Kapitel 21

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"Habt ihr denn Ideen, wie ihr weiter gegen O.R.I.O.N kämpfen wollt?", fragte Thomas. Jonas schüttelte mit dem Kopf. "Nein, nicht wirklich." "Was habt ihr denn bisher gemacht?", fragte Phil. "Sie beobachtet. Hauptsächlich", antwortete Felix statt Jonas. Er klang dabei genervt, eher so, als würde er es nicht gut heißen. "Aber du weißt, wie man O.R.I.O.N bekämpft. Und mit deiner Hilfe können wir sie eben da treffen, wo es richtig weh tut", fügte er dann aufgeregt hinzu. "Erstmal", wandte Jonas mit einem strengen Blick auf Felix ein. "Werden wir auch nichts weiter tun. Solange es nicht einen Plan mit minimalem Risiko gibt." "Als wenn es das geben wird", gab Felix gereizt zurück. "Wir werden hier nur rumsitzen, bis O.R.I.O.N den Weg gefunden hat, uns alle auszurotten." "Was wäre deine Alternative?", fragte Jonas ruhig. Seine Stimme klang neben Felixs Aufgebrachtheit seltsam ruhig. "Du stürmst O.R.I.O.N? Mit den anderen? Die alle natürlich wissen, wie sie kämpfen. Vor allem gegen O.R.I.O.N. Felix, ihr würdet alle innerhalb weniger Sekunden niedergeschossen werden." "Wenn ihr da nicht als Versuchskaninchen endet", fügte Thomas leise hinzu. Jonas nickte nur zustimmend, während Phil sich einen leicht überraschten Blick in Thomas' Richtung nicht verkneifen konnte. Er hätte nicht gedacht, dass die beiden in der Sache an einem Strang ziehen würden. Viel mehr noch hatte er befürchtet, dass Thomas Felix beipflichten würde. "Aber", Felix sah zu Thomas, Unsicherheit und Trotz trugen in seiner Stimme einen harten Kampf aus. "Aber ihr seid da. Und ihr wisst, wie man kämpft, und vor allem wie man O.R.I.O.N angreifen kann, oder?" "Ja, aber selbst ich hatte einen Plan", antwortete Thomas. "Klar", gab Felix zurück. "Aber es war dir egal, ob du verletzt wirst oder nicht. Ich habe die Berichte über die Angriffe gelesen und von 'minimalem Risiko' kann man da nicht sprechen." Dabei sah er mit einem scharfen Blick zu Jonas, als würde genau das seinen Standpunkt bestätigen. Thomas antwortete nicht sofort, sondern blickte unwillkürlich zu Phil. "Felix", wandte Jonas ein. "Wir würden O.R.I.O.N angreifen, damit sie uns in Ruhe lassen. Wir greifen an, um uns zu verteidigen." "Ich habe sie angegriffen, um mich zu rächen", übernahm Thomas das Wort. "Und wenn man aus Rache kämpft, dann deswegen weil einem so viel genommen wurde, dass man denkt, man hätte nichts mehr zu verlieren." Er sah weiterhin nachdenklich Phil an. "Ihr habt es aber", fügte er schließlich hinzu, bevor er den Blick von Phil losriss und Felix fest in die Augen sah. Dieser sah trotzig zurück, bis er den Blick senkte. "Na gut, okay", sagte er dann. Jonas, der Thomas aufmerksam beobachtet hatte, sah jetzt auch zu Felix. "Wir werden nicht untätig bleiben", versprach er ihm. "Aber ich kann nicht verantworten, dass irgendjemandem hier etwas zustößt." Das sagte er mit einer so festen Entschlossenheit, dass selbst Thomas sich unwillkürlich ein Stück