Alice nicht töti-töti

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Als ich am Abend im Bett lag und die Anderen bereits schliefen, kamen die Geschehnisse von heute wieder hoch. Leise fing ich an zu weinen. Wegen mir wäre Elias fast gestorben, er hätte einfach rennen sollen! Was wäre wohl passiert, wenn die Gabe nicht eingetreten wäre und ich ihn nicht beschützen hätte können? Das Loch in seinem Bein wäre sein kleinstes Problem gewesen! Und dann kommt auch noch dazu, dass Mom in der Psychiatrie ist, und das nur wegen mir! Painter vermisse ich jetzt auch noch! Wieso kommt immer alles auf einmal hoch? Kann das nicht stückweise kommen? Ich spürte Arme an meiner Taille und drehte mich um. Sally sah mich besorgt an, bevor sie aufstand und aus dem Raum ging. Jetzt wecke ich Sally auch noch! Sally kam mit Masky an der Hand in das Zimmer. "Siehst du", hörte ich sie sagen. Kurz danach merkte ich, wie Masky sich neben mich legte und mich wortlos umarmte. Er hatte seine Maske nicht auf, weswegen ich seinen besorgten Blick sehen konnte. "Was ist los?", fragte er leise und strich mir übers Haar.
Alles, hätte ich gerne geschrien, begnügte mich aber mit einem Schluchzen und krallte mich an sein T-Shirt. "Sag es mir", forderte er sanft. "Ich verletze immer alle, durch mich hat Elias ein Loch im Bein und meine Mutter ist in der Klapse. Außerdem vermisse ich Painter!"
Er seufzte und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Hast du schonmal daran gedacht, dass Slender und diese Typen, auch ohne dich dort gewesen wären? Der einzige Unterschied ist, dass sie ohne dich wahrscheinlich tot und nicht geschockt wären. Und deine Mutter kommt ganz sicher wieder raus. Eltern lassen sich nach dem Verschwinden ihrer Kinder meistens therapieren, das muss nicht bedeuten, dass sie suizidgefährdet ist, oder so. Und mit der Hilfe deiner dich liebenden Familie wirst du Painter bald nicht mehr vermissen. Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, oder?" Ich musste schmunzeln. Masky kann so süß sein! "Ja."
"Gut", Masky trocknete meine Wangen und lächelte mich an. "Ich muss wieder weg, sonst denken die anderen perverse Sachen über uns. Aber etwas musst du mir noch geben!" Mit einem Grinsen im Gesicht, fragte ich: "Was denn?" Er zeigte auf seine Wange, und ich gab ihm einen schnellen Kuss darauf. Masky stand auf und verlangte von Sally auch einen, bevor er auf sein Zimmer ging. Sally stieg über mich und legte sich auf die Stelle, wo Masky eben noch lag. Ich breitete die Decke über uns aus. "Hab dich lieb", sagte ich noch. "Ich dich auch." Und dann wurde es endgültig still.

Als ich morgens aufwachte, lagen Sally und Jane nicht mehr im Bett, und Clock schläft ja neuerdings bei Toby. Nachdem ich mich gestreckt hatte, zog ich mir einen Pullover an, denn es war heute Morgen arschkalt, bevor ich ins Wohnzimmer ging und mich auf den Boden niederließ. "Die ganze Zeit wird über dich berichtet", sagte Clock und zeigte auf unser neues Radio. "Gestern wurde die 17-jährige Alice Kyel in den gefürchteten Slenderwoods gesichtet. Nach Angaben einiger Jugendlichen wurde sie als Schutzengel bezeichnet, da sie von einem großen Monster rettete. Dennoch wurden zwei von ihnen schwer verletzt, befinden sich aber nicht in Lebensgefahr. Aber jetzt fragen wir uns alle, wer ist Alice wirklich? Und ist sie überhaupt tot? Alice rettete immerhin auch schon die sechsjährige Nelle vor zwei Einbrechern, die ihre Eltern umbrachten. Fakt ist, hier stimmt etwas nicht, und wir werden Sie über weitere Geschehnisse informieren."

"Schutzengel?!" spottete Jeff, "wenn die bloß wüssten!" Ich frage mich, warum sie zwei Verletzte sagte, aber dann erinnerte ich mich an den Typen, der gegen den Baum geflogen ist. Ich hab nicht wirklich darauf geachtet, ob sie den mitgenommen haben oder nicht. "Appropos, ich werde Alice heute mitnehmen", sagte Jeff und grinste mich fies an. Haben sie ihre Lektion nicht gelernt? Alice, nichts töten, außerdem kenne ich im Dorf fast jeden, und deswegen wird das gleich noch etwas schwerer. "Alice hat recht", sagte Slender. Als er die fragenden Blicke der Anderen sah, fiel ihm erst ein, dass ich es in meinen Gedanken gemeint hatte. "Wir sollten mit Alice nicht in Greenwich morden, sondern in der Stadt daneben. Wie soll sie bitte Leute umbringen, wenn sie sie kennt?" Jeff nickte. "Okay, wir beide gehen heute in die Stadt."
Wieso ist er so scharf darauf, mich zu trainieren? Hasst er mich so sehr, dass es ihn amüsiert, wenn ich leide? Ganz klar. Ja. "Was soll ich bei dir schon lernen?", fragte ich genervt. "Wie man sich verstümmelt?" Die Stille, die eintrat, zeigte mir, dass ich einen großen Fehler begangen habe. Jeff stand auf und stampfte wütend in sein Zimmer. "Hatten wir das nicht gestern erst besprochen?", fragte Slender. Ich zuckte nur mit den Schultern und drehte ihm den Rücken zu. "Geh dich sofort entschuldigen!" Ohne Widerworte lief ich zu Jeff, doch seine Tür war abgeschlossen. "Tja, nichts zu machen!" Grinsend lief ich wieder ins Wohnzimmer. "Abges..." "Sein Fenster ist immer noch kaputt, kletter rein!" unterbrach mich Slender.
Jetzt nicht dein Ernst, oder? "Voll und ganz!" Mit einem Seufzen ging ich raus und schloss die Tür hinter mir. Es ist so kalt! Egal, ich bring das jetzt schnell hinter mich. Ich watschelte barfuß hinter das Haus. Dort befand sich sein Fenster. Vorsichtig kletterte ich auf die Fensterbank. Jeff lag auf seinem Bett. Sein Gesicht verbarg er mit seinem Kopfkissenbezug, mit zwei Löchern. Oh Mann, wir haben sowieso schon wenige von den Teilen! "Hau ab", murmelte Jeff. "Ich hasse dich!" "Das weiß ich schon." Ich lehnte mich an die Fassade des Hauses und verschränkte meine Hände vor der Brust. "Du zeigst es mir ja auch klar und deutlich", sagte Jeff, der sich aufsetzte und seinen Kopfkissenbezug richtete, da die Löcher leicht verrutscht waren. "Du bist doch die Person, die immer anfängt! Ich mache garnichts", protestierte ich und lehnte mich weiter nach vorne. Jeff stand auf und stellte sich vor mich. "Oh doch", meinte er. "Erinnerst du dich noch an Jockerfresse, Schnitzi, Stinker, Hässlichkeit und Grinse Jeffrey?" Um seinem Blick auszuweichen, guckte ich auf den Boden. Ich habe ihm wirklich grundlos Beleidigungen an den Kopf geworfen. "Und jetzt verschwinde!" Jeff griff nach meinen Handgelenken und zog mich rein. Aber ich stolperte über die Fensterschwelle und wäre auf den Boden geknallt, hätte Jeff meinen Sturz nicht abgefangen. Er stellte mich langsam auf den Boden ab. Ich konnte Jeffs Gesichtsausdruck nicht erkennen, deswegen zog ich den Kissenbezug von seinem Kopf und erschrak leicht, denn Jeff hatte seine Mundwinkel mit einem Faden versucht zusammenzunähen. Hat er das alles in der kurzen Zeit geschafft? Sanft schubste ich ihn auf das Bett und entfernte die losen Nähte. Blut floss aus den Stellen, bevor sie verheilten. Als ich fertig wurde, sah alles wieder wie vorher aus. "Nimm mich doch nicht so ernst", seufzte ich und ließ mich neben ihn nieder. "Aber du hast ja recht, ich bin einfach hässlich und abstoßend!" Jeff fing an zu weinen, was ich ihm nicht verübeln konnte. "Abstoßend bist du nicht und so hässlich bist du auch nicht. Ich finde dich sogar ganz hübsch, wenn du lächelst", gab ich zu. Ich dachte wieder an den Moment mit Sally, wo er mich angelächelt hatte, und musste leicht erröten. "Glatt gelogen!" Empört stieß ich Luft aus. "Hallo? Ich wasche deine Unterwäsche, ist das nicht Beweis genug?" Jeff schmunzelte leicht. Ich beugte mich zu Jeff und platzierte einen Kuss auf seine Wange. "Siehst du, nicht abstoßend!" Ich zog mich wieder zurück. "Und hör jetzt auf zu heulen!" Jeff schenkte mir ein Lächeln. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Was passiert gerade mit mir? Schnell stand ich auf und guckte verlegen auf den Boden. "Schließ mir bitte auf, ich will nicht um das Haus rumgehen." Jeffs Miene verdüsterte sich. Oh je, ich hatte ihm mit dem ruckartigen Aufstehen sicherlich etwas Falsches signalisiert! "Ich muss Frühstück machen", sagte ich und griff nach seiner Hand. "Hilfst du mir bitte?" Er schien meine Hand für einen Moment zu betrachten, bevor er nickte und sich aufsetzte. "Klar, warum nicht." Wir gingen gemeinsam in die Küche, und ich spürte eine eigenartige Spannung zwischen uns. Das Frühstück verlief relativ ruhig, und ich versuchte, das ungewohnte Gefühl in meiner Brust zu ignorieren.

Nach dem Frühstück ging jeder seinen eigenen Weg. Ich versuchte, mich auf die alltäglichen Dinge zu konzentrieren, doch immer wieder musste ich an das seltsame Gefühl denken.

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