Kapitel 13

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**Sorry, dass ich so endlos für das Update gebraucht habe, aber ich bin jetzt aus dem Ausland zurück und da war die letzten Wochen unglaublich viel für die Schule zu tut. Ab jetzt schreibe ich hoffentlich wieder schnellen weiter. Jetzt aber erst mal viel Spaß mit dem neuen Kapitel!**

Lange konnte ich mich nicht dazu entschließen, wieder nach Hause zu reiten, ich war zu aufgewühlt. Erst als das Licht des anbrechenden Morgens durch das dichte Blätterdach des Waldes auf mein Gesicht fiel, wurde mir bewusst, wie lange ich schon unterwegs war. Auch wenn ich nur Schritt ritt, hatten SiIver Sky und ich doch schon seit Stunden keine Pause mehr gemacht und er hatte es verdient, endlich wieder in seinen Stall zu kommen. 

Mit einem schweren Seufzen wendete ich mein Pferd. Meine Gedanken wanderten zu meinem Vater. Wie würde er reagieren, wenn ich plötzlich vor ihm stehen würde, nachdem ich beinahe 24 Stunden lang weg gewesen war, ohne dass er auch nur ahnen konnte, wo ich mich befand? Ich beschloss, dass mir das egal war. Er war der jenige, der sich zu entschuldigen hatte, nicht ich!

Ich konnte meine eigenen Gedanken nicht davon abhalten, zu Eleanor zu wandern. Warum hatte sie mir das angetan?, fragte ich mich, wieder und wieder. Und ich konnte ihr nicht mal aus dem Weg gegehen in nächster Zeit, weil sie meine persönliche Mülltonne war, woran ich sie allerdings nicht erinnern durfte, weil sie dann für immer eine Mülltonne bleiben und aus Untererde verbannt werden würde. Eigentlich hatte ich sie heiraten wollen, ohne zu ahnen, dass ich damit meine Mutter, die ich seit Jahren für tot gehalten hatte, aus ihrer Gefangenschaft befreien konnte. Leider war das inzwischen außer Frage, denn sie war es gewesen, die mir diese Informationen vorenthalten hatte.

Es wäre untertrieben gewesen zu sagen, dass mich mein Leben im Moment nervte. 

Zu der Zeit als ich das Schloss erreichte, kochte ich vor Ärger und war bereit, meinem Vater entgegen zu treten, um ihn zu fragen, warum er mir etwas so wichtiges nicht gesagt hatte. 

 "Oh doch, mein Sohn!", sagte mein Vater mit kalter bestimmter Stimme, "Du wirst zu dem Ball gehen und du wirst dich verloben! Wenn nicht, werde ich es für dich tun!"

"Nein, du kannst mich nicht dazu zwingen, jemanden zu heiraten, den ich nicht heiraten will!"

So ging es jetzt schon seit Stunden und so langsam war ich es Leid, zu versuchen, meinem Vater klar zu machen, dass es seine Schuld war, dass ich mich nicht schon verlobt hatte. 

Als er wieder anhob, mir ein weiteres Mal zu sagen, dass es meine Verantwortung war, zu heiraten, um meine Mutter zu retten, stürmte ich aus dem Zimmer, ohne mich darum zu kümmern, dass mein Vater ärgerlich hinter mir herrief.

Die nächsten Tage verbrachte ich in absolutem Schweigen. Ich sprach weder mit meinem Vater, noch sah ich Eleanor Louise auch nur an, egal ob als Mensch oder als Mülltonne. Ich zog mich vollkommen von der Außenwelt zurück und saß den ganzen Tag nur in meinem Zimmer und las, um der realen Welt entkommen zu können. 

Ich hatte aufgehört, mich gegen den Ball zu wehren, denn ich hatte mir einen effektiveren Plan ausgedacht; Ich würde, wie mein Vater es von mir erwartete, auf dem Ball auftauchen und auch die ersten Tänze mittanzen, doch dann würde ich verschwinden. Mein Vater würde denken, er könne mich zwischen den ganzen Tanzenden nicht entdecken und ich kam darum herum, mich mir einer Prinzessin zu verloben, die ich nicht wollte. 

Das Problem war, es gab nur eine einzige Prinzessin, die ich wollte und der konnte ich gerade nicht mehr trauen...

Die letzen Tage kamen mit ewig lang vor, und es war als wäre sie Zeit einfach stehen geblieben, so hatte ich zu viel Zeit um über alles nach zu denken, und zu merken, dass ich Eleanor trotz meiner Wut und Enttäuschung vermisste. Jedes mal, wenn ich die heimlichen, traurigen und schuldigen Blicke bemerkte, die sie mir zuwarf, wünschte ich mir nichts sehnlicher als sie endlich wieder in den Arm nehmen zu können, sie zu küssen und zu sagen dass bald alles besser ist, nur um ihr wunderschönes Lächeln zu sehen. Aber trotz  stand der Ballabend vor der Tür. Entgegen jeder Vernunft wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass Eleanor Louise kam. 

Höflich lächelte ich jeder Prinzessin zu, die an mir und meinem Vater vorbei zur Tanzfläche schritt. Doch mit jedem weiteren Mädchen wurde mein Lächeln gezwungener, meine Haltung steifer. Wo blieb sie nur?

Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber tief in meinem Inneren wusste ich bereits: zu diesem Ball würde sie nicht kommen. 

***

Die Prinzessin lag in ihrem Bett, schlechter gelaunt als jemals zuvor. In diesem Moment startete der Ball, auf dem der Prinz sich verloben würde. Und das offensichtlich nicht mit ihr. Seit Tagen hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen, ja, er hatte sie nicht mal angesehen. Es war, als würde sie für ihn einfach nicht mehr existieren. Und das war noch schlimmer, als wenn er sie ganz am Anfang ihrer Zeit als seine persönliche Mülltonne immer getreten hatte. 

Sie hatte beschlossen, heute während ihrer Zeit als Mensch in ihrem Zimmer zu bleiben. Sie könnte es nicht ertragen,  dabei zuzusehen, wie ihr Prinz sich mit einer Anderen verlobte. Seit dem ersten Ball hatte sie immer gedacht, sie würde einmal die Glückliche sein. 

Und sie hatte einen Fehler alles ruinieren lassen. Sie verstand, dass der Prinz mehr als bloß ein bisschen wütend und enttäuscht war, sie verstand sich nur selbst nicht mehr. 

Die Verwandlung ging inzwischen so spielen leicht, dass sie erst bemerkte, dass sie jetzt ein Mensch war, als ihr warme Tränen über das Gesicht zu laufen begannen. 

Ihr schluchzen verstärkte sich noch, als sie sich daran erinnerte, dass sie nicht nur ihren Prinzen verloren hatte, sondern damit auch ihre Menschenidentität. In zwei Nächten würden die drei Monate, die der Waldschrat ihr gegeben hatte, um sein und sie müsste Untererde als dreckige Mülltonne verlassen. 

Sie wollte sich umdrehen, um endlich nicht mehr die Tür anstarren zu müssen, doch ein aufwendiger Rock hinderte sie daran. Verärgert sah sie an sich herunter. Normalerweise passte sich ihre Kleidung nach der Verwandlung dem an, was sie die Nacht über machen wollte. War sie zu müde, um irgendetwas zu unternehem und wollte einfach nur im Bett, hatte sie sonst immer ein Nachthemd angehabt. Ausgerechnet heute funktionierte es nicht. 

Wo sie das Kleid schon mal an hatte, dachte sie, würde es auch nicht schaden, es sich genauer anzusehen. 

Sie stellte sich vor den Spiegel und wieder einmal verschlug ihr der eigene Anblick die Sprache. Sie trug ein wunderschönes, zart rosanes Ballkleid.

Das Oberteil war trägerlos und so hell, dass es fast schon weiß aussah. Darüber zog sich ein feines Blumenmuster. Der Rock war aus Tüll und fiel weit ausladend bis auf den Boden. Er hatte ein deutlich dunkleres, wenn auch immer noch helles, rosa und oben, wo das Oberteil in den Rock überging, war eine große Tüllblume befestigt.

Eleanor Louises Haare waren zu perfekten Locken gedreht und auf der einen Seite mit einer Spange, die ebenfalls mit einer kleinen Tüllblume verziehrt war, befestigt. 

Plötzlich schien all die Trauer, die sie während der letzten Tage mühsam verdrängt hatte, auf sie einzustürzen, als sie sich so im Spiegel betrachtete, und wusste, dass sie niemanden mehr hatte, der sie bewundern würde, egal wie wunderschön sie auch aussah. 

Tränen strömten ihr nun haltlos übers Gesicht, als sie zum Fenster stürzte und sich nach draußen beugte. Sie musste aus diesem winzigen Zimmer raus, das mit jeder Minuter kleiner zu werden und das  Atmen unmöglich zu machen schien. 

Musik und das Lachen der Gäste drangen bis hoch in ihr Zimmer und alles was sie noch wollte, war so weit wie möglich von hier wegzukommen. Ohne noch einen Blick in den Spiegel zu sehen, verließ sie so schnell sie konnte das Zimmer und schlug die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu.

Doch kaum war sie, noch immer halb blind vor Tränen, ein paar Schritte den Gang herunter gestolpert, stieß sie gegen Jemanden, der ihr mit gleichem Tempo entgegen kam. Sie wäre zu Boden gefallen, hätte dieser Jemand sie nicht aufgefangen. Mit einem kurzen Danke wollte sie schon weiter eilen, als eine geschockte Stimme sie mitter in der Bewegung innehalten ließ: "Eleanor?"

Das Blut gefror ihr in den Adern und ungläubig sah sie zu dem Mann auf, der sie noch immer im Arm hielt. "Henry?"

Die Abenteuer der MülltonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt