Der Kampf

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Jeffs Sicht:

Der Weg zu diesem Versteck kostete uns mehrere Tage und viel Kraft. Doch als wir ankamen, breitete sich Zweifel aus. "Das ist doch nicht das Tor zur Hölle", meinte E. Jack genervt und gestikulierte heftig mit seinen Armen in Richtung des alten Bunkers vor uns herum. "Doch", sagte Hoodie leise und versteckte sich hinter seinem besten Freund Masky. "Willst du mich eigentlich verarschen?!" E. Jack stampfte auf den Bunker zu und riss die morsche Tür auf. "Hier ist nichts außer Vogelkacke und Katzenpisse!" Nun wollte er sich auf Hoodie stürzen, doch JackT.R hielt ihn noch rechtzeitig auf. "Wir sind hier schon richtig", sagte er und hielt E. Jack am Handgelenk fest. "Man muss bloß einen Spruch aufsagen, damit sich das Tor zeigt." "Dann sag ihn auf!", forderte ich ungeduldig und stellte mich neben ihn. E. Jack schüttelte trotzig den Kopf. "Jetzt noch nicht, immerhin sind wir alle ziemlich fertig von dem ganzen Laufen! Außerdem wollte ich Zalgo noch um Unterstützung bitten!" "Was?!" fragte Slender ungläubig. "Das kannst du nicht machen!" Auch ich konnte es nicht glauben, dass gerade die Person, die strikt gegen unser Vorhaben war, wahrscheinlich dafür sorgen konnte, dass wir gewinnen. Ich meine, mit Zalgo an unserer Seite sind die Dämonen am Arsch! "Oh doch", murmelte JackT.R. "Ohne seine Hilfe werden wir immerhin sterben!" Lautes Seufzen war zu hören. "Sterben wäre schon eine schöne Sache", sagte Clock verträumt und erhielt deswegen einen bösen Blick von Toby. "Was denn? Habt ihr ernsthaft gedacht, dass ich wirklich Lust auf noch über 590 Jahre leben habe?" "Also würdest du auch gerne sterben, obwohl du mich hast?!" fragte Toby beleidigt. Clock nickte eiskalt und sah ihn provozierend an. Nun stand sie auf. "Selbstsüchtiger Mistkerl... Ich geh mir 'nen Schlafplatz suchen, bis morgen." Sehr schön, nun haben wir alle schlechte Laune! Mit den Nerven am Ende schwang ich mich einen Baumstamm hoch und legte mich dort am Baum angelehnt hin. "Nacht!" seufzte ich. Sollen die doch ihren Streit selbst lösen...

Ein erschrockener Laut entfuhr mir, als ich schmerzend auf den harten Waldboden landete. Ich stand sofort auf und war bereit, im Notfall kämpfen zu müssen. Doch vor mir stand kein Dämon, sondern Painter Schnösel. Er nahm sich die Maske vom Kopf und grinste mich provozierend an. "Was machst du denn hier?" fragte ich entsetzt. Ich zog die Maske wieder über. "Ich gehöre zu eurer Verstärkung." "Verstärkung?" fragte ich und bemerkte erst jetzt, dass wir von mir unbekannten Creepypastas umzingelt waren. "Zalgo hat uns geschickt", meinte ein Hund neben mir. Verwirrt sah ich ihn an. Es gibt Creepypasta-Tiere...? "Ja Jeff", meldete sich Slender zu Wort und stellte sich neben mich. "JackT.R hat Zalgo heute um Hilfe gebeten, und er hat die anderen Creepypastas hergeholt." Nun war ich enttäuscht. Ich hätte gedacht, dass Zalgo persönlich auftauchen würde, um uns zu helfen, und nicht, dass er die hier schickt. Aber die waren unsere einzige Lösung. "Okay, dann lasst die Party beginnen."

Anspannung und Angst breiteten sich in der Menge aus, als wir vor der kleinen heruntergekommenen Hütte standen und JackT.R gerade den Spruch aufsagte. Als er fertig war, flog inmitten einen lauten Krachen gegen die Fassade der Hütte. Ich drängte mich durch die Creepypastas, um als Erster die Hölle betreten zu können. Es war nicht wie ich es mir vorgestellt hatte; nirgends loderte Feuer, und Leichen gab es auch keine. Stattdessen sah es hier aus wie in einem Arbeitsamt. Ich machte den anderen Platz, und schon war der Gang voll. "Sollen wir irgendwen rufen?" fragte Clock verwirrt JackT.R neben mir. Nun, wo sie es sagte, war ich auch verwirrt. Will denn niemand gegen uns kämpfen? "Ich schätze, wir sollten uns einfach mal umgucken." Und schon spazierten wir den langen Korridor wie eine Gruppe Kindergartenkinder entlang und guckten in jeden Raum hinein, doch nirgends trafen wir auf jemanden, bis wir an einen großen Saal trafen. Oben auf dem Podest saßen zwei Gestalten auf zwei Thronen. In der einen erkannte ich Alice. "Was wollt ihr?" fragte der Mann neben ihm. Seine ehrfürchtige Stimme ließ mir Gänsehaut über den Nacken laufen. JackT.R. und Slender traten vor. "Wir fordern die Freilassung des Körpers unserer Freundin Alice!" meinte Slender. Seine Stimme zitterte. Der Mann lachte. "Das geht nicht. Alice ist nämlich meine Tochter." "Außerdem", meldete sich Alice zu Wort, "denke ich nicht, dass Alice, nachdem ihr sie so vertrieben habt, noch wieder zurück möchte." Sie grinste ein übertriebenes Grinsen. "Und nun verschwindet, so lange ihr noch die Chance dazu habt." Einige von uns liefen tatsächlich raus, sodass wir am Ende nur noch mindestens fünfzehn waren. "Wir gehen nicht ohne Alice!" schrie Clock. Der Mann machte eine Handbewegung, und schon kamen ein paar Dämonen angeflogen. Panisch schrie JackT.R: "Jeff, schnapp dir Alice Körper und bring sie zu mir, damit ich den Dämon aus ihrem Körper befreien kann. Aber du darfst sie auf gar keinen Fall verletzen!" Ich nickte und benutzte meine Schnelligkeitsgabe, um voranzukommen. Als ich nur noch ein paar Meter von dem Podest stand, wurde ich von hinten gepackt und zu Boden gedrückt. "Du schwache kleine Creepypasta", lachte eine Dämonin. "Du bist zwar zu schnell für die Augen von Menschen und Creepypastas, aber für die Augen eines Dämons bist du zu langsam!" Die anderen begannen zu kämpfen, während ich am Boden lag und mich schämte. Ich brauche einen Plan! Ich hörte Schreie und drehte meinen Kopf in die Richtung. Aus L. Jacks Bauch ragte eine lange Klaue, und er fiel zu Boden. "Shit", brüllte ich laut und wand mich unter der Dämonin. "Lass mich los, du kleine Hure!" Jetzt hörte ich eine kindliche Stimme schreien und musste entsetzt ansehen, wie ein Dämon Sally am Bein packte und sie gegen die Wand schleuderte. Ich spürte mein Blut kribbeln und konnte jetzt ganz einfach aufstehen. Die Mordlust macht mich stark. Ich nahm den Kopf der Dämonin in beide Hände und riss ihn vom Körper, bevor ich auf Sally und den anderen Dämon zustürmte und ihm Sally entriß. Sie war bewusstlos, außerdem klaffte eine große Wunde an ihrem Hinterkopf. Schneller als jemals zuvor rannte ich aus der Hölle, legte Sally auf den Ast, auf dem ich heute noch geschlafen hatte, und lief wieder zurück. Als ich wieder dort war, lagen schon einige Dämonen auf dem Boden. "Es sieht gut aus", meinte Ben lächelnd und verpasste einer Dämonin einen Schlag. Ich nickte und versuchte wieder an Alice heranzukommen. Diesmal wurde ich nicht aufgehalten, da alle Dämonen mit Kämpfen beschäftigt waren. "Gib mir meine Alice zurück", schrie ich und griff nach den Handgelenken von Alice, doch ich war nicht stark genug, um sie hochzuheben. "Jeff", fing sie an, "willst du wirklich dein Leben für ein dummes Mädchen aufgeben, das dich sowieso nie lieben wird?" Sie deutete auf Painter Schnösel. "Er wird ihre Zukunft sein, nicht du. Aber vielleicht werden wir ja eine gemeinsame Zukunft haben können. Mein Dad wird dich zu einem von uns machen, und zusammen können wir die Hölle regieren." Sie lächelte mich verführerisch an. "Was hältst du davon?" Alice zog mich zu sich runter und begann damit, meinen Hals zu küssen. "Also?", flüsterte sie leise. Ich war kurz davor ja zu sagen, bis ich Slender nach mir brüllen hörte. "Das ist ein Trick!" Ich wachte aus meiner Trance auf und entzog mich ihr. "Schwachkopf", meinte sie seufzend, bevor ich spürte, wie sich etwas durch meinen Bauch bohrte. Es war Alices Klaue. Ich fiel zu Boden und rollte die Treppe hinunter, bis ich auf dem Boden landete. "Jeffy!", schrie jemand, und verwundert sah ich, dass es Alice war, doch ihre Stimme klang nicht mehr so hart, außerdem waren ihre Augen nun braun und nicht grün. Sie kam die Treppe hinuntergestürzt und fiel neben mir auf die Knie. Doch dann wurden ihre Augen wieder grün, und sie sah mich feindselig an. Ich nutzte meine Chance und stürzte mich trotz Schmerzen auf Alice und drückte sie zu Boden. "JackT.R.!", rief ich. Er war gerade mitten im Kampf, doch als er uns beide sah, ignorierte er den Feind und rannte zu uns. "Gut gemacht, Jeff." Er holte eine silberne Münze aus seiner Hosentasche und setzte sich auf Alices Becken, bevor er die Münze an ihre Stirn presste und anfing, ein Ritual zu vollziehen. Alice wand sich unter ihm, doch kam nicht frei. Ich grinste schon ein triumphierendes Grinsen, als ich von hinten gepackt und hochgehoben wurde. "Lasst meine Tochter in Ruhe", zischte der Teufel und schleuderte mich gegen eine Wand. Ich spürte den Aufprall kaum, so viel Adrenalin steckte in mir. Ich setzte mich wieder auf und rannte auf den Teufel zu, der sich gerade um JackT.R. kümmern wollte. Ich sprang auf seinen Rücken und zog ihn mit mir zu Boden. "Schnappt euch Alice und verschwindet! Das Ritual könnt ihr draußen weiterführen!" Ich hatte mal gehört, dass der Teufel die Hölle nicht verlassen konnte, und mit den Dämonen würden wir leicht fertig werden. Ich wartete, bis die anderen sich Alices Arme und Beine geschnappt hatten und auf dem Weg nach draußen waren, bevor ich loslief und meine Gabe dazu nutzte, rauszurennen. Draußen legten sie Alice auf den Waldboden, und JackT.R setzte das Ritual fort. Mir wurde schwindlig, als das Adrenalin verschwand, und ich fiel auf den Boden. "Jeff", brüllte E. Jack entsetzt und hockte sich neben mich. Erschrocken sah er meinen blutverschmierten Hoodie an und warf die Arme verzweifelt hoch. Nun nahm er eine Spritze aus seiner Hosentasche und injizierte sie mir. "Das müsste deinen Heilungsprozess viel schneller machen." Ich wollte mich wieder aufsetzen, doch E. Jack drückte mich wieder auf den Boden. "Du kannst trotz Spritze immer noch verrecken, das ist dir schon klar." Verzweifelt drehte ich meinen Kopf in Richtung Alice. JackT.R brauchte lange, bis er von ihr stieg. "Wie ich es mir gedacht habe...", seufzte er und hob Alice auf seinen Schoß. Sie regte sich nicht. "Was ist mit ihr?" fragte ich verzweifelt. "Der Dämon hat sie am Leben erhalten, Jeff. Du weißt doch, dass Alice ursprünglich bei ihrer Geburt gestorben ist? Und nur durch seine Kraft hat sie gelebt, und jetzt, wo er weg ist, ist ihr Körper nur eine Hülle." Ich begann hemmungslos zu schluchzen. "Nein!", brüllte ich, und Tränen rollten meine Wange entlang. Ohne auf E. Jack zu achten, sprang ich auf und humpelte zu ihnen. Ich entzog E. Jack Alice leblosen Körper und presste ihn an mich. "Mein Alice", wimmerte ich und platzierte tausende Küsse auf ihrer Stirn. "Bitte komm zurück!" Ich war so darauf versessen, Alice zu küssen, dass ich erstmal nicht bemerkte, wie jemand neben mir auftauchte. "Das kann man ja nicht mit ansehen", sagte eine Stimme. Beim Klang dieser Stimme schreckte ich auf und schaute zu der Gestalt neben mir hoch. "Ich werde Alice zu einer Creepypasta machen." Das Ding war also Zalgo... Er bewegte seine Hand, und schon flog mir Alice aus den Armen und blieb vor ihm stehen. Nun griff er nach ihrem Arm und flüsterte etwas, bevor man Alice laut aufatmen hörte.

Ihr Blick war nun wieder freundlich, und ihre Augen strahlten in ihrem ursprünglichen braun. "Jeff", sagte sie leise und lächelte mich an. "Ich bin wieder da." Die Erleichterung durchströmte mich wie ein warmer Fluss. "Alice!" rief ich und umarmte sie fest. Zalgo war verschwunden, und wir hatten Alice zurück. Die anderen Creepypastas hatten sich inzwischen versammelt, und es herrschte eine Mischung aus Freude und Erleichterung. "Gut gemacht, Jeff", sagte JackT.R. anerkennend. "Du hast uns gerettet." "Es war knapp", fügte E. Jack hinzu, "aber zum Glück sind wir alle hier." Alice lächelte dankbar und sah sich in der Runde um. "Wir sollten zurückkehren und feiern", schlug Ben vor. "Ja, lasst uns nach Hause gehen", stimmte Slender zu. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück, und ich hielt Alice fest an meiner Seite. Der Albtraum schien vorüber, und wir konnten endlich wieder zusammen sein.

Die Rückkehr in unsere Welt verlief ohne weitere Zwischenfälle. Wir waren erleichtert, wieder zu Hause zu sein, und die Freude über Alices Rückkehr war spürbar. In den folgenden Tagen erholten wir uns von den Strapazen und genossen die gemeinsame Zeit. Doch auch wenn der Moment der Gefahr vorüber war, wussten wir, dass das Leben als Creepypastas stets von neuen Abenteuern geprägt sein würde. Wir standen zusammen, bereit für alles, was noch kommen mochte.

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