3. Basketball

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Resigniert schmiss Manu seinen Stift auf den Tisch, der daraufhin von der Kante seines Taschenrechners abprallte und zur Seite sprang. Jedoch nicht einmal das konnte ihm ein kleines Lächeln entlocken, stattdessen legte er bloß seine Arme auf der Tischplatte ab und vergrub sein Gesicht darin.

Mathe war zwar eigentlich eines seiner Lieblingsfächer – der Lehrer, den sie darin hatten war cool und auch mit dem Stoff tat er sich meistens nicht schwer – aber dennoch zogen sich die Hausaufgaben heute wie Kaugummi. Zwar hätte er es wie Patrick machen können und sich gleich nach dem Mittagessen in die Stadt verziehen können, aber im Gegensatz zu seinem Mitbewohner war er nicht unbedingt scharf darauf, es sich mit den Lehrern zu verspaßen. Noch dazu hätte er nicht gewusst, was er in der Stadt gewollt hätte. Im Gegensatz zu Patrick, der sich schon jetzt, nach gerade einmal zweieinhalb Wochen hier, super eingelebt und integriert hatte, hatte er nicht unbedingt Freunde.

Heute Abend würde er wieder mit Dado telefonieren – der verwendete die halbe Stunde, die er am Tag sein Handy hatte, eigentlich fast ausschließlich dafür, mit seinem besten Freund zu reden. Soweit er wusste, hatte Maurice seine Eltern nur ein Mal kurz angerufen – und Manu hatte sein Bestes gegeben, ihn danach wieder aufzuheitern.

Maurice erzählte jeden Tag von der Klinik – wie es war, was er dort machte und was die Ärzte sagten. Und Manu berichtete dafür von der Schule, wenn etwas lustiges in der Klasse passierte, wer was veranstaltete oder wie komisch die Situation mit seinem neuen Zimmerkollegen war – der schien Manu inzwischen nämlich regelrecht zu hassen.

Wenn sie im Zimmer waren sprachen sie kein Wort miteinander und seit dem ersten Tag war Patrick keinen Meter mehr zusammen mit ihm über die Flure gegangen. Manu glaubte zu wissen, dass er ihn einfach für einen kompletten Freak hielt, was dadurch, dass sie nie miteinander sprachen, natürlich nicht besser wurde. Genauso war er sich ziemlich sicher, dass Patrick hinter seinen Rücken schlecht über ihn redete – zu eindeutig waren die Blicke, die ihm oft zugeworfen wurden und das Getuschel, wenn sie in seine Richtung sahen.

Patrick war innerhalb von zwei Wochen zu einem der beliebtesten Schüler ihrer jahrgangsstufe aufgestiegen und Manu war dabei noch unbeliebter geworden. Und ohne Maurice an seiner Seite spürte Manu die Missgunst der Anderen nur umso stärker. Die Einsamkeit, wenn er wieder von ihren Gesprächen isoliert wurde, beim Essen alleine saß oder die Abende auf seinem Zimmer verbrachte, während Patrick stets mit den Anderen unterwegs war. Zu Stegi und den Anderen traute Manu sich nicht mehr wirklich. Er wusste, dass er sie mit seiner Anwesenheit meistens nur nervte. Ihre Gruppe war eben schon vollständig, Manu passte da nicht rein und eigentlich wollten sie auch gar nicht, dass er da rein passte. Also hatte er sich schon am dritten Tag nicht mehr zu ihnen gesetzt, wenn es Essen gab, hatte stets einen freien Tisch gesucht, an dem er alleine war, Musik in den Ohren und in seinen Gedanken versunken.

Es dämmerte schon, als Manu endlich seine Aufgaben abschloss und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nicht mehr allzu viel Zeit hätte, bis das Training losgehen würde.

Manu spielte seitdem er auf der Schule war im Basketballteam, war zwar nicht sonderlich gut – schon sein Körperbau war zu klein und zu schmal – aber hatte Spaß daran. Beim Basketball war es egal, ob man außerhalb des Feldes beliebt war oder nicht, hier spielten alle zusammen, er konnte sich austoben und auspowern, immer weiter von seinem Ehrgeiz getrieben versuchen, sich zu verbessern und gleichzeitig in sportlicher Form bleiben.

Als Patrick wenig später ins Zimmer kam, in seinem Schrank wühlte, Teile seiner Kleidung über dem Boden verteilte und schließlich, nachdem er kurz ins Bad verschwunden war, mit einer Tasche wieder aus dem Raum stapfte, dachte Manu sich noch nichts dabei.

Als er dann wenig später aber in die Umkleide kam und dort Patrick antraf, der sich gerade ein Baskatball-Trikot irgendeiner ihm unbekannten Mannschaft über den Kopf zog, war er deswegen trotzdem noch mehr als überrascht. In der nächsten Minute jedoch schon machte es Sinn. Patrick war beliebt und sportlich, natürlich spielte er in der Mannschaft.

Als sein Zimmermittbewohner Manu entdeckte zog er bloß fragend die Augenbrauen hoch und wandte sich an Tim, der sich unweit von ihm ebenfalls gerade Sportklamotten anzog.

»Der ist in der Mannschaft?«

Tim schien kurz zu brauchen, bevor er kapierte, wovon Patrick sprach, zuckte dann bloß mit den Schultern.

»Manu? Ja.«

Das unausgesprochene »warum?« war Patrick förmlich von der Stirn abzulesen und trotzdem sagte er nichts weiter dazu.

Manu versuchte, das kleine Stechen in seiner Brust, wenn Patrick so über ihn sprach, zu ignorieren. Warum mochte er ihn eigentlich nicht? Patrick hatte seit dem ersten Tag kein nettes Wort mehr mit ihm gewechselt, ihn dafür aber regelmäßig mehr oder weniger stark beleidigt. Und Manu wusste nicht einmal, warum.

In schlichtem schwarzen T-Shirt trat Manu kurz darauf in die Halle, gerade rechtzeitig, um noch zu den Anderen an die Wand zu huschen, wo sie sich um ihren Trainer versammelt hatten. Dieser war gerade dabei, Patrick vorzustellen.

»... werdet ihn schon kennen. Er spielt schon seit mehreren Jahren Basketball und ist dieses Schuljahr, wie einige von euch auch, er nickte in Tims und Stegis Richtung, sowie in die ein paar Anderer, auf unsere Schule gekommen, um hier Basketball zu spielen. Wir freuen uns über die Erweiterung unseres Teams.«

Es wurde kurz geklatscht, jemand schlug Patrick freundschaftlich auf die Schulter.

Dass Schüler von anderen Schulen aufs Internat kamen, um bei ihnen Basketball zu spielen, war nichts Neues, ihre Mannschaft war dafür bekannt, gut zu sein und ihre Schule dafür, diese Mannschaft großzügig zu fördern. Auch mehrere Sportuniversitäten hatten diese Schule hier im Visier und bemerkten es positiv, wenn sich von hier jemand auf einen Studiengang dort bewarb.

Wenn irgendjemand gedacht hätte, das Training wäre heute, das erste Mal nach den Ferien, noch etwas angenehmer und weniger anstrengend, hatte er sich getäuscht. Der Trainier legte direkt los, als hätte es nie eine zweimonatige Pause gegeben, ließ sie eine Übung nach der anderen machen, bis ihnen allen der Schweiß über die Rücken lief und im Anschluss noch in zwei Mannschaften ein kurzes Spiel gegeneinander spielen.

Manu hatte gerade den Ball, ein kurzer Blick zum Korb genügte ihm, um sich zu orientieren – hier half ihm, ähnlich wie Stegi, seine fehlende Größe nun doch, denn diese brachte Schnelligkeit und Wendigkeit. Er schaffte es jedoch nicht weiter als einen Schritt, denn im nächsten Moment stand Patrick vor ihm, unerwartet nah und unerwartet brutal, schlug ihm den Ball aus der Hand und drängte ihn härter als nötig beiseite, sodass Manu stolperte und auf den harten Boden fiel.

Innerlich fluchend rappelte er sich wieder auf, klopfte sich die Klamotten aus und inspizierte kurz seine brennenden Handinnenflächen, mit denen er seinen Aufprall abgefangen hatte – keine sichtbaren Verletzungen.

Anstatt wie sonst üblich, wenn ein Spielzug härter ausfiel als gewollt, nun zu ihm zu kommen, ihm aufzuhelfen und sich zu entschuldigen, warf Patrick ihm aber nur einen kurzen Blick zu, der komplett teilnahmslos war, und wandte sich zwei seiner Teamkameraden zu, mit denen er ein paar Worte wechselte und dann einklatschte. Durch Manus Ballverlust hatte die gegnerische Mannschaft einen Punkt gemacht - und dadurch ihre Rücklage in ein Unentschieden verwandelt.

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Oooouh, es wird ernster.

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Was sich liebt ... ~ #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt