16. after-effect

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Es war bestimmt keine gute Idee, wieder in die Schule zu gehen, aber ich wollte nicht von der Schule fliegen.
Ich musste irgend etwas aus mir machen.
Ich sah auf mein Handy 7:23 und wieder tausend entgangene Nachrichten.
Ich ging ins Bad und machte mich fertig.
Ich sah wieder einigermaßen normal aus. Abgesehen von den blauen Flecken.
Ich nahm mir wieder Geld, meinen Ranzen und machte mich auf den Weg.
Beim Bäcker holte ich mir wieder Frühstück und ging dann zur Schule.
Ich war sehr nervös, ich wollte auf keinen Fall der Gang, über den Weg laufen.
Als ich durch den Gang ging merkte ich schon, wie alle anfingen zu tuscheln und zu lachen.
Ich ignorierte es aber weitestgehend.
In der Klasse setzte ich mich auf meinen Platz.
Alle bewarfen mich mit Pappier, schriehen Hure, oder Schwuchtel.
Wieso? Was bringt es ihnen?
Ich hasste diesen Ort schon vorher, doch jetzt... ich würde am Liebsten alles abbrennen.
Ich merkte genau die Blicke, von allen und bekam Panik.
Schnell stürmte ich aus dem Klassenzimmer. Ich hatte den Kopf gesenkt und suchte nach meinem Handy, ich hatte eine Vermutung was passiert sein könnte. Und wenn diese wahr war, hatte ich ein riesen Problem.
Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen.

"Sorry."

Sagten wir beide wie im Chor. Ich blickte auf, direkt in die verzauberndenden Augen Patrick's.
Sofort verfinsterte sich meine Miene wieder und ich ging weiter, zu den Jungs Toiletten.
Dort zog ich mein Handy, aus der Tasche und las die Nachrichten.
Wie erwartet. In der Klassengruppe polarisierten die Bilder.
Ja die Bilder, die Felix, von mir gemacht hat!
Die Nacktbilder!
Darunter stand: So sehen Huren aus., oder: Notgeile Schwuchtel!

Ich wollte garnicht erst das Schulklo verlassen.
Jetzt weiß jeder wie ich nackt aussehe. Das ist so peinlich.
Ich merkte wieder, dass ich anfing zu weinen. Scheiße.
Wieso passiert mir so viel scheiße, im Leben. Das ist so unfair.
Ich kann mich doch nie mehr sehen lassen.
Hätte ich doch nur Awesome genommen, dann könnte ich jetzt wenigstens abhauen.
Ich zog meine Beine an und ließ den Tränen freien Lauf.

Nach einer Weile hatte ich mich wieder gefangen und sah auf mein Handy.
Eine neue Nachricht, von meinem Bruder. Scheiße.
Er hatte auch das Bild gesehen.

'Manu, was ist das?!'

'Wo bist du? Geht es dir gut?'

Ich wollte nicht antworten, aber fühlte mich dazu verpflichtet ihm eine Rückmeldung zu geben.
Ich schrieb:

'Es geht mir gut, ich bin in der Schule und dass auf dem Bild bin ich nicht.'

Es fiel mir schwer ihn anzulügen, aber ich konnte nicht anders.
Ich ging auf den Flur, im Moment hatten alle noch Unterricht.
Ich verließ das Gebäude, mal wieder ohne Schulsachen, aber in die Klasse konnte ich jetzt nicht.
Wieder eine neue Nachricht.

'Manu ich bin nicht blöd, woher ist das Bild, wer hat dich so zugerichtet?'

'Felix und seine Gang haben dass gemacht und mich so zugerichtet...'

Antwortete ich ihm ehrlich.

'Manu, wir müssen was dagegen machen, bitte komm nach hause. Wir finden zusammen eine Lösung'

'Ich komme nicht zurück und gegen das Bild kann man auch nichts machen, jeder hat es schon gesehen und würde ich was dagegen tun, würden sie mich nur noch mehr demütigen.'

'Manu vergiss es, ich geh zur Polizei und du kommst nach hause.'

'Wehe du gehst zur Polizei, nach hause kann ich dann erst recht nicht!'

Wenn er zur Polizei geht bin ich am Arsch. Sie finden herraus dass ich klaue und dass ich Drogen nehme.

'Wir finden eine Lösung, bitte komm nach hause.'

'Tut mir leid.'

Ich steckte mein Handy weg.
Ich hatte schon wieder Hunger, ich entschloss mich einkaufen zu gehen.
Das Geld reichte gerade noch so, also brachte ich das Essen 'nach hause', verstaute es im Kühlschrank und wollte neues Geld aus dem Versteck holen. Aber es waren nur noch 10 da.
Shit. Ich machte mir ein Brot, aß es und überlegte wie ich an Geld kam.

...

So begann ich Läden und Banken auszurauben und mein Awesome zu optimieren.
Davon konnte ich dann leben, in der Schule war ich nicht mehr gewesen.
Insgesammt mied ich den Kontakt, zu anderen Menschen weitestgehen.
Ich richtete es mir richtig gemütlich in der Hütte ein.
Mein Leben verbrachte ich, von nun an, nur noch mit Computerspielen und klauen.
Aber die Hoffnung eines Tages mit Patrick zusammen zu sein, gab ich nie auf. Es war das einzige, greifbare Ziel, das ich noch hatte.

Rückblick ende

Jemand rüttelte an mir.
Erschrocken fuhr ich hoch, ich lag auf einer Parkbank.
Schreckliche Kopfschmerzen plagten mich.
Meine Wangen waren nass und meine Sicht verschwommen.
Ich wusch mir die Tränen weg und sah in Patricks braune Augen.

"Manu, alles ok? Du warst total weggetreten und bist einfach umgefallen."

"Etwas misstrauisch sah ich ihn an."

War ich am träumen?
Ich fasste an seine Wange. Nein er war real.
Wieder erinnerte ich mich an alles.
Ich richtete mich auf, Pat setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich.

"Wieso hasse ich dich nicht?"

Fragte ich ihn. Er sah mich an, als wäre ich ein Geist.

"Wie kommst du denn jetzt da drauf?"

Ich sagte nichts, ich konnte nicht und ich wollte auch nicht wirklich.
Ich legte einfach meinen Kopf, auf seine Schulter und dachte nach.
Ich dachte über meine Gefühle nach, über meine Vergangenheit und die Fehler, die ich wahrscheinlich begangen hatte.

"Ich wünschte, ich hätte es damals anders gemacht."

Sprach ein Stimme sanft in mein Ohr.
Ich drehte meinen Kopf, zu Patrick und sah ihn verwundert an.

"Ich bereue was ich getan habe, ich war so dumm."

Er stützte seine Arme, auf seine Knie und legte den Kopf in seine Hände.
Nach ewigen Minuten des Schweigens, brach ich dann die Stille.

"Komm, lass uns nach hause gehen. Es ist schon ziemlich spät."

Ich stand auf und er tat es mir gleich.

"Hey guck nicht so betrübt, jeder macht mal Fehler. Lass die Vergangenheit, Vergangenheit sein."

Sprach ich mit einem Lächeln und hackte mich bei ihm ein.
Irgendwie ist diese Situation schon etwas komisch gewesen.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach hause.

Dort angekommen schliefen wir schnell und seelenruhig ein.

Who is GLP? | KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt