Was sich liebt ... ~ #Kürbistumor

64. Zusammen

»Manuel?«

»Hmmm?«

Palle hob leicht seinen Kopf, sodass er im Liegen Palle ansehen konnte, an dessen Brust er sich bis eben gekuschelt hatte.

»Hast du jemanden, mit dem du darüber sprechen kannst?«

Dass Patrick das Thema noch ein Mal ansprechen würde, hatte Manu befürchtet. Nachdem sie sich geküsst und irgendwann einfach nur zusammen aufs Bett gekuschelt und über Gott und die Welt geredet hatten, stand ein Teil dieses Gesprächs eindeutig noch aus.

»Schon. Theoretisch. Ich bin in Therapie, wenn es das ist, was du meinst.«

»Ich weiß. Ich dachte immer, das sei, weil du nicht sprichst.«

»Ist es ja auch. Es weiß ja keiner, warum ich es meistens nicht schaffe, zu sprechen und ich habe auch nicht mit ihr darüber gesprochen.«

»Vielleicht solltest du das?«

Manu schnaubte und schüttelte unwillig den Kopf.

»Nee. Sicher nicht. Sie versucht die ganze Zeit, mir irgendwelche tragischen Traumata anzudichten, um das zu erklären. Ich gönn ihr das nicht.«

»Verstehst du dich nicht gut mit ihr?«

»Nee. Kein Bisschen. Dado ist ja auch bei ihr in Behandlung, direkt nach mir. Er hasst sie auch. Die hat so eine scheiß überhebliche Art.«

»Aber ... Bringt euch das dann überhaupt etwas, wenn ... keine Ahnung, ihr nicht gerne mit ihr sprecht oder so?«

»Nee. Aber die Schule besteht darauf, dass ich in Behandlung gehe wegen der Stummheit. Das war die Bedingung, dass ich trotzdem bleiben kann. Und Dados Eltern ... du hast sie vor den Ferien nicht getroffen, oder? Er braucht die Therapie, will ja selber nicht aufhören aus Angst, rückfällig zu werden. Seine Eltern wollen für ihn keinen neuen Therapeuten suchen. Und weil er sich nicht noch mehr Stress einhandeln will, bleibt er.«

Patrick sagte eine ganze Weile lang nichts mehr und Manu erlaubte es sich, sich näher an dessen Brust zu kuscheln, während Patricks Hand über seinen Rücken strich.

»Weiß Maurice davon?«

Manu wusste sofort, was er meinte.

»Nein.«

»Du solltest es ihm erzählen. Damit du zumindest mit ihm darüber reden kannst, wenn du ... jemanden brauchst oder so. Du kannst natürlich auch jederzeit mit mir darüber sprechen. Aber ... vielleicht fällt es dir bei ihm leichter. Er ist dein bester Freund, ihr kennt euch seit Jahren.«

Manu schluckte. Leichtes Schuldbewusstsein stieg in ihm auf, weil er es Dado nicht als Erstes erzählt hatte.

»Ich weiß.«

»Mach das, okay?«

Er nickte bloß und griff gleichzeitig nach Patricks Hand, die seine drückte.

»Wenn du willst, dass ich dabei bin, sag es.«

»Mach ich.«

Erneut schwiegen sie für ein paar Sekunden und obwohl die Stimmung gedrückt war, genoss Manu es irgendwie.

»Ihr solltet euch eine neue Therapeutin suchen. Es gibt hier doch bestimmt noch wen, der in der Nähe ist. Wenn es ihm besser tut, muss Maurice es vielleicht auf den Streit mit seinen Eltern ankommen lassen.«

»Ich weiß. Mal gucken, vielleicht irgendwann.«

*

»Palle kommt jeden Moment.«

Dado lag scheinbar völlig entspannt auf seinen Bett, während dessen trockene Info Manu aufschrecken ließ.

»Was? Schon?«

Sein bester Freund brummte bloß bestätigend.

»Ich bin noch nicht so weit!«

»Es ist aber fast neun.«

Manu fluchte leise und zog sich, so schnell er konnte, das Shirt über, das er sich zuvor rausgesucht hatte. Er versuchte in der Schnelle so gut es ging, seine Haare halbwegs in Form zu bringen, scheiterte aber kläglich. Er widerstand dem Versuch, sie einfach zu einem Knoten zusammenzubinden, weil er genau wusste, dass Patrick das nicht so gern mochte. Bevor er allerdings eine akzeptable Lösung gefunden hatte klopfte es und die Tür öffnete sich.

»Komm ruhig rein.«

Dado sah von seinem Kissen auf und begrüßte Palle bloß mit einem leichten Winken. Dieser grinste ihm ebenfalls zu und warf ihm ein »Hi« entgegen, bevor er Manu entdeckte, der vor seinem Kleiderschrank und dem Spiegel auf dessen Tür lauerte und an seiner Frisur verzweifelte.

»Hey.«

Seine Stimme war sanft und liebevoll und Manu hatte sich immer noch nicht ganz daran gewöhnt, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich einfach umdrehen und Patrick zu Begrüßung kurz auf den Mund küssen konnte.

»Hi.«

Er sah aus dem Augenwinkel, wie Dado auf seinem Bett grinste. Er war der Einzige, der bisher von ihrer Beziehung wusste und freute sich jedes Mal wie ein aufgeregter Welpe, wenn er die Beiden zusammen sah.

Palle griff ohne viele Worte in Manus Haare und verwuschelte sie grinsend. Er selbst startete einen neuen Versuch, irgendetwas daran zu retten.

»Finger weg! Sonst bind ich sie doch zusammen!«

Patrick grinste und verdrehte spielerisch die Augen.

»Ich mag deine Haare offen lieber.«

»Ich weiß ... Aber irgendwie wird das heute nichts.«

Patricks Arme fädelten sich vorsichtig um Manus Körper, während er ihm erneut kurz die Lippen auf den Bereich zwischen Schulter und Hals drückte.

»Wenn du dich wohler fühlst, mach sie zusammen. Oder du lässt sie einfach genau so.«

Manu starrte ihn durch den Spiegel entgeistert an, zupfte demonstrativ an einer der Strähnen.

»So sind sie komplett durcheinander!«

»Das sieht süß aus. Außerdem ... willst du wen aufreißen, oder was?«

Manu verdrehte die Augen. Er wusste, dass Patrick diese Anschuldigung nicht ernst meinte.

»Vielleicht will ich ja auch einfach nicht ganz scheiße aussehen?«

»Tust du nicht. Du siehst toll aus, wirklich. Ich lass eh nicht zu, dass du noch so etwas wie eine Frisur hast, bis wir im Club sind.«

Demonstrativ wuschelte er Manu noch ein Mal durch die Haare, bis dieser es mit einem Seufzen endgültig aufgab.

»Na gut.«

Er angelte sich seinen Geldschein aus seinem Portemonnaie und steckte ihn in die Hosentasche, bevor er seine Schuhe anzog und sein Handy einsteckte. Dann wandte er sich Dado zu, während Patrick schon die Tür ansteuerte.

»Dass du mal freiwillig ohne mich aus gehst ... Habt Spaß!«

Dado grinste breit. Er selbst hatte heute dankend auf die Aussicht auf einen Abend im Club verzichtet, während Manu, Palle zu Liebe, zugestimmt hatte. Was man nicht alles tat, um Zeit mit Menschen zu verbringen, die einem etwas bedeuteten.

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Sorry, dass wieder so lange nichts kam, Klausuren und Arbeit lassen momentan grüßen.

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