Timo Werner & Vanessa

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Rot für Willi Orban und das bereits in der 12 Minute. Unfassbar, aber wahr!
Wie sollte man in Unterzahl bitte ein Spiel gegen Bayern gewinnen?
Doch für Leipzig kam es noch Schlimmer, denn direkt in der 13 Minute wechselte ihr Trainer auch noch Timo Werner aus, damit er stattdessen die Abwehr verstärken konnte. Damit hatte er die vermutlich einzige Person, die wohl überhaupt noch etwas hätte zu ihren Gunsten drehen können, vom Platz genommen und sich auf eine sichere Niederlage eingestellt.
Hilflos musste ich von der Tribüne aus zusehen, wie mein bester Freund geknickt und mit hängendem Kopf den Platz verließ.
Er war so froh gewesen, endlich wieder fit zu sein, aber so richtig wollte es für ihn einfach noch nicht wieder laufen. Aber tat es das, jemals richtig für ihn zu laufen?
Klar, er war immer herausstechend gut gewesen, meiner Meinung nach, er war Torjäger in diesen ganzen U-Mannschaften gewesen, obwohl er oft ein paar Jahre jünger war als seine Mit- und Gegenspieler.
Er hatte nicht zuletzt beim Confed-Cup hatte er sein Können, sein Talent wieder unter Beweis gestellt.

Aber wenn man auch mal abgesehen seiner fußballerischen Leistungen schaute, konnte ich bezeugen, dass er nie der glücklichste Mensch auf Erden sein durfte. Lief es einmal gut für ihn, konnte im nächsten Moment schon wieder alles zerstört sein. Und nein, das war wirklich nicht immer seine Schuld!
Am liebsten würde ich jetzt einfach bei ihm sein, ihn umarmen und einfach für ihn da sein, denn ich innerlich betete ich, dass allein so etwas jetzt nicht schon wieder neue Selbstzweifel in ihm lösen würde.
Es war schrecklich immer wieder mitansehen zu müssen, wie schlimm schon so eine Kleinigkeit für ihn sein konnte, obwohl es ja nicht mal etwas mit ihm persönlich zu tun hatte. Es nagte an ihm und irgendwann würde es das jetzt schon wackelige Gebilde seiner selbst womöglich noch zum Einsturz bringen und sei es auch nur ein kleines Staubkorn, das ihn aus dem Gleichgewicht brachte.
Das Spiel interessierte mich längst nicht mehr, denn mit Timos Auswechslung war das Ergebnis bereits voraussichtlich und ein Sieg in Unterzahl sowieso nicht möglich und nun mal vor allem nicht gegen Bayern.
Nein, meine Gedanken waren längst wieder an Timo geheftet, der da unten jetzt auf der Bank hockte und wahrscheinlich nur so in Selbstzweifeln versank.

- - -

Ungeduldig wartete ich vor Timos Hotelzimmer und wanderte den Gang immer wieder hoch und runter, bis ich endlich die ersten Spieler entdeckte, die den Gang entlang getrottet kamen.
Gesprächig und sonderlich gut gelaunt, waren sie jedenfalls nicht, denn die meisten verschwanden, nachdem sie mir kurz zugenickt hatten, auch schon in ihren Zimmern. Seit dem Timo mich ständig mit sich rumschleppe, wie ein kleines Kind sein Stofftier, hatte sich jeder im Team bereits an mich gewöhnt und meine Erscheinung mitten in ihrem Flur irritierte sie somit nicht mehr im geringsten.
Als einer der letzten schleppte sich Timo den Gang entlang und bevor er irgendetwas sagen konnte, riss ich ihm die Zimmerkarte aus der Hand, schloss sein Zimmer auf und schob ihn hinein.
Nachdem ich die Tür wieder abgeschlossen hatte, drehte ich mich wieder zu meinem besten Freund um, der mit hängenden Schultern noch immer genau so stand, wo ich ihn hingestellt hatte.
Sein Gesicht sprach mal wieder schon Bände, weshalb ich ihn erst mal seufzend in eine Umarmung zog.
Langsam erwiderte er die Umarmung und begann mich mal wieder wie einen Teddy an sich zu drücken, während sich sein mal wieder viel zu angespannter Körper langsam wieder zu entspannen begann.
,,Ich bin schlecht!", war mal wieder das erste, dass ich aus seinem Mund zu hören bekam.
,,Nein das bist du nicht und das hab ich dir schon tausendmal gesagt!", seufzend löste ich mich aus der Umarmung und Timo ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Ich setzte mich auf die Bettkante und beobachtete, meinen besten Freund, dessen Augen wie so oft Star zur Decke gerichtet waren.
,,Doch bin ich!", allein für diese Worte hätte ich ihm am liebsten mal eine geklatscht. ,,Dann sag mir worauf du dieses "Schlecht" beziehst!", ich verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Mich!", antwortete er knapp. ,,Genauer!", forderte ich und sah ihn an. ,,Meine Leistungen!", versucht er es weiter. ,,Was ist damit!", hackte ich nach. ,,Die sind doch schlecht!", beharrte er. ,,Einspruch! Du warst verletzt und bist noch nicht wieder ganz in Top-Form!", meinte ich. ,,Trotzdem sind meine Leistungen schlecht!", protestierte er schon fast.
,,Timo, ich bitte dich! Du gibst immer dein Bestes und mehr kannst du auch nicht tun! Du bist der beste deutsch Stürmer und das hat dir selbst Jogi gesagt und wenn der das behauptet, dann stimmt das auch!", meinte ich. ,,Wer's glaubt! Außerdem, was ist mit Sandro?", hatte mein bester Freund einzuwenden.
,,Ja, was ist mit dem?", ich sah ihn an. ,,Er hat gesagt, er wäre der beste deutsche Stürmer!", nun sah auch er mich an. ,,Siehst du und genau das ist dein Problem!", verwirrt sah er mich an. ,,Was, das Sandro besser ist, als ich?", ich schüttelte den Kopf. ,,Nein Timo, deine Einstellung ist das größtes Problem!", ich ließ mich neben ihn auf die Matratze fallen.
,,Ach ja?", wollte Timo wissen. ,,Natürlich! Sandro ist der Meinung, dass er der beste deutsch Stürmer ist und dementsprechend spielt er auch! Er spielt selbstbewusst und ist von seinem Können überzeugt und ja, so ist er erfolgreich! Er glaubt an sich, er glaubt daran, das er gut ist und das er viele Tore schießen wird! Sandro ist so von sich selbst überzeugt, dass er mit Ehrgeiz immer das Beste aus sich herausholen will, sich immer steigern will und dazu braucht er nun mal das Selbstvertrauen, das er sich selbst aufgebaut hat. Ich finde das bewundernswert!", begann ich und dreht meinen Kopf so, dass ich Timo neben mir ansehen konnte, der bloß die Stirn runzelte.
,,Und dann kommst du an mit deinem Sandro ist der beste deutsche Stürmer, ich bin scheiße, aber ich stehe Samstag trotzdem für Deutschland in der Startelf! Fehler entdeckt?", Neugierde mischte sich in meinen Blick.
,,Dass sie nicht Sandro spielen lassen?", meinte er mit ernster Miene. ,,Timo, noch einmal und es setzt was!", genervt setzte ich mich wieder auf. ,,Warum denn, ist doch so!", protestierte mein bester Freund bockig.
,,Wenn Jogi dich in die Startelf stellt, dann weiß er was du kannst, er weiß das DU der beste deutsche Stürmer ist und er will erfolgreich spielen! Wärest du schlecht würde er dich gar nicht erst beachten, geschweige denn in den Kader nehmen, oder dich spielen lassen!
Der Nationaltrainer hat gesagt, dass du der Beste bist und dann stimmt das auch! Ja, Jogi hat auch nicht immer recht, wer die beste Wahl für den Kader ist, aber wenn er dich nicht mit rein genommen hätte, dann hätte ich mich persönlich bei ihm beschwert!
Er weiß was du kannst und hättest du ihm nicht gezeigt, dass du besser bist, als Sandro, oder sonst wer dann hätte er nicht immer wieder dir den Vorzug gegeben und jemand anderen spielen lassen! Er wollte dich, weil er an dich glaubt!", plapperte ich vor mich hin: ,,Wer war in der Saison 16/17 der beste deutsche Torjäger der Bundesliga?"
,,Auba!", meinte er trocken. ,,Deutsche, hab ich gesagt!", genervt verdrehte ich die Augen. ,,Lewy!", meint er. ,,Ist Lewy Deutscher? Nein, nein das ist er nicht! Du warst der beste Deutsche und alle außer dir haben das offensichtlich auch verstanden, die Tore haben sich ja auch nicht von allein geschossen!", regte ich mich auf.
,,Ne, dafür gab es Schwalben-Elfmeter!", meinte er. ,,Alter, geh mir damit weg! Wir haben das schon so oft durchgekaut und sind immer wieder zum selben Ergebnis gekommen: Das war alles ein riesengroßes Missverständnis!", ich musste mich gerade wirklich beherrschen, ihn nicht auf den Fußboden zu katapultieren, denn auch wenn ich wusste, dass das Thema ihn noch lange belasten würde, brauchte er es sich ja nicht täglich selbst wieder aufs Brot schmieren.
,,Wenn ich ja angeblich so toll bin, warum hab ich dann den Elfmeter verschossen?", auch er setzte sich auf. ,,Weil es ein verdammter Druck ist, wenn man als Letzter schießen muss, sowieso schon nachziehen muss und alles von dir abhängt!
Ich hab dir schon hoch mal gesagt, du sollst nicht als Letzter schießen ...!", maulte ich, doch er unterbrach mich. ,,Weil ich schlecht bin!", meinte er. ,,Nein! Du sollst nicht als Letzter schießen, weil dein Selbstbewusstsein momentan echt erbärmlich ist!
Wenn du dir schon in die Hose machst, bevor du dahingehst und dir ständig einredet, dass die ganze Welt dich hassen wird, wenn du es verkackst, dann kann das auch einfach nichts werden!
Wenn da jetzt ein Sandro Wagner hingegangen wäre, der sich fest eingeredet hätte, dass er den Torwart gleich mit im Netz versenkt, dann hätte er deutlich bessere Chancen gehabt, das Ding zu machen!
Außerdem hast du den Ball nicht richtig getroffen und zum hundertsten Mal, Elfmeterschießen, ist Glückssache!
Und momentan ist das Glück hat einfach nicht mit dir!", seufzte ich. ,,Doch ich hab Glück, Glück, das ich dich habe!", er drehte meinen Kopf leicht zu seinem, während sein Blick von meinen Augen zu meinen Lippen wanderte. Unschlüssig sah er mich an, als würde er sich nicht wirklich trauen. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete ich sein zögern, ich wusste was jetzt folgen würde und tatsächlich legte er seine Lippen kurz darauf vorsichtig auf meine.
Froh darüber, dass er endlich den Mut gehabt hatte, sein Selbstbewusstsein zu stärken und sich zu etwas zu trauen, bemerkte ich erst etwas später, das meine Glücksgefühle wohl eher lange verborgene Gefühle für meinen "besten Freund" Timo gewesen waren, die weit über Freundschaft hinausreichen und die sich mit diesem einen Kuss endlich wieder an die Oberfläche kämpften!

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Ein One Shot für Steno_1, ich hoffe er gefällt dir! 🙂

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