31. Feiern

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»Auf das Spiel. Gut gemacht, Leute.«

Irgendjemand lachte und die vielen Plastikbecher machten ein leises Geräusch, als die gesamte Basketballmannschaft und alle Anderen, die da waren, anstoßen, um da gewonnene Spiel zu feiern.

Es war das letzte wichtige Spiel gewesen, nun standen ihnen zwei Wochen Klausurenphase bevor, bevor die Weihnachtsferien beginnen würden. Danach würde es wieder mit Klausuren weiter gehen, bevor dann schließlich die Turniersaison voll starten würde und sie jedes Wochenende unterwegs bei irgendwelchen Spielen verbringen würden.

Nachdem sie heute einen guten Sieg geschafft hatten und tatsächlich der anwesende Talentscout die Mannschaft kurz begrüßt hatte, um schließlich alleine mit ihrem Trainer zu sprechen, hatten sie allen Grund zum Feiern gesehen. Wie selbstverständlich hatte Stegi auch Manu gefragt, ob er dabei sei, und Manu hatte sofort eingewilligt. Party, Alkohol, Spaß. Gemeinschaft, einfach dazugehören. So lange es ging genießen, bevor der Sturm kommen und alles wieder wie früher sein würde. Das hatte er sich vorgenommen und daran würde er sich auch halten.

Passend zu diesem Vorsatz dauerte es keine Stunde, bis Manu gut angetrunken war. Da das heute eine mehr oder weniger offizielle Party war, waren sie im Partykeller der Schule, der nur den älteren Stufen zur Verfügung stand und hier sammelte sich die stickige Luft so sehr, dass Manu sogar einwilligte, Dado vor die Tür zu begleiten, wo dieser sich eine Zigarette anzündete.

Maurice lächelte seinen besten Freund entschuldigend an – er wusste, wie wenig Manu es mochte, wenn er rauchte. Manu jedoch sagte nichts direkt dagegen. Seine Blicke waren Aussage genug für den Kleineren.

»Manu?«

»Hmm?«

Der Dunkelhaarige war aus seinen schweifenden Gedankengängen hochgeschreckt, beobachtete nun den nachdenklich aussehenden Dado.

»Stegis Schwester. Die ein Jahr unter uns ist. Julia, relativ klein, blond. Die mit den drei oder vier Dreadlocks.«

Manu nickte, er wusste, wen Dado meinte.

»Magst du sie?«

Dado zuckte bloß unschlüssig mit den Schultern.

»Ich weiß nicht. Irgendwie süß ist sie ja schon.«

Manu ließ sich kurz den Gedanken durch den Kopf gehen. Julia war ein hübsches Mädchen, das stimmte. Und dennoch wirkte sie nicht wie so ein Püppchen oder irgendeine Tusse, sondern schien, zumindest so weit Manu es beurteilen konnte, ganz cool zu sein. Er wusste nur, wie ihm die vielen Festivalbändchen, die sie trug, aufgefallen waren. Ja, sie konnte vielleicht wirklich zu Dado passen.

»Du kannst sie ja mal ansprechen.«

Dado nickte zögerlich, zuckte dann aber mit den Schultern.

»Ach, keine Ahnung. Mal sehen. Eigentlich ist eine Freundin gerade das Letzte, das ich gebrauchen kann. Vielleicht sollte ich erst ein Mal mein Leben wieder halbwegs auf die Reihe bekommen.«

Manu nickte, und auch, wenn er tief in seinem inneren ein ganz kleines bisschen erleichtert war, dass Dado ihm nicht von irgendeinem Mädchen weggenommen werden würde, hätte er seinem besten Freund eine Beziehung gegönnt. Bevor er aber noch etwas erwidern konnte, wurde die Tür, die direkt in den Partykeller führte geöffnet und ein paar Leute traten heraus.

Manu sah, wie Dado ihm einen kurzen Blick zuwarf, als er Palle darunter erkannte.

Die anderen Jungs kamen die paar Stufen hoch, bis sie direkt neben Manu und Dado standen und zumindest Patrick, Tim und Stegi begrüßten die beiden, als wäre es das Normalste der Welt.

»Hat wer Feuer?«

Dado reichte dem fragenden Patrick sein Feuerzeug, der ihn bloß überrascht ansah.

»Maurice? Du rauchst?«

Dado nickte und hob wie zum Beweis seine immer noch brennende Zigarette, bevor er einen letzten Zug nahm und sie dann ausdrückte.

Manu war ihm einen Blick zu, doch Dado machte nicht den Anschein, als würde er wieder rein gehen wollen. Manu war es recht. Zwar war es hier draußen kühl, aber nach der Hitze des Partykellers war das eine willkommene Abwechslung. Also hörte er eine ganze Weile zu, wie Dado sich mit den Anderen unterhielt. Eigentlich hätte gerade alles so bleiben können - die Stimmung war ruhig und freundlich und Manu hatte wirklich das Gefühl, dazuzugehören.

Nach einigen Minuten jedoch stand Patrick wieder auf, drückte seine Zigarette aus und auch die Anderen schienen Anstalten zu machen, wieder rein gehen zu wollen. Stegi, der vor Tim an dessen Brust gelehnt gestanden hatte, lächelte Manu auffordernd zu, als Patrick sich noch ein Mal zu ihm und Dado umdrehte.

»Kommt ihr mit? Wir wollen Wahrheit oder Pflicht spielen?«

Manu hätte schwören können, dass Patricks Blick, als er ihn dabei ansah, verschmitzt geworden war. Und trotzdem nickte er, stimmte zu und ignorierte weiterhin den Sturm, um die Ruhe davor zu genießen.

*

»Wer ist dran?«

Basti sah fragend in die Runde und Manu wäre am liebsten wieder ausgestiegen, als jemand seinen Namen rief.

Sie spielten mal wieder mit einer App, die ihnen Fragen und Aufgaben vorgab – keiner von ihnen war kreativ genug, um das ohne zu schaffen.

Als sie von draußen wieder rein gegangen waren und sich eine etwas ruhigere Ecke gesucht hatten, hatte Patrick sich, sehr zu Manus Leidwesen, neben ihn auf das olle Sofa fallen lassen. Mit der Weile hatte er sich zwar ein bisschen daran gewöhnt, aber genau das sollte ihm jetzt zum Verhängnis werden.

»Okay. Manu: Wahrheit oder Pflicht?«

Manu zögerte kurz, zeigte dann aber zwei Finger auf, in der Hoffnung, dass die Anderen es verstanden.

»Das Zweite? Pflicht?«

Er nickte und Basti wählte die Option auf seinem Handy aus. Kurz war er still, begann dann aber zu lachen und Manu sollte auch nur wenig später erfahren, warum:

»Lass dich von der Person rechts von dir mit etwas Leckerem füttern.«

Rechts von ihm.

Wieso rechts von ihm?

Wieso nicht links von ihm?

Wieso Patrick und nicht Dado?

Manu seufzte und wagte einen kurzen, unsicheren Blick zu seinem Nachbarn, der jedoch bloß grinste.

Die Runde ging schon weiter – Manu wählte Stegi, der sich ebenfalls für »Pflicht« entschied und von der App die Aufgabe bekam, Felix alle Knöpfe und Reißverschlüsse zu öffnen – während Palle aufstand und wenig später tatsächlich mit Chips und Gummibärchen, sowie Alkohol und Getränken zum Mischen wiederkam.

Die Meisten füllten sich ihr Getränk nach und begann tatsächlich, Manu nach und nach einzelne Chips und später auch Gummibärchen hinzuhalten und ihn damit zu füttern. Wenn er dabei die Lippen des Jüngeren berührte, schien ihn das kein bisschen zu stören.

Am Anfang war Manu das wahnsinnig unangenehm, aber nach zwei, drei dummen Sprüchen von Basti und Freddie verloren die Anderen schnell das Interesse an ihnen. Das und der Becher mit Alkohol, den Palle ihm alle paar Minuten an die Lippen hielt, damit er trinken konnte (was natürlich nicht klappte, ohne die Hälfte zu verschütten) bewirkten jedoch schnell, dass es ihm egal wurde.

Im Gegenteil – nach und nach begann er immer mehr, diese ungewohnte Vertrautheit zu dem Jungen, vor dem er noch vor Kurzem so Angst gehabt hatte, zu genießen.

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Jaaaaa.

Man könnte bemängeln, dass fast alle #Kürbistumor-Action betrunken bei Trinkspielen stattfindet ... Aber die Jungs sind nunmal Teenager. Da geht man eben feiern. Und dass die beiden nicht auf ein Mal beginnen, nüchtern rumzumachen, is ja auch eigentlich klar. Von daher ... zwar Klischee, aber realistisch.

Oder?

Was sagt ihr dazu?

Und zu dem Kapitel allgemein?

Was sich liebt ... ~ #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt