Jeff the Killer

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Mit einem Messer in der Hand hockte ich auf meinem Bett und lauschte in die Dunkelheit hinein. Es ist inzwischen schon zwei Uhr morgens, und Jeffrey ist noch nicht aufgetaucht. Wie soll er auch? Immerhin haben Oma und ich das Fenster mit unzähligen Nägeln zugenagelt. Mom und Dad sagten uns, wir bräuchten die Nägel, um Fotorahmen in meinem Zimmer aufzuhängen. Sie dürfen die Wahrheit nicht erfahren, sonst sind sie, wie Oma mir erklärte, auch in Gefahr. Oma schläft in ihrem Zimmer, es ist genau gegenüber von meinem, also würde sie es hören, wenn ich schreie. Aber zur Sicherheit haben wir unsere Türen aufgelassen. Ich spielte aus Langeweile und wahrscheinlich Übermüdung mit der Klinge des Messers. Meine Augen fielen dabei immer kurz zu. "Du darfst nicht schlafen", murmelte ich mir selbst zu. "Nicht schlafen!" "Nicht schl..." Meine müden Augen fielen nun endgültig zu, und ich schlief mit der Gewissheit, dass das mein Ende sein könnte.

Das Geräusch der knirschenden Tür machte mich wach. Ich stand ruckartig auf, um erleichtert feststellen zu können, dass nur die Tür zugefallen war. Ich setzte mich wieder auf mein Bett und überprüfte die Uhrzeit. 4:57 Uhr. Ich habe es fast geschafft! Es dämmerte schon, und Oma sagte, es wäre für Jeffrey viel zu auffällig, mich am Tag umzubringen. Ich legte das Messer, das ich immer noch in der Hand hielt, auf den kleinen Nachttisch neben meinem Bett. Jetzt erst bemerkte ich das viele Blut auf meiner Bettdecke. Toll, ich habe mich geschnitten. Kein Wunder, wenn ich unbedingt mit einem Messer einschlafen muss. Ich überprüfte meine Hände auf mögliche Schnittwunden, aber fand dort nichts, außer getrocknetes Blut. Ich stand auf und ging zu meinem kleinen Spiegel. Im Gesicht war auch nichts. Wo kommt nur das ganze... "Hey...", hörte ich eine raue Stimme flüstern. Ich drehte mich schnell um. "Jeffrey!", stieß ich geschockt aus. Seine vom verbrannten Fleisch umrandeten Augen sahen mich kalt an. "So heiß ich nicht mehr, mein Name lautet jetzt Jeff, Jeff The Killer." "Wie bist du hier reingekommen?", fragte ich geschockt. Er fuhr mit dem Finger über seine Klinge und sagte: "Wie jeder andere auch, durch die Tür." Ich schlotterte am ganzen Körper, während Jeff seinem Messer mehr Beachtung schenkte als seinem zukünftigen Opfer. "Du hättest nicht abhauen sollen, Alice." Als er meinen Namen aussprach, zuckte ich leicht zusammen. "Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich daraufhin. Er sah zu mir hoch, sein verstümmelter Mund formte sich zu einem Grinsen. "Deine liebe Mutter erzählte ihn mir." "Hast du ihr was angetan?!" Er fing an, wie ein Gestörter zu lachen. "Du Schwein! Ich werde dich umbringen!", schrie ich hysterisch. "Ich habe sie noch nicht umgebracht. Sie hat nur einen kleinen Schlag auf den Kopf bekommen...", sagte er immer noch lachend. Ich spürte ein Ziehen in meiner Brustgegend und bekam das Bedürfnis, ihn mit meinem Messer zu erstechen. Ich würde ihn erst dort hin stechen, wo keine lebenswichtigen Organe liegen. Er sollte erst mal schön leiden, und dann hätte ich mein Messer genau in sein Schläfe gebohrt. Hätte ich mein Messer bloß nicht weggelegt! "Genug gelabert!", holte mich Jeff aus meinen blutigen Gedanken. Er lief auf mich zu, viel zu schnell, als dass ich noch ausweichen könnte. Er drückte mich zu Boden und setzte sich auf mein Becken. Der Schrei, den ich von mir gab, hallte durch den Raum. Ich schlug und zappelte um mich, aber das schien ihn nur noch mehr zu belustigen. "Bitte nicht!", wimmerte ich, während Tränen der Angst meine Wange hinabkullerten. Er strich sie weg, ob es nett gemeint war oder nicht, seine Berührung widerte mich an! Erst jetzt bemerkte ich den stechenden Gestank von altem Blut, der Jeff umgab. "Pshh... nicht weinen, geh schlafen!", flüsterte er und hob die Hand, in der das Messer steckte. Ich kniff mir die Augen zu und spürte kurz danach einen schmerzhaften Stich in meiner Magengegend, und das immer wieder und wieder. Es schien nie enden zu wollen. Warum starb ich nicht einfach? "What the hell!", hörte ich Jeff fluchen. Ich öffnete meine Augen. Jeffs weißer Hoodie war inzwischen blutgetränkt, und in seinem Gesicht klebte mein Blut. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Er war irgendwas zwischen Verwunderung und Wut. "Was ist los?", fragte ich keuchend. Er starrte mich und dann meinen Bauch an, bevor er von mir stieg. Ich guckte zu mir runter. Mein Tanktop war zerschlitzt und voller Blut, aber meine Haut wies keine Spur von Verletzungen auf. Nicht mal mehr Schmerzen hatte ich. "Wie ist das möglich?", fragte ich mehr zu mir als zu Jeff. "Du bist auch eine Creepypasta...", murmelte Jeff leise. "Wie konnte ich das nicht bemerken!"

How to be a perfect Creepypasta?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt