47. Alkohol

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Die Zeit verstrich in gewohnter Schnelligkeit und mit zunehmender Stunde stieg auch Manus Alkoholpegel immer weiter.

Sie hatten einige Trinkspiele gespielt, doch saßen jetzt bloß wieder herum, in kleinere oder größere Gespräche vertieft. Manu genoss die gemütliche Stimmung, doch es störte ihn, dass Patrick so gar nicht in seiner Nähe saß. Immer wieder überlegte er, wie er sich, möglichst ohne sich auffällig unnatürlich zu verhalten, neben den Älteren setzen konnte. Entschlossen leerte er seinen Becher und stand von dem Bett, auf dem er gesessen hatte, auf, um sich Nachschub zu holen – schummrig war ihm auf jeden Fall schon ziemlich – und ging mit wieder aufgefüllten Getränk schließlich zu Palle, wo er sich unauffällig und betont beiläufig zwischen ihn und Dario auf den Boden quetschte. Patrick sah kurz verwundert zu ihm – grinste aber bloß und legte schließlich – auch deutlich angeheitert – einen Arm um Manus Schultern. Sofort spürte Manu das durch den Alkohol ungefilterte Kribbeln in seiner Brust. Kurz überlegte er, ob er das wirklich tun sollte, warf seine Bedenken aber ziemlich schnell über Bord und lehnte sich leicht gegen Patrick. Wenn der einen Arm um ihn legen durfte, durfte er auch seine Nähe suchen!

Manus Herz schlug unnatürlich stark, während er einfach nur da saß, den Anderen zuhörte und Patricks Nähe spürte. Der schien aber auch gar keine Anstalten zu machen, sich irgendwann ein Mal wieder von ihm zu entfernen! Also ... nicht, dass Manu das gewollt hätte. Bloß versuchte seine Vernunft, die ganze Zeit, ihn vor irgendetwas zu warnen ... bis Manu irgendwann einfach beschloss, diese ihn noch einem Glas Alkohol zu ertränken. Mit erstaunlich viel Erfolg.

Er war sich ziemlich sicher, dass auch der Alkohol daran schuld war, dass er irgendwann den Mut fand, mit einer Hand vorsichtig, wie als wäre er in Gedanken und würde gar nicht mitbekommen, was er da tat, über Patricks Rücken zu streichen. Und mit Sicherheit war auch der Alkohol Schuld daran, dass Patrick ihn nicht abwies, sondern einfach machen ließ und ihm bloß ein Mal sanft zulächelte.

Zumindest soweit Manu es mitbekam, schien auch keiner der Anderen etwas mitzubekommen, zumindest sagte keiner etwas und auch merkwürdigen Blicke wurden ihnen keine zugeworfen. Irgendwann stieß auch Dado mit Micha, die sich bis eben irgendwo unterhalten hatten, wieder zu ihnen, und der schien auch der Einzige zu sein, der Manu und Patrick ein wenig länger ansah, als nötig – natürlich sah er als Eingeweihter, was hier gerade passierte.

Während das Gespräch einfach immer weiter ging, driftete Manu immer mehr in seine Gedankenwelt ab und genoss einfach nur die Stimmung, die herrschte, bis er von einer Bewegung Patricks irgendwann wieder zurück in die Wirklichkeit geholt wurde. Der sah ihn so unglaublich lieb an, dass Manu auf ein Mal überraschend warm wurde.

»Ich geh eine Rauchen. Kommst du mit?«

Sofort stimmte Manu nickend zu – er würde in seiner betrunken heilen Welt gerade wohl jede Gelegenheit ausnutzen, um bei Palle sein zu können. Dieser Plan wurde ihm jedoch gleich wieder durchkreuzt, als Patrick sich an die Anderen wandte:

»Ich geh raus, eine rauchen. Kommt sonst noch wer mit?«

Manu ermahnte sich, nicht enttäuscht zu sein – das wäre lächerlich – während auch Rafi, Felix und, tatsächlich ein Mal ohne seinen Freund, Stegi sich anschlossen.

Gemeinsam schlichen sie über die schon ruhigen Flure und bis raus vor das Schultor und um eine Ecke, wo sie hoffentlich nicht allzu bald entdeckt werden würden.

