,,Psycho-boy!

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Ich lege mein Buch zur Seite und schaue aus dem Fenster. Der Himmel ist grau und bewölkt, nichts Ungewöhnliches in meinem Dorf. Ich wohne nämlich in Hollows (nicht existent), dem schlecht bewohntesten Kaff überhaupt, und daran ist allein das miese Wetter schuld – naja, und die Geschichten. Einige Kinder wollen irgendwann mal eine monsterähnliche Killerbande gesichtet haben. Pff, wenn ihr mich fragt, ist das alles nur Unsinn! Ich lebe schon mein ganzes Leben hier und habe noch nie etwas in dieser Art gesehen. Aber das kann mir ja egal sein. Ich finde fast keine Nachbarn besser, als dass sich diese komischen Hipster-Typen mit den unendlich teuren Marken hier ansiedeln würden. Am Ende wird dann ein Starbucks neben unserer alten Bibliothek errichtet. Als ob normaler Filterkaffee nicht auch reichen würde.

Ehe ich weiterdenken kann, bringt mich die Stimme meiner Mutter wieder in die Wirklichkeit. "Alice!", höre ich sie nach mir rufen und stehe schon auf. Würde ich etwas zurückschreien, käme so oder so keine Antwort. Im Wohnzimmer angekommen, treffe ich auf Mom und Oma, die zusammen auf dem Sofa sitzen und sich irgendeine Serie reinziehen. "Was ist los?", frage ich sie und lehne mich an den Türrahmen. "Deine Oma braucht neue Schmerztabletten. Holst du schnell Neue?" Am liebsten würde ich ablehnen, aber dann bekäme ich ein schlechtes Gewissen. Oma hat nämlich Krebs und hat manchmal so viele Schmerzen, dass sie nicht einschlafen kann. Durch die Tabletten wird es einigermaßen besser. "Mach ich." Ohne noch etwas zu sagen, gehe ich auf mein Zimmer und tausche meine geliebte Kuschelhose gegen eine schwarze Jeans. Ich blicke noch einmal in den Spiegel und finde mein Aussehen mal wieder ätzend. Mein hüftlanges schwarzes Haar hängt schlaff nach unten, meine Haut ist leichenblass, und die lange Narbe, die über meine rechte Wange verläuft, sieht heute noch gigantischer aus. Außerdem sieht man mir an, dass ich mit meiner Oma zusammenlebe. Die Torte macht sich nämlich bemerkbar. Ich richte meinen Pony so, dass ein großer Teil meines Gesichts verdeckt ist, und gehe in den Flur, um meinen dunkelblauen Mantel und die Stiefel anzuziehen.

Der Regen prasselt gegen meinen Regenschirm und erzeugt eine Menge Druck. Die Tüte macht mir den Weg noch schwerer, denke ich und beschließe, dass ich lieber nass werde, als stundenlang durch die Gegend zu waten. Meine Oma bestand darauf, dass ich ihren total hässlichen Regenschirm mitnehme. Gott sei Dank bin ich auch schnell an der Apotheke und kann dem Apotheker, dessen Name übrigens Charles ist, das Rezept für die Tabletten geben. Zurück bekomme ich eine Papiertüte, deren Inhalt natürlich die Tabletten sind, und einen mitleidigen Blick. Von mir aus kann er sich die Papiertüte, sowie den mitleidigen Blick sparen. Den Blick, weil ich kein Mitleid brauche. Immerhin bin ich es nicht, die bald sterben wird, und die Papiertüte, da sie bei dem Regen sowieso kaputtgehen wird. "Grüß deine Familie von mir, Alice!", ruft er mir noch hinterher, während ich mich schon umdrehe und dabei bin zu gehen.

Wie vorhergesehen leidet die Tüte unter dem Regen und droht auseinanderzufallen. Außerdem klebt meine Kleidung inzwischen wie eine zweite Haut an mir, was auch nicht gerade angenehm ist. Dazu kommt noch, dass ich nicht mal zwanzig Meter entfernt von meinem Zuhause gegen eine Person stoße, die mitten im Weg steht, und mit meinen ganzen Sachen auf den nassen Asphaltboden krache. "Ernsthaft jetzt?", stoße ich verärgert aus und stelle nun fest, dass alle Medikamente auf den Boden verteilt sind. Die Tüte ist gerissen ... Ohne auf die Person vor mir, die die ganze Situation offenbar amüsant findet, zu achten, fange ich an, alles aufzusammeln. Erst als ich alles auf meinen Armen habe, sehe ich nach oben. Aufgrund seiner tiefen Stimme wusste ich, dass die Person männlich war, aber mehr konnte ich nicht sehen, da sein Gesicht von einer Kapuze verdeckt wurde. Ich stehe voll beladen auf und sehe ihn mir genauer an. Ich erschrecke – der Junge hat weit aufgerissene Augen, und außerdem sehen seine Mundwinkel irgendwie zerschlitzt aus. Mein Menschenverstand sagt mir, dass ich wegrennen sollte, aber ich höre nicht auf ihn und bleibe stehen. Immerhin darf ich es mir nicht erlauben, jemanden nach seinem Aussehen zu beurteilen. Außerdem schuldet er mir noch eine Entschuldigung. "Danke für deine Hilfe. Ist ja nicht so, dass du plötzlich vor mir aufgetaucht bist und mich zum Stürzen gebracht hast!" Meine Reaktion scheint ihn überrascht zu haben, denn das Grinsen auf seinem verstümmelten Gesicht erlischt. "Vielleicht wäre das nicht passiert, wenn du statt auf den Boden zu starren, nach vorne geguckt hättest!" Okay, hiermit verkünde ich offiziell, dass ich den Typen nicht leiden kann, wer immer er auch ist. "Weißt du was? Du kannst mich mal. Ich habe keinen Bock, mit so einer Hackfresse wie dir zu diskutieren!" Ich gehe hastig an ihm vorbei, werde jedoch wieder zurückgedrängt. "Geh schlafen, Schlampe", höre ich diesen Psycho sagen. Seine Hand wandert in die Tasche seines weißen Hoodies. Ich warte nicht ab, sondern fange einfach an zu rennen. Als ich an meiner Haustür ankomme, hämmere ich wie verrückt dagegen, während ich die schnellen Schritte des Typen schon hinter mir höre. "Hau ab, Psycho!", schreie ich. Kaum ist mein letztes Wort verklungen, geht die Tür auf, und ich trete wortlos ein. "Was ist bloß ...", "Mach schnell die Tür zu!", unterbreche ich meinen Dad hastig. Er sieht mich fragend an, schließt jedoch die Tür. "Und jetzt, erzähl mir, was los ist", befiehlt Dad mit genervtem Unterton. Dad ist eine Art Ordnungsfanatiker und steht bestimmt nicht darauf, dass ich seine Ruhezeit gestört habe. Jetzt ernsthaft, er hat wirklich eine Ruhezeit, in der er nur im Bett liegt und liest. "Da war so ein Typ auf der Straße. Er ist einfach vor meinen Augen aufgetaucht. Außerdem hatte er keine Augenlider mehr und so...", ich ziehe meine beiden Mundwinkel in die Höhe, "...ein breites Grinsen. Er ist mir nachgerannt, aber ich bin vorher hier angekommen!" Er glaubt mir nicht, das merke ich daran, dass seine Hand zu meiner Stirn wandert. "Du bist ganz schön heiß. Wirst du krank?" Ich schlage seine Hand weg und sage: "Nein, wie schon gesagt, bin ich gerannt. Wenn du mir nicht glaubst, geh raus und guck nach, weit ist Psycho-Boy bestimmt noch nicht gekommen!" Erst als Dad seine Hand nach der Türklinke ausstreckt, erkenne ich die Gefahr und stelle mich vor die Tür. "Und was soll das jetzt?" "Wenn du rausgehst, werden wir sterben!" Mit einem lauten Seufzen stößt er mich beiseite und macht die Haustür auf. "Hier ist niemand", höre ich Dad sagen, bevor die Tür ins Schloss fällt. "Ist aber auch kein Wunder, dass du dir so etwas vorstellst, bei den Büchern, die du liest. Außerdem bist du krank. Du gehst jetzt duschen, währenddessen mach ich dir eine warme Suppe." Suppe? Ernsthaft? Was ich jetzt brauche, ist Polizeischutz! Doch bevor ich etwas sagen kann, schiebt mich Dad ins Bad und schließt die Tür hinter mir. "Komm nicht raus, ehe du dich fertig geduscht hast!" Beleidigt setze ich mich auf den Toilettensitz. Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht duschen! Nach mehreren Minuten gebe ich jedoch aufgrund der Kälte auf und pelle mich aus meinen triefend nassen Kleidern, um zu duschen. Allerdings sehe ich immer wieder kurz aus dem Duschvorhang, aus Angst, Psycho-Boy könnte dort stehen.
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Hey Wattpad User, diese Geschichte wird meiner erste Creepypasta sein! Es war echt eine Herausforderung sie zu schreiben, da ich mich sonst eher mit Lovestorys beschäftigt habe. Außerdem hat Wattpad verdammte ZWEIMAL diese Geschichte gelöscht und ich habe Rotz und Wasser geheult, das schwöre ich euch...Aber jetzt zum wichtigen! Diese Geschichte habe ich schon Privat zu Ende geschrieben, damit ich nicht so unter Zeitdruck stehe. (Achte Klasse undso ._.) Also könnt ihr euch sicher sein, dass ihr ein Ende bekommt! Ich werde alle zwei Tage updaten. Morgen kommt aber trotzdem noch etwas raus.

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