»Warum wolltest du denn nicht ... mit ihm zusammen sein?«
Dados Blick war sanft, seine Stimme vorsichtig, als wäre er sich nicht ganz sicher, wie Manu auf diese Frage reagieren würde, nachdem er gerade schon beim Erzählen ihrer jetzigen Situation fast geheult hätte. Der aber war jetzt nur noch verzweifelt und wütend auf sich selbst.
»Ich hatte einfach Angst. Das ging alles so schnell und ... ich hatte Angst, dass alles wieder von vorne los geht. Es war gerade so gut, mit Patrick und ... wir verstanden uns endlich gut und auch die Anderen waren okay. Ich wollte nicht, dass sie wieder anfangen, mich zu hassen, weil ich eben Jungs liebe. Ich hatte Angst davor.«
»Und jetzt? Nicht mehr?«
»Doch! Doch, natürlich! Aber so wie es gerade ist, ist es scheiße. Also ... nicht scheiße, aber ...«
»Ich versteh schon.«
Manu seufzte.
»Ja. Natürlich habe ich trotzdem Angst. Noch viel mehr eigentlich. Was, wenn ich keine Beziehung will? Will Patrick dann überhaupt noch mit mir befreundet sein? Oder ... wenn ich eine Beziehung will und wir irgendwann Schluss machen ... er kann mir das Leben zur Hölle machen!«
Dado seufzte, nahm die Sorgen seines besten Freundes aber ernst.
»Liebst du ihn?«
Erschrocken sah Manu zu ihm. So weit hatte er nie zu denken wagen gewollt!
»Ich ... ich weiß es nicht?«
»Nicht schlimm. Musst du ja auch nicht wissen. Aber du magst ihn.«
»Ja!«
»Und du willst mit ihm zusammen sein?«
»Ja.«
Manus Stimme war kleinlaut geworden. Wenn Dado es aussprach erschien seine Zier ihm so lächerlich.
»Du merkst es doch selber. Du hast keine andere Wahl. Also geh zu ihm, sprich mit ihm. Patrick wird dich da nicht einfach hängen lassen, wenn du ihm erzählst, wie du dich fühlst! Der Junge wartet doch bloß auf dich!«
Manu seufzte.
»Glaubst du?«
»Natürlich! Hör ihm doch zu! Ihr wollt doch beide das Gleiche, also macht es euch doch nicht unnötig schwer. Ihr müsst es ja nicht gleich jedem unter die Nase reiben. Ich bin mir sicher, dass Palle auch bereit ist, sich Zeit zu lassen, wenn du das willst. Aber dafür musst du mit ihm sprechen.«
Manu nickte. Er wusste ja, dass Dado recht hatte. Im nächsten Moment hatte er seinen besten Freund in den Arm genommen und an sich gedrückt. Seine Stimme klang leicht nuschlig gegen Dados Haare.
»Danke.«
Bis zu seinem Geburtstag hatte Dado ihm Zeit gegeben, das mit Palle endlich in den Griff zu kriegen – ansonsten, so hatte er mit einem verschmitzten Zwinkern gedroht - würde er sich höchstpersönlich darum kümmern. Genau in einer Woche war es so weit – aber er wollte auf keinen Fall so lange warten! Nur noch eine einzige Nacht hatte er darüber schlafen wollen und am Vormittag im Unterricht schon kein Wort mehr mitbekommen. Heute Nachmittag würde er mit Patrick reden – und ehrlich zu ihm sein. Ganz ehrlich. Er war sich nicht sicher, ob er das konnte – aber er musste Patrick davon erzählen. Von dieser ... Nacht. Alles Andere wäre ihm gegenüber unfair, er musste wissen, was er bekam, wenn er Manu wirklich zum Freund wollte. Einen missbrauchten und traumatisierten Jungen, der höchstwahrscheinlich bald von seinen Erinnerungen zerschlagen werden würde, sobald er sich ein bisschen gehen lassen würde. Patrick sollte das erfahren und dann entscheiden, ob er das wirklich wollte. Würde er es ihm nicht sagen, würde es wahrscheinlich doch ziemlich bald herauskommen. Er würde nicht tun können, als wäre nie etwas gewesen, als wäre das nie geschehen.
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Was sich liebt ... ~ #Kürbistumor
FanfictionEigentlich war Manus Leben immer ganz okay, seitdem er auf dem Internat war. Er hatte einen besten Freund, keine Probleme in der Schule, war zwar nicht unbedingt beliebt, aber es war okay - bis Palle kam. Palle, der ausgerechnet nach Dados Verschwin...