Kapitel 51

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Es war gerade sechs Uhr in der Frühe, als ein schriller Pfeifton Severus aus dem Schlaf riss.
Da er ganz nah an der Bettkante schlief, gab es ein lautes Poltern als er sich umdrehte und aus dem Bett fiel.

„Verflucht..."

Er rappelte sich auf, um nach dem Wecker auf dem Nachttisch zu greifen, als er ein unterdrücktes Glucksen hörte. Er drehte seinen Kopf und sah in Hermines Gesicht. Sie hatte sich über Tim und Nicole gebeugt und beobachtete ihn, wie er da so mit sich selbst kämpfte.

„Du findest das lustig?", knurrte er, doch Hermine konnte nicht antworten, denn ihr Glucksen wurde zu einem lauten Lachanfall.

Severus, der es inzwischen geschafft hatte, den pfeifenden Wecker auszustellen, sprang vom Boden auf, ging um das Bett herum und sprach einen nonverbalen Zauber. Hermine sprang kreischend und klatsch nass vom Bett auf.

Das kreischen weckte nun auch Nicole und Tim und beide sahen die Erwachsenen mit großen Augen an.

„Was macht ihr da?"
„Frühsport.", kam es von Severus, der inzwischen hinter Hermine her jagte, die sich ins Badezimmer flüchtete.
„Na warte, das bekommst du noch zurück.", rief sie durch die geschlossene Türe und stellte die Dusche an.

Severus trocknete das Bett und legte sich wieder hinein. Tim und Nicole nutzen das aus und begannen damit ihn zu kitzeln. Er ließ es sich gefallen und Nicole kicherte, als sie bemerkte, das Severus sich das Lachen verkniff. Es dauerte eine Zeit, doch dann drehte er den Spieß um und kitzelte Nicole und Tim so lange, bis sie Tränen lachten.

Hermine hörte das Gekicher bis in die Dusche und lächelte traurig vor sich hin. Ja, das war nun der letzte Tag mit Severus. In zwei Stunden schon würden sie, mit dem Bus, auf dem Weg zum Flughafen sein. Dort angekommen würde der Flieger sie in zwei Stunden nach London zurück bringen. Sie schloss die Augen und gab sich ganz ihrer Traurigkeit hin. Lange konnte sie ihre Tränen nicht zurück halten und so vermischten sich das Wasser und ihre Tränen, während sie sich dazu aufraffte ihre Haare zu waschen. Nachdem sie fertig war, stieg sie aus der Dusche, trocknete sich ab und putzte sich die Zähne. Nur in ein Handtuch gewickelt ging sie ins Schlafzimmer.

„Der Nächste bitte.", sagte sie leise und zog sich schnell an.

Severus stand lächelnd aus dem Bett auf, schnappte sich Nicole und rief Tim.

„Kommt, wir gehen zusammen duschen."

Die Kinder waren hellauf begeistert und Tim war schneller in der Dusche als Severus und Nicole. Hermine schüttelte in der Zwischenzeit das Bett auf und zog die Bettwäsche und die Laken ab. Sie musste das nicht tun, doch es lenkte sie vom bevorstehenden Abschied ab.

Sie ging auch in das Zimmer der Kinder, räumte noch einige Sachen zusammen und zog auch hier das Bett ab. Nachdem sie fertig war, stellte sie die Koffer auf den Flur und nahm die Anziehsachen der Kinder mit in ihr Schlafzimmer. Sie legte die Sachen gerade auf das Bett, als Nicole aus dem Bad stürmte, dicht gefolgt von Tim und Severus.

Traurig sah sie ihm in die Augen. Langsam ging er auf sie zu und nahm sie in seine Arme.

„Sieh mich nicht so traurig an. Das macht alles nur noch schlimmer."

Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn ganz feste an sich.

„Ich weiß, aber es tut so weh."
„Das vergeht auch wieder. Du wirst sehen, ganz bald kommt ihr nach Hogwarts und dann ist die Traurigkeit verschwunden."
„Aber bis dahin ist es noch so lange."
„Wer weiß, vielleicht geht es schneller als du denkst."

Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und ließ sie dann los.

„Was ist los? Anziehen, aber zack zack."

Tim und Nicole glucksten, taten aber was er ihnen sagte. Als alle angezogen waren, gingen sie zusammen zum Frühstück. Der Frühstücksraum war leer. Sie waren die letzten Gäste. Hilda und Anton setzten sich zu ihnen und gemeinsam frühstückten sie und kamen überein, das sie im nächsten Jahr, ihren Urlaub wieder hier verbringen würden. Dann aber als Familie und vielleicht auch schon als verheiratetes Paar.

Nach dem Frühstück holte Severus ihre Koffer und ging nochmal in den Heuschober um seine Sachen zu holen. Als er wieder zurück war, fuhr der Reisebus, der sie zum Flughafen bringen sollte, gerade vor. Das Gepäck war schnell eingeladen und der Abschied von Hilda und Anton war sehr tränenreich. Winkend saßen die Kinder auf der letzten Bank im Bus und warfen Kusshände zum Hof zurück.

Hermine kuschelte sich an Severus und wie auf Kommando öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann heftig zu regnen.

„Der Himmel weint.", sagte Hermine ganz leise und hatte selber auch schon wieder Tränen in den Augen.
„Süße, reiß dich zusammen. Du machst es uns damit nur noch schwerer."
„Ich weiß. Aber....", sie konnte nicht mehr sprechen, den er verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
„Sei still jetzt."

Die weitere Fahrt verlief schweigend. Am Flughafen angekommen hatten sie noch ca. eine Stunde Aufenthalt, ehe sie einchecken mussten. Sie verbrachten die Zeit im Flughafencafé und die Kinder standen auf der großen Terrasse und sahen den ankommenden und abfliegenden Flugzeugen zu.

Tim war ganz still und leise geworden. Es wurde ihm wohl gerade bewusst, das der Urlaub nun bald vorbei sein würde und das er bald wieder zu Hause, in der kleinen Wohnung, sein würde. Kein Hof, keine Tiere, kein Traktor mehr. Und auch Severus würde nicht mehr da sein. Traurig blickte er durch das große Panoramafenster in das Innere des Cafés und sah seine Mum und Severus am Tisch sitzen. Sie schienen sich leise zu unterhalten und Tim sah, das auch seine Mum sehr traurig war. Immer wieder wischte sie mit ihrer linken Hand die Tränen fort, währende ihre Rechte Severus ganz fest hielt.

„Nicole, komm wir gehen zu Mum und Sev."
„icole icht. Icole weiter lugzeug ucken."
„Nein, jetzt nicht mehr."

Tim fasste sie an der Hand und zog sie grob ins Innere des Cafés. Nicole heulte auf und schrie.

„icole lugzeug ucken."

Hermine und Severus sahen gleichzeitig auf und wunderten sich.

„Nein Nicole, komm jetzt mit. Wir gehen zu Mum und Sev."
Nicole stampfe sauer mit dem Fuß auf. „icole lugzeug ucken."

Tim lief ganz rot im Gesicht an und fasste Nicoles Hand noch eine Spur grober an. Als Nicole erneut aufheulte, stand plötzlich Severus neben ihnen und sah Tim scharf an.

„Junger Mann, was soll das? Warum tust du Nicole weh?"
„Weil ich keine Flugzeuge mehr gucken will."
„Und warum tust du Nicole weh?"
„Weil sie nicht mit zu euch wollte und ich sie ja schlecht hier draußen lassen konnte."
„Das ist dennoch kein Grund ihr so weh zu tun. Sieh nur, ihr Handgelenk ist ganz rot."
„Sie ist so stur...sie soll endlich rein kommen." Tim schmollte.

Severus nahm Nicole auf den Arm und schob Tim vor sich in das Café. Sie setzten sich an den Tisch und Severus sah ihn wieder scharf an.

„Wir tun uns nicht gegenseitig weh, nur um unseren Willen zu bekommen. Wenn du ein Problem mit Nicole hast, dann komm zu uns und wir klären das. Ich möchte nicht noch einmal sehen, das du sie so grob am Handgelenk fasst und ihr damit weh tust. Hast du das verstanden?"
„Ja, Dad."

Severus Augenbrauen schossen in die Höhe und er sah Tim sehr verwirrt an. Hermine, die die Unterhaltung schweigen verfolgt hatte, drehte ihren Kopf weg, damit Severus ihr Grinsen nicht sah.

Tim sah Severus irritiert an.

„Warum siehst du mich so entsetzt an?"

Severus schüttelte den Kopf und schwieg. Viele Gedanken arbeiteten hinter seiner Stirn und er zog es vor, nichts mehr zu sagen. Er musterte Tim und stellte fest, das es Tim gar nicht bewusst war, das er ihn gerade Dad genannt hatte.

Seine Grübelei wurde jäh unterbrochen, als eine Lautsprecherdurchsage ihren Flug ankündigte. So machten sie sich auf den Weg zum Check in, stiegen in den Flieger und verließen Österreich im strömenden Regen.

Urlaub auf dem BauernhofWo Geschichten leben. Entdecke jetzt