Kapitel 12

127 9 1
                                    

Die nächsen Tage vergingen wie im Flug. Henry und Eleanor Louise trafen sich jeden Abend um auszureiten oder spazieren zu gehen. Während ELeanor Louise eine Mülltonne war, hielt er sich jedoch so weit es ging von ihr fern, denn noch immer hatte er die Worte des Waltschrats nicht vergessen und Angst, einmal etwas falsches zu sagen und damit alles zu ruinieren. 

Die Mülltonne merkte jedoch kaum etwas davon, war sie doch in Gedanken immer schon beim nächsten Abend oder dem Vorherigen. Es fiel ihr lediglich auf, dass der Prinz sie nicht mehr anschrie und auch sonst umgänglicher geworden war. Sie dachte jedoch, es wäre nur wieder eine seiner seltsamen Launen und um machte sich nicht weiter Gedanken darüber. 

Der Prinz saß in seinem Zimmer und las eines seiner zahlreichen Bücher über Pferde. Er wusste, dass seine Mülltonne jeden Moment hier sein musste und war bereit, seine Gemächer sofort zu verlassen. Seufzend stand er auf, als er draußen Schritte hörte. Dieses Versteckspiel musste aufhören! Er konnte es nicht mehr ertragen, sie zu ignorieren und bei ihren abendlichen Treffen so tun, als kenne er ihr Geheimniss nicht. 

Ihm war klar, dass es nur einen einzigen Weg gab, um endlich offen mit ihr reden zu können. Sie mussten sich verloben! Inzwischen war er sich auch sicher, dass sie ja sagen würde.

Die Zimmertür wurde vorsichtig geöffnet, und die Mülltonne huschte herein. Henry bemerkte wohl, dass sich die Mülltonne vollkommen in seinem Anblick verlor, ihm ging es ja nicht besser, er hatte das Gefühl, sie würde von Tag zu Tag hübscher, deshalb tat er so, als habe er nichts mitbekommen,  und nichte ihr freundlich zu (er brachte es einfach nicht mehr übers Herz, unfreundlich zu ihr zu sein, auch wenn das möglicherweise seiner Ausrede schadete).

Er machte sich sofort auf den Weg zum Thronsaal, doch anders, als er erwartet hatte, war sein Vater nicht mehr dort. Der Vogel meinte, der König hatte sich entschuldig, er müsse einen Brief von außerordentlicher Wichtigkeit verfassen, und man möge ihn bitte in Ruhe lassen und nur bei sehr wichtigen Sachen stören. 

Der Prinz entschied, dass seine geplante Verlobung, nachdem sein Vater so lange darauf gewartet hatte, anlass genug war.  Auf dem ganzen Weg grübelte er darüber nach, was das wohl für ein Brief sein mochte. Das letzte Mal, als sich sein Vater wegen etwas außerordentlich wichtigem zurückgezogen hatte, war, als er Magdalenas Beerdigung geplant hatte.

Endlich erreichte Henry das Studierzimmer seines Vater, doch niemand antwortete auf sein Klopfen.  Genervt schob er die schwere Tür auf und setzte sich in einen der Ledersessel, die vor dem riesigen Schreibtisch standen. Ungeduldig rutschte er in dem Sessel herum, unfähig wenigsten ein paar Minuten still zu sitzen. Einmal hatte er etwas wichtiges mit seinem Vater zu besprechen und dann blieb er endlos lange weg.

Schließlich ging er zum Schreibtisch hinüber um sich ein Glas Wein aus dem Krug, der immer dort stand, einzuschenken. Da erst viel ihm auf, dass der Tisch, der sonst unter Stapeln von Papier verschwand, komplett aufgeräumt war, sein Vater hatte wohl etwas gesucht, was zu lange her war, um noch in dem Durcheinander gefunden zu werden. Lediglich ein einziges Blatt lag noch dort. 

Neugierig nahm er das Blatt in die Hand und begann zu lesen. 

********

Klirrend fiel mein Glas zu Boden und der rote Wein verteilte sich über den teuren Teppich, doch  ich merkte es nicht einmal. Geschockt starrte ich auf den Vertrag, meine Hand begann unkontrolliert zu zittern, nur mit Mühe konnte ich das Datum entziffern, das oben in die Ecke geschrieben was. 

Nein! Nein, das konnte nicht sein! Meine Mutter war noch am Leben? Warum hatte mein Vater mir nichts davon erzählt? Wie konnte er mir eine so wichtige Information vorenthalten? Hätte ich gewusst, dass ich meine Mutter wieder bekommen würde, wenn ich heirate, hätte ich mich schon längst mit Eleanor Louise verlobt!

Die Abenteuer der MülltonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt