Ich lass es raus!

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Leise tapste ich hinter Jeff her. Wo sind wir? Tja, im Haus eines alten Ehepaars. "Die schlafen schon", flüsterte Jeff und deutete auf das Schlafzimmer, aus dem lautes Schnarchen erklang. "Du tötest sie, und ich warte im Wohnzimmer", sagte ich und wollte umkehren. Jeff griff nach meiner Jacke. "Nein, du machst mit mir mit!" Ich schüttelte seine Hand ab und sah ihn empört an. "Spinnst du? Ich werde niemanden töten, und das weißt du auch!" Ich lief schnell ins Wohnzimmer, doch Jeff lief mir nach. "Komm schon, Alice!", stöhnte er laut und zog an meinen Handgelenken. Ich schloss meine Augen, atmete tief durch und ließ das Feuer kurz entflammen. Jeff ließ mich schnell los. "Spinnst du?!" Ich grinste ihn an. "Ach komm schon, so'n bisschen Feuer ist doch nicht schlimm!" Jeff holte sein Messer aus seinem Hoodie und stach mir in die Brust. "Ja, und das war auch nicht schlimm, oder was?", schrie er. Da ich schon daran gewöhnt war, beeindruckte der Stich mich kein bisschen. "Und da ist es wieder! Ich fange an, dich zu hassen, obwohl ich dich doch eigentlich mag!" Er stach jetzt mehrmals auf mich ein. "Was erwartest du von mir? Soll ich immer auf dich hören, weil du mich sofort wieder hasst?!" Ich hob meine Hand und ließ das Feuer freien Lauf. "Hör auf!", schrie Jeff und stürzte sich auf mich. Jeff war jetzt Oberkörper frei, weil sein Hoodie abgebrannt war, und das machte mich leicht nervös. "Ich habe das nie behauptet, Alice! Ganz im Gegenteil, ich liebe d..." "Hier spricht die Polizei, kommen Sie mit erhobenen Händen raus!" "Och nö", stöhnte Jeff und rollte sich von mir runter. "Die Alten haben die Bullen gerufen!" Ich hatte den Gedanken, dass ich Pech bringe! Zuerst habe ich Sleender's und jetzt Jeff's Plan zerstört! "Was jetzt?", fragte ich jammernd und stand auf. Jeff tat es mir gleich und sagte: "Wir stellen uns den Chaos!" Der hat sie doch nicht mehr alle, die buchten uns ein! "Ich werde dich beschützen, und jetzt komm!" Ich griff nach seiner Hand und ließ mich von ihm rausziehen. Draußen standen lauter Polizisten, die mit ihren Pistolen auf uns zielten. "Das ist doch die entführte Alice Kyel aus Greenwich", hörte ich eine Polizistin sagen. "Lassen Sie das Mädchen los!", befahl der Beamte mit dem Megafon. Jeff ließ meine Hand los und lächelte mich an. "Sie werden dich nicht festnehmen, sie denken, du wärst meine Geisel!" Er ging auf die Polizisten zu und wurde sofort festgenommen. Als er auch noch in ein Auto geschleppt wurde, konnte ich nicht mehr anders. Ich hob meine Hand und fing an alle Polizisten zu grillen. Ich bekam Schüsse ab, es störte mich nicht. Ich hörte sie weinen, schreien, betteln, es störte mich nicht. Ich machte einfach weiter. Erst als ich nur noch Feuer flackern hörte, hörte ich auf. Jeff kam zu mir gerannt. "Wir müssen schnell weg, bevor noch andere kommen", rief er. Ich nickte, und wir fingen an zu rennen. Als wir durch den Wald gingen, konnte ich erst wieder reden. "Ich bin eine Mörderin", wimmerte ich. "I-ich kann's nicht fassen, und dann auch noch eine... Massenmörderin!" Ich fing leise an zu weinen, während es auch noch zu regnen begann. "Hör auf", bat mich Jeff leise. Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich kann nicht, es läuft alles schief. Ich wollte sie nicht umbringen, und ich wollte mich auch nicht mit dir streiten oder dir wehtun, aber ich hab's einfach gemacht! Es tut mir leid, dass ich lebe. Ich will sterben, ich will das um..." "Sag sowas nicht", unterbrach mich Jeff und hielt mich an der Schulter fest, damit ich nicht weitergehen konnte. "Du bist ein unglaubliches Mädchen, du erwartest einfach zu viel von dir. Du willst jeden glücklich machen, das geht aber nicht, du kannst es nicht jedem Recht machen, und da du das noch nicht gecheckt hast, bist du sauer auf dich! Und außerdem wären wir alle mehr als traurig, wenn du jetzt weg wärst, ganz besonders ich!" Zögernd umarmte mich Jeff. "Wieso seid ihr alle so süß zu mir?", fragte ich jammernd. Ich spürte Jeff's Hand an meinem Hinterkopf. "Ich denke", er zögerte kurz, "du weckst in Jungs das Bedürfnis, dich zu beschützen." Mein Herz fing mal wieder an, schneller zu klopfen. Ich hoffe, er hört es nicht! "Wäre ich Painter Schnösel, hätte ich dich für nichts anderes verlassen", flüsterte Jeff, trennte sich von mir und ging weiter. Painter. Schon komisch, ich denke eigentlich ziemlich wenig an ihn, dabei liebe ich ihn wirklich noch. Als ich den Gedanken beendet hatte, war Jeff schon mindestens fünfzehn Meter von mir entfernt. Mann ist der schnell. Ich wollte zu ihm rennen, doch dann fiel mir was ein. In Avatar konnten sie fliegen, wenn sie das Feuer auf den Boden richteten. Das versuchte ich, und es funktionierte! Ich fliege, verdammte Scheiße! Jetzt muss ich nur noch meine Füße einsetzen, und ich kann mich fortbewegen. Ich konzentrierte mich auf meine Füße, und irgendwann kam auch aus ihnen Feuer. Lachend flog ich auf Jeff zu. "What the hell!", brüllte Jeff, als ich an ihm vorbei raste. Ich hielt an und grinste Jeff entgegen. "Cool, oder?" Er nickte und zog mich unerwartet in eine Umarmung. "Was ist bloß mit mir los?", fragte er. "Wie meinst du das? Geht's dir etwa nicht gut?" Jeff nahm mich aus seinem Griff und sah mir eindringlich in die Augen. "Nein, mir geht's super, nein, fantastisch, aber... ach, ich labere mal wieder totale Scheiße. Komm, wir gehen nach Hause!", sagte er. Jeff ging weiter. Nein, jetzt hat er mich neugierig gemacht! Ich lief neben ihm her. "Du hast keine Scheiße gelabert! Sag mir, was du sagen wolltest!", meinte ich. Er schüttelte den Kopf. "Sag's mir! Sag's mir! Sag...", "Vergiss es", unterbrach mich Jeff, "Tobby hat mich schon abgehärtet." Ich gab mich geschlagen. "Aber irgendwann musst du es mir sagen!", meinte ich. Jeff drehte sich zu mir und sagte: "Denk daran, wir haben noch 648 Jahre zu leben, das 'irgendwann' kann dauern."

Statt zu klopfen, nahmen Jeff und ich den unüblichen Weg durch sein Fenster. Immerhin war seins kaputt, warum auch immer. Außerdem hatten wir keinen Plan, wie wir erklären sollten, dass Jeff halb nackt ist. Die Wahrheit zu sagen, wäre mehr als falsch, denn dann müssten wir ihnen von den Bullen berichten und würden als totale Vollpfosten dastehen. Ich legte mich ungefragt auf Jeff's Bett, während er sich einen seiner zweitausend weißen Hoodies anzog. Meine Füße schmerzten ein wenig, und außerdem war ich müde – so müde, dass ich einschlief. In Jeff's Bett...

"Wach auf!", hörte ich Jeff gedämpft sagen und öffnete meine Augen. Er hockte vor mir, seine Augen direkt auf mich gerichtet. "Alle sind eingeschlafen, du kannst in dein Zimmer gehen, und morgen sagen wir, es wäre spät geworden." Erstmal verstand ich nur Bahnhof. In mein Zimmer gehen, wieso, bin ich nicht dort? Aber dann fiel mir ein, dass ich ja eingeschlafen bin, und das heißt wiederum, dass, wenn ich morgen früh hier rausmarschiere, alle denken, Jeff und ich hätten was. Aber jetzt, wo alle schon schlafen, kann mich auch keiner sehen. Aber in Jeff's Plan gibt es eine Lücke. Ich bin zu müde, um aufzustehen. Langsam hob ich meine Arme und murmelte: "Trag mich", bevor ich meine Augen wieder schloss. Jeff sagte etwas und hob mich vorsichtig hoch. Ich schlief kurz ein, wachte aber wieder auf, als Jeff die Decke um mich legte. "Schlaf jetzt." Bei seinen Worten zuckte ich automatisch zusammen. "Ich meine, gute Nacht!", korrigierte er sich, als er den Fehler merkte. Geh schlafen, ist nämlich der Satz, den er sagte, bevor er eine Person umbringt oder, in meinem Fall, umbringen wollte. Jeff verließ das Zimmer, und ich war gerade dabei, wieder einzuschlafen, da tickte mich jemand am Rücken an.

"Wieso hat Jeff dich getragen?", fragte Jane. In ihrer Stimme mischte sich ein wenig Eifersucht. "Als wir gerastet haben, bin ich eingeschlafen", log ich, oder auch nicht, eigentlich haben wir in seinem Zimmer gerastet! "Ach so", sprach sie, "aber ich sag dir eins." Bedrohlich legte sie ihre Hände an meinen Hals. "Komm Jeff zu nahe, und ich töte deine Familie." Habe ich mich gerade verhört? Sie will aus Eifersucht meine Familie umbringen? "Ist das dein Ernst?", wagte ich es nicht, mich umzudrehen, deswegen konnte ich ihre Stimmung nur heraushorchen. "Tot ernst. Komm ihm zu nah und du wirst deine Eltern nicht mehr lebendig wiedersehen." Ich dachte, Jane wäre die Nette, da habe ich mich wohl gewaltig getäuscht! So endet wohl die Freundschaft zwischen Jeff und mir. Solange ich es verhindern kann, werde ich meine Familie beschützen, egal was ich dafür machen muss.

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