18. Reden

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»Ich hab es vermisst, hier zu sein.«

Grinsend beobachtete Manu, wie Dado sich in dem leeren Internatszimmer umsah. Irgendwann trafen sich ihre Blicke wieder und Maurice grinste seinen besten Freund verschmitzt an, während er zu dem Bett an der linken Wand ging. Auch, wenn das hier nicht das gleiche Zimmer war wie das, in dem sie vor den Sommerferien gewohnt hatten - das linke Bett war schon immer Dados gewesen.

Gedankenverloren schob Manu Maurice' Schultasche, die immer noch halb in der Tür stand, ans Fußende des Bettes und ließ sich schließlich auf Dados Matratze fallen. Der schien kurz zu überlegen, krabbelte dann aber zu Manu auf die unbezogene Matratze und legte sich neben ihn. Manu drehte sich auf die Seite, so dass die beiden besten Freunde sich in die Augen schauen konnten.

Liebevoll zupfte Dado an einer der losen Strähnen, die Manu uns Gesicht fielen, griff schließlich nach dem Haargummi, das seine Haare zu einem kleinen Dutt band und zog vorsichtig daran. Manu verstand und hob den Kopf an, damit Maurice den Zopf lösen konnte, und setzte sich dann ein wenig auf, während sein bester Freund ihn bloß stumm betrachtete und schließlich erneut mit seiner Hand durch seine Haare strubbelte.

»Deine Haare sind lang geworden.«

Manu hatte beschlossen, sich keinen neuen Zopf zu machen und die Haare stattdessen offen zu lassen und lag nun wieder entspannt auf der Seite. Er streckte einen Daumen aus und deutete damit nach unten und oben.

Gut oder schlecht?

»Gut. Ich mags.«

Manu lächelte. Die meisten fanden seine langen Haare komisch, allen voran natürlich Patrick, aber auch seine Brüder hatten ihn schon mehrmals damit aufgezogen, dass Zöpfe und Haargummis etwas für Mädchen wären. Bloß Tobi hatte dabei zu ihm gehalten, hatte gemeint, dass längere Haare eigentlich ganz cool wären und Manu doch einfach machen sollte, wenn er wollte. Und wenn dieser Zuspruch auch nur einen kurzen Moment das Friedens zwischen ihnen dargestellt hatte - kaum zwei Sätze später hatte Tobi ihn zusammen mit Sebastian und Peter wieder wie gewohnt beleidigt und herumgeschubst - war es dennoch bis gerade eben das einzig positive gewesen, das er über seine Haare zu hören bekommen hatte.

Hätte er das Gefühl gehabt, irgendetwas damit besser machen zu können, hätte Manu seine Haare mit Sicherheit schon schneiden lassen. In dem Wissen, dass es eh nichts ändern würde, hatte er es aber gelassen. Zum Einen mochte er seine Haare wirklich, zum Anderen aber hasste er es, jemanden seine Haare anfassen oder gar schneiden zu lassen. Deswegen passte es ihm immer ganz gut ins Konzept, wenn er Friseurtermine vermeiden konnte.

Die einzige Ausnahme, die es dabei gab, war Dado. Er war der Einzige, der Manu in die Haare fassen durfte, ohne dass sich alles in ihm dabei aufstellte und bei dem er es sogar fast ein bisschen mochte, wenn er ihm die Frisur verstrubbelte.

Maurice wusste natürlich um dieses Privileg und nutzte es schamlos aus.

Jetzt jedoch tippte er bloß mit einem Finger gegen Manus Brust, sanft, kaum spürbar, und lächelte traurig.

»Wie geht es dir? Ist es immer noch so schlimm?«

Manu nickte bloß stumm, kniff für einen kurzen Moment die Augen zusammen.

»Hey. Kopf hoch, du hast durchgehalten. Wir haben beide durchgehalten und jetzt ist es vorbei. Es wird alles wieder wie früher werden. Ich lasse nicht zu, dass er dir noch ein Mal weh tut.«

Manu reagierte nicht, nahm bloß Dados Worte stumm in sich auf. Der setzte sich jetzt ein Stück weiter auf, eine Hand legte er schwer, aber irgendwie beruhigend auf Manus Bauch.

Dados finger wanderten an den Saum seines Shirts, zupften leicht daran, zog es einige Millimeter nach oben.

»Darf ich es mir anschauen? Was er dir getan hat?«

Manu zögerte nur einen winzigen Moment, bevor er nickte, sich ein wenig mehr auf den Rücken drehte und leicht ins Hohlkreuz ging, damit Dado ihm das Oberteil bis zur Brust hochziehen konnte.

Dados Bewegungen waren langsam, als wisse er, wie schwierig die Situation für Manu war. Der schaffte es irgendwann nur noch, die Augen zusammenzukneifen und sich immer wieder zu sagen, dass es Dado war, der ihm hier das Shirt auszog.

Nur Dado. Nicht Patrick, nicht jemand anderes, der ihm weh tun wollte und erst recht keine fremden Männer, die ihn nachts ...

Nein. Er durfte darüber nicht nachdenken.

Manu öffnete die Augen erst wieder, als Dado sein Shirt schon eine ganze Weile bis zu seiner Brust hochgezogen hatte, aber keinen Laut von sich gab. Das erste, das er sah, war der traurige Gesichtsausdruck seines besten Freundes, der gequält Manus Bauchbereich musterte, der mit blauen Flecken überzogen war.

»Patrick ist ein Arsch.«

Es war eine Feststellung, keine Frage und so wusste Manu nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte.

Er spürte, wie Dados kalte Finger hauchzart über die Haut striffen, Muster auf seinen Bauch und seine Brust zeichneten. Maurice seufzte.

»Manu? Isst du genug?«

Manu biss die Zähne zusammen, verkrampfte sich, zuckte mit den Schultern.

»Bitte nicht, Manu. Fang mit so einem Scheiß gar nicht erst an. Nicht du auch. Du musst mehr essen.«

Jedem anderen hätte er wohl widersprochen, oder einfach genickt, um weitere Diskussionen zu vermeiden, jedoch nicht bei Dado. Gerade ihm war er es in so vielen Ebenen schuldig.

Also nickte er bloß und drückte kurz die Hand seines besten Freundes, ein stummes Versprechen. Maurice lächelte bloß dankbar.

»Dado? Wie geht es dir

Im ersten Moment verstand Manu gar nicht, warum sein bester Freund auf ein Mal wie erstarrt innehielt und sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete.

Es dauerte einige Sekunden, bis er es selbst bemerkte und auf ein Mal saß er senkrecht im Bett.

Er hatte gesprochen. Er hatte nicht darüber nachgedacht, was die ganze Zeit über unmöglich gewesen war, war gerade einfach so passiert, war ihm unbewusst rausgerutscht.

Auf ein Mal grinste Maurice übers ganze Gesicht.

»Hey! Manu, du sprichst! Was ist los?«

»Ich ... ich weiß es nicht.«

Manus Stimme war leise, aber aus irgendeinem Grund gelang es ihm auf ein Mal, wieder Wörter und Sätze über seine Lippen zu bringen.

»Das ist ... das ist toll! Das ist doch toll, oder?«

»Ja ...«

Manu war noch viel zu überrascht davon, wie es auf ein Mal wieder ging - auch wenn es ihm doch noch etwas Überwindung kostete - als dass er es richtig begreifen konnte Seine Antwort klang mehr nach einer Frage als einer Aussage. Also setzte er noch ein Mal hinterher, dieses mal, wenn auch immer noch leise, mit sichererer Stimme:

»Ja.«

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Es gibt mehrere gute Nachrichten:

1. Manu spicht! Yeeeeah! Was glaubt ihr, steht dahinter?

2. Ich habe heute die letzte Klausur vor den Ferien geschrieben und auch sonst keine Abgaben oder Termine mehr -> noch zwei Tage entspannt Schule und dann FERIEN

3. Ab heute gibt es wieder fleißig Türchen bei meinem #Kostory-Adventskalender. (schaut gerne auf meinem Profil vorbei)


Wer will, kann mir sehr gerne folgen. Ich würde mir wünschen, die 1000 Follower noch dieses Jahr voll zu kriegen. Ihr macht mir damit eine große Freude :)

Was sich liebt ... ~ #KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt