hüpfe, um die Papiere irgendwie zu erreichen, doch vergeblich. Schliesslich ist er mindestens einen Kopf grösser als ich.
„Lass mich dich begleiten und du bekommst diese Zettel."Zornig verschränke ich die Arme vor der Brust. „Du weisst doch gar nicht, was ich mache." Auf diese Aussage hin, zuckt der dunkelhaarige Schönling nur mit den Schultern. „Ich bin fasziniert von dir und deinen Fähigkeiten. Ich will noch mehr davon sehen." erklärt er mir seine Gründe. Skeptisch hebe ich eine Augenbraue.
„Tut mir leid, aber das wird nichts und jetzt gib mir meine Dokumente zurück." sage ich und durchlöchere ihn mit bösen Blicken. Dies scheint bei ihm jedoch keine Wirkung zu zeigen.
„Wenn mans genau nimmt, sind das hier nicht deine Dokumente, sondern die des Königs. Ausserdem glaube ich, dass du das Prinzip einer Vereinbarung nicht ganz verstanden hast. Ich schweige, dafür verrätst du mir deinen wunderschönen Namen und ich werde dich begleiten bei... was auch immer. Du kannst nicht einfach beide Gegenleistungen ablehnen." Erklärt er mir.
Ich kann ihm nicht einfach so erlauben, mich bei meinen Missionen zu begleiten. Zum einen weiss ich nicht, ob ich ihm vertrauen kann, schliesslich kenne ich ihn nicht, und zum anderen, arbeite ich grundsätzlich alleine.
„Ich werde dir meinen Namen sagen, doch das muss genügen." stelle ich klar, woraufhin er wieder zu lachen beginnt.
„Ich habe dich in der Hand, aber dennoch stellst du mir Bedingungen. Du gefällst mir immer mehr, Prinzessin." meint er grinsend. „Ich bin garantiert keine Prinzessin." Schnaube ich verächtlich, was ihn zum Lachen bringt. „Ausserdem könnte ich dich auch einfach umbringen und mein Problem wäre, ganz ohne jegliche Gegenleistung gelöst." füge ich hinzu und wandere mit meiner Hand zu meine Dolch, bereit ihn zu ziehen. Daraufhin hebt der dunkelhaarige abwehrend die Hände in die Luft.
„Immer mit der Ruhe, meine Schöne." sagt er beruhigend, aber immer noch mit diesem dämlichem Grinsen auf den Lippen.
„Willst du nun meinen Namen wissen oder nicht?" fragte ich augenverdrehend und lasse den Griff meines Dolches wieder los.
„Es wäre mir eine Ehre." Erwidert er charmant. Also eins muss man ihm lassen, er ist nicht gerade auf den Mund gefallen...
„Und du schwörst, dass du mich dafür nicht verraten wirst?" frage ich nochmals nach, um sicher zu gehen.
„Ich werde nichts sagen, glaub mir. Aber wenn es dich beruhigt..." er hebt die rechte Hand an seine Brust, direkt über seinem Herzen und die linke streckt er in die Luft. „...ich schwöre hiermit feierlich, dass ich die bezaubernde Frau, die in den königlichen Palast eingebrochen ist, nicht verpfeifen werde."
Als er seinen Schwur beendet hat, senkt er die Arme wieder und schenkt mir ein strahlendes Lächeln. Mit einer Handbewegung fordert er mich auf nun meinen Teil der Abmachung einzulösen.
„Mein Name ist Helen." Lüge ich ihm ins Gesicht, ohne mit der Mine zu zucken. Daraufhin verzieht der Dunkelhaarige sein Gesicht, so als hätte er Schmerzen. „Oh meine kühne Schönheit, wieso lügst du mich an, obwohl ich sogar einen Schwur abgelegt habe?" Fragt er melodramatisch.
Äusserlich lasse ich mir nichts anmerken, aber innerlich bin ich mehr als nur verwundert, dass er meine Lüge durchschaut hat. Immerhin bin ich eine ausgezeichnete Lügnerin und nur selten kommt mir jemand auf die schliche, aber sicher nicht bei so einer einfachen Lüge wie meinem Namen.
„Ich lüge nicht, mein Name lautet Helen Siler." bestreite ich seine Anschuldigung.
„Du willst also bei dieser Lüge bleiben? Nun denn, so sehe ich mich gezwungen nun zum König zu gehen und Bericht zu erstatten." seufzt er erneut und dreht sich übertrieben schwungvoll um. Als er Anstalt macht in einer der Gasen zu verschwinden, halte ich ihn auf.
„Xayra. Ich heisse Xayra." sage ich die Wahrheit. Interessiert dreht sich der Mann wieder zu mir um.
„Was für ein hübscher Name, Xayra." Murmelt er mehr zu sich selbst, als zu mir.
Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, gefällt mir. So wie er ihn ausspricht, klingt er viel melodischer und schöner.
„So leid es mir auch tut, aber ich muss mich nun verabschieden. Wir werden uns sicherlich bald wieder sehen, meine wunderschöne Xayra, immerhin besteht unsere Vereinbarung aus zwei Teilen." Er nimmt meine Hand in seine und haucht einen Kuss darauf, bevor er in der Dunkelheit verschwindet. Ich stehe noch eine Weile dort und blicke seiner schon längst verschwunden Gestallt hinterher.
Dieser Mann fasziniert mich aus irgendeinem Grund. Ich mag nicht viele Menschen, vor allem nicht von Anfang an. Doch er ist irgendwie anders. Ich kann ihn ganz gut leiden und das, obwohl ich ihn kaum kenne.
Da fällt mir ein, ich weiss noch nicht einmal wie er heisst.
Verdammt!
Ich habe ihm meinen Namen verraten und nicht, im Gegenzug, auch seinen verlangt.
Was für ein dämlicher Fehler.Was passiert als nächstes?
Was haltet ihr eigentlich von den Charakteren, bis jetzt?
Ich freue mich über jede Kommentare und Votes! ❤️
P.s. Tut mir leid, dass über eine Woche nichts mehr gekommen ist, wie gesagt, habe ich momentan viel Stress.
DU LIEST GERADE
Xayra
Teen FictionSie ist stur, zielgerichtet, vorausdenkend und pflichtbewusst. Sie ist eine Rebellin, die für die Freiheit gegen das Regime kämpft. Er ist sorglos, charmant, selbstverliebt und provokant. Er ist der Prinz des Königreiches. ...