Kapitel 44

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Hermine japste nach Luft.

„Schau nur Severus, wie schön die sind."
„Ja, das sind sie wirklich."

Severus und Hermine standen vor einem Rosenbusch, an dem wunderschöne schwarze Rosen blühten. Die Blüten sahen aus, als wenn sie aus Samt wären und Hermine kam nicht umhin, sie zu berühren, nur um sich zu vergewissern, das sie echt waren.

„Ich habe noch nie schwarze Rosen an einem Strauch blühen sehen. Die, die man bei unserem Blumenhändler in London bekommt, sind meistens gefärbt."
„Doch, ich hab schon welche gesehen. Meine Großmutter hatte einen Rosenstauch im Garten, an dem zwei verschiedene Sorten blühten. Mein Großvater hatte die Rose veredelt. Die eine Seite blühte weiß, die Andere schwarz."

Hermine sah ihn mit großen Augen an, sagte aber nichts. Hand in Hand standen sie vor dem Strauch und starrten ihn wie hypnotisiert an.

„Mum, Sev, wo seit ihr denn?"

Beide lösten sich aus ihrer Starre.

„Hier, wir sind hier."

Hermine winkte mit ihrem Arm in der Luft herum, so das Tim sie sehen konnte.

„Das ist so langweilig hier, können wir nicht weiter fahren? Die Pferde sind auch schon ganz unruhig."

Sie strich ihm liebevoll über die Haare und nickte.

„Ja, kommt, lasst uns fahren."

Zusammen gingen sie zurück zur Kutsche. Vorher räumten sie noch ihr Picknick auf und setzten dann ihre Fahrt fort.

Über Stock und über Steine ging es durch die herrliche Landschaft, bis sie in der Ferne einen See sahen und Tim Severus davon überzeugte, das sie unbedingt noch schwimmen gehen müssten. Also steuerte Severus die Kutsche zum See und hielt Ausschau nach einem schattigen Plätzchen. Als er dieses gefunden hatte, hielt er die Kutsche an und der Wasserspaß konnte beginnen.

Da es, an diesem Tag sehr heiß war, hielten sie sich gar nicht lange am Ufer auf, sondern eroberten schnell den See. Auch Nicole wollte unbedingt schwimmen, traute sich aber alleine nicht hinein. Kurzer Hand nahm Severus sie auf die Schulter und watete mit ihr in den See. Als Nicole das kalte Wasser an ihren kleinen Füßen spürte schnappte sie nach Luft.

„alt."

Doch Severus lief weiter und irgendwann stand er fast bis zum Hals im Wasser. Nicole saß immer noch auf seiner Schulter. Sie bibberte und ihre Lippen liefen langsam blau an. Severus jedoch drehte sich geschickt, so das Nicole mit einem lauten Platscher ins Wasser viel. Sofort holte er sich wieder hoch und drückte sie an sich.

Vor lauter Schreck sah sie ganz verdattert rein und sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, was Severus gerade getan hatte. Dann fing sie aus Leibeskräften an zu schreien und dicke Tränen kullerten über ihren Wangen.

„emein." Sie schluchzte und Severus machte sich, grinsend, auf den Weg zum Ufer.

Das Wasser war wirklich verdammt kalt und so war auch er froh, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Er wickelte Nicole in ein großes Handtuch und setzte sie auf die Decke. Dann trocknete auch er sich ab und setzte sich dazu. Gemeinsam beobachteten sie Tim und Hermine die um die Wette schwammen.

Nachdem auch Tim und Hermine genug hatten, machten sie sich auf den Rückweg zum Hof. Unterwegs krauste Severus ein paar Mal die Nase und zog die Augenbrauen zusammen.
Hermine, die das beobachtete hatte, streichelte über seinen Oberschenkel.

„Was ist los? Was beschäftigt dich?"

Er sah sie an und zeigte dann mit einer Hand auf die Berge.
Hermine sah sich um und verstand. Da braute sich schon wieder ein Gewitter zusammen und wenn sie die Pferde jetzt nicht die Sporen gaben, würden sie wohl einen Regenguss vom allerfeinsten abbekommen.

Severus spornte die Pferde an und machte Tempo. Der Wind zerzauste sein Haar und Hermine fand, das er richtig verwegen aussah.

Ein Blitz zuckte über den Himmel und Hermine zuckte zusammen. Als dann das Donnergrollen folgte, schrie Nicole auf.

„Mum, icole ngst." Sie krabbelte zu Hermine auf den Schoß und kuschelte sich an sie. Auch Tim kletterte von der hinteren Bank nach vorne und schmiegte sich an Severus.

Der Hof war in Sichtweite, als der Himmel seine Schleusen öffnete und es zu Regnen begann. Sie bogen in die Einfahrt des Hofes, als der Regen zu Taubeneier großen Hagelkörnern wurde. Severus fuhr direkt in den hinteren Teil der Scheune. Im vorderen Teil waren die Pferde untergebracht und man hörte, das diese nervös, umher tänzelten und leise wieherten.

Gemeinsam nahmen sie den Kaltblutstuten das Geschirr ab und rubbelten sie mit Decken trocken. Dann gingen sie zusammen zu den anderen Pferden und beruhigten sie. Der Hagel war wieder zu Regen geworden und der prasselte laut auf das Dach. Kleine Sturzbäche liefen über den Hof und bei jedem Donnerschlag zuckten die Vier zusammen.

Mit einem Gewitter in den Bergen war nicht zu spaßen. Sie standen im Tor der Scheune und sahen zum See, als ein Blitz in einen Baum, der am Ufer stand, einschlug. Ein ohrenbetäubender Knall, eine Flamme die aus dem Baum herausschoss und schon stand der Baum lichterloh in Flammen.

Anton kam aus dem Haus und sah den brennenden Baum.

„Ach du lieber Himmel. Schon wieder ein Feuer.", rief er und sah sich weiter um. Als er Severus, Hermine und die Kinder entdeckte, lief er zu ihnen.

„Da brauchst du nicht zu löschen. Der Baum ist weit genug vom Hof weg.", sagte Severus und ging zu der tragenden Stute, die nervös mit den Hufen schlug.

„Ruhig, meine Gute, es ist bald vorbei."

Die Stute wieherte leise und man konnte sehen, wie sich das Fohlen in ihr bewegte. Sie rieb ihren Kopf an Severus Schulter und ließ sich von Nicole mit einem Zuckerstückchen füttern.

Der Regen wurde weniger und das Gewitter verzog sich langsam. Über dem See, gaben die Wolken die Sonne wieder frei und die Vier gingen ins Haus.


Urlaub auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt