Kapitel 16

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Phil seufzte leise. "Also, was willst du?", fragte er dann." Hältst du das wirklich für eine gute Idee?", entgegnete Thomas direkt.
"Was, dass wir hier bleiben?"
Thomas nickte. "Wir können niemanden von ihnen trauen. Mal ganz abgesehen davon, dass wir sie auf nicht so angenehme Art kennengelernt haben, kennen wir sie doch gar nicht. Ich schlage vor, dass wir alleine weiter machen." Phil sah ihn nachdenklich an, bevor er mit dem Kopf schüttelte. "Nein, das sehe ich nicht so. Wenn die von O.R.I.O.N wirklich so gefährlich sind, wie es mir scheint durch das, was ich bis jetzt über sie erfahren habe, können wir ein paar Freunde gut gebrauchen." "Freunde?!" Thomas konnte kaum glauben, dass Phil das gesagt hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, sich mit irgendeinem von denen anzufreunden. Phil nickte. Er hatte geahnt, dass Thomas in dem Ganzen ein Problem sehen würde, aber er versuchte, im Gegensatz zu ihm realistisch zu sein. In der Gruppe waren sie stärker und Thomas würde das früher oder später einsehen lassen. "Sie sind so wie wir, von den Kräften her, und sie haben denselben Feind. Zumindest für eine Zusammenarbeit sind das doch die perfekten Bedingungen." Er sah Thomas fest an, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, doch dieser weigerte sich, ihm in diesem Fall zuzustimmen. "Das heißt nur, dass sie in derselben Gefahr stecken wie wir. Und das wiederum bedeutet, dass wir unmöglich wissen können, was sie machen würden, um dieser Gefahr zu entgehen. Was ist, wenn sie Leute wie wir einfangen, und sie mit dem Versprechen von Sicherheit zu O.R.I.O.N schicken? Vielleicht haben sie ja einen Pakt mit ihnen. Ganz nach dem Motto, dass O.R.I.O.N sie in Ruhe lässt, wenn sie regelmäßig Leute wie sie als Tribut schicken." "Wenn das so wäre, hätten sie uns beide ausgeschaltet und direkt an O.R.I.O.N übergeben. Ich glaube nicht, dass sie so etwas im Sinn haben", erwiderte Phil leicht angenervt. Er wusste, dass Thomas, dafür, dass er so übervorsichtig war, nichts konnte, weil das ihm über eine lange Zeit das Leben gerettet hatte, aber andererseits war er selbst nicht bereit, sein Leben in Angst vor jedem zu verbringen, der ihm begegnete. "Außerdem", fügte er dann hinzu. "Wirken sie auf mich nicht wie Leute, die so etwas tun würden." Thomas schnaubte wütend. "Das hat nichts zu sagen. Leute verstellen sich auf alle möglichen Arten, nur um das zu bekommen, was sie wollen." Phil betrachtete ihn für eine kleine Weile. Er war nicht länger nur angenervt, sondern spürte langsam, wie Wut sich in ihm breit machte. Thomas war viel zu misstrauisch und zu paranoid und es ärgerte Phil ungemein, dass dieser das nicht einsehen wollte. Erstand auf, ging um den Tisch herum ein paar Schritte auf Thomas zu, bis er nicht weit von diesem weg stand, dabei verschränkte er die Arme vor der Brust." Ach ja?", antwortete er. Seine Stimme war zwar ruhig, hatte aber einen gefährlichen Unterton. "Wie soll ich dir dann trauen? Gut, du bist mein bester Freund, aber du bist auch das Phantom. Und als dieser hast du verdammt viel gemacht, was dafür sorgen sollte, das ich dir kein Stück vertrauen kann, also hab ich auch keine Ahnung, wie weit du gehen würdest, wenn du in Gefahr wärst. Es könnte ja genauso sein, dass du mich im Stich lassen würdest, um deinen eigenen Arsch vor O.R.I.O.N zu retten." Thomas sah ihn erschrocken und sprachlos an und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Phil bereute sofort, dass er so hart zu ihm gewesen war, wollte sich aber weder entschuldigen noch es zurücknehmen. Stattdessen fuhr er sich kurz mit einer Hand über die Stirn und atmete tief durch, bevor er weiter sprach. "In den letzten zwei Wochen hat sich zwischen uns so viel geändert, dass ich mich frage, ob ich dich überhaupt jemals kannte, Thomas. Ich habe es nicht angesprochen, weil wir genug um die Ohren hatten, aber wie sollen wir damit umgehen, dass wir, oder unsere anderen Ichs, unsere Rollen - wie auch immer du es nennen willst - Todfeinde waren? Ich meine, wir haben gegen einander gekämpft, können wir das einfach so ignorieren? Natürlich sind wir immer noch Freunde und ich will diese Freundschaft auch auf keinen Fall beenden, aber kann irgendeiner von uns dem Anderen wirklich vertrauen?" Thomas sah zu Boden und schwieg eine Zeit lang. Er hatte die Tatsache, dass Phil Neuromind war, über die letzten Tage hin erfolgreich verdrängt. Nun überkam ihm die Panik, dass die Beziehung und das Vertrauen zu seinem einzigen Freund vielleicht irreparabel zerstört sein könnte. Wenn sie sich in ihren Rollen so stark bekämpft hatten, gab es dann wirklich so viel, das sie im echten Leben verband? "Nein, ich schätze, das können wir nicht", antwortete er schließlich leise und ohne Phil direkt anzusehen, wobei seine Stimme fast nicht mehr als ein Flüstern war. Phil betrachtete ihn, wie er da stand. Er wusste, wie sehr er Thomas vertrauen wollte, aber andererseits auch, dass er es nicht voll und ganz konnte. Trotzdem war ihm klar, dass sie beide in dieser Zeit fest und genau wissen mussten, wie sie zueinander standen. Er seufzte, dann ging er auf Thomas zu, bis nur noch wenige Zentimeter sie beide trennte und hob sein Kinn an, um ihn dazu zu zwingen ihn direkt anzusehen. "Trotzdem vertraue ich dir", sagte er ruhig. "Ich weiß weder wieso, noch ob es das Richtige ist, aber ich tue es. Und ich denke, dass wir bei diesen Leuten dasselbe machen sollten. Zumindest für die erste Zeit. Denn ich denke, dass wir in unserer Situation Freunde brauchen werden." Thomas sah ihn zweifelnd an. Er hatte Angst, denn es konnte so viel schief gehen, wenn man jemandem vertraute. Doch er wusste auch, dass Phil Recht hatte. Die anderen waren ziemlich stark, wenn man ihre Kräfte bedachte, und deswegen wäre eine Zusammenarbeit mit ihnen vielleicht nützlich." Okay...", sagte er leise. Phil ließ ihn los und ging nachdenklich im Raum hin und her, wobei er Thomas hin und wieder betrachtete. "Ich mache dir einen Vorschlag", sagte er dann. "Wir gucken uns das hier eine Woche lang mit an. Wenn du nach dieser Zeit immer noch das Gefühl hast, den Anderen sei nicht zu trauen, oder dass von ihnen eine Gefahr ausgeht, dann gehen wir und machen alleine weiter, okay?" Dabei streckte er die Hand aus. Thomas überlegte lange, wobei er ihn prüfend ansah, schließlich nickte er und schlug ein. "Meinetwegen. Aber sobald es hier gefährlich wird, verschwinden wird." Phil nickte." Okay."

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