Patrick zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche und hielt sie den Anderen gönnerhaft hin – Stegi jedoch war der Einzige, der dieses Angebot auch wirklich annahm, die Anderen hatten selbst welche und Manu blieb bei seiner Devise als Nichtraucher. Dankbar bemerkte Manu, wie Palle neben ihm sich bemühte, den Rauch bewusst nicht in seine Richtung zu pusten.

»Wie läuft es bei Tim und dir?«

Stegi zuckte – wie aus Gewohnheit – kurz zusammen, lächelte dann aber vertrauensselig.

»Gut. Ich kann ab dem Fünfundzwanzigsten zu Tim in den Ferien – seine Eltern wissen über uns Bescheid.«

»Und die sind cool damit?«

Sofort nickte Stegi - zuckte dann mit den Schultern.

»Ja, die schon. Meine Eltern machen da mehr Stress. Die haben ja richtig die Basketball-Karriere für mich vorgesehen – und dem würde meine Sexualität vielleicht im Weg stehen. Deswegen wollen die auf keinen Fall, dass es in die Öffentlichkeit gerät.«

Manu begann eins und eins zusammen zu zählen – und auch Felix schien die gleichen Schlüsse zu ziehen:

»Also wolltest du dich wegen denen nie outen?«

»Nein. Die wussten da ja auch nichts von, bis es hier eh öffentlich wurde. Aber sie wollen halt, dass ich damit Erfolg habe. Deswegen finden sie Tim an sich eigentlich auch okay – immerhin spielt er selbst und das auch noch verdammt gut, ich glaub, sie hoffen, dass er mich irgendwie pushen kann oder so. Aber als meinen festen Freund hätten sie ihn sich halt jetzt nicht unbedingt gewünscht.«

Patrick atmete hörbar aus.

»Uff. Das klingt anstrengend bei dir Zuhause.«

Stegi zuckte bloß mit den Schultern.

»Wenn wir ehrlich sind, ist es das doch bei den meisten von uns. Wir wohnen ja nicht ohne Grund lieber hier als bei unseren Familien. Aber an sich ist es schon okay mit meinen Eltern! Und es ist ja nicht so, dass ich Basketball nicht mögen würde oder so.«

»Aber ... willst du das auch professionell machen irgendwann? Oder wollen das nur deine Eltern von dir?«

Stegi zuckte mit seinen Schultern.

»Mir reicht das als Hobby. Würde ich das wirklich mit vollem Willen schaffen wollen, würde ich mich mehr reinhängen.« Er hielt demonstrativ die Zigarette zwischen seinen Fingern hoch - die zugegebenermaßen seine Ausdauer nicht gerade fördern würde.

Eine Weile lang schwiegen sie alle und Manu musste sich wirklich bemühen, nicht die ganze Zeit zu Patrick zu sehen. Dass die Anderen nichts zu merken schienen konnte er sich echt nur mit einem entsprechen hohen Alkoholpegel bei allen beteiligten erklären – aber genau dieser Alkoholpegel hatte auch zur Folge, dass ihm das ziemlich egal war.

Sie waren gerade wieder auf dem Rückweg durch die stillen Flure zu Palles Zimmer, als genau der auf ein Mal stehen blieb – und die Anderen so ebenflals zum anhalten brachte.

»Leute - ich habe eine Idee.«

Irritiert sahen die Anderen sich an – jedoch blieb ihnen nichts anderes übrig, als Palle zu folgen, als dieser ohne weitere Erklärungen wieder umdrehte und ihnen bedeutete, ihm nachzukommen.


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Was denkt ihr, plant Palle? Ideen?

Mein Kopf so: Okay, jetzt passiert xy ... und den Rest des Kapitels füll ich irgendwie mit anderem Stuff auf.

Was passiert: Das Kapitel ist fertig und xy ist natürlich noch lange nicht passiert ... Ich wollte nur ein halbes Kapitel überbrücken, nicht ein ganzes füllen! Naja ... jetzt kamen mir andere Ideen dazwischen! 

Was sich liebt ... ~ #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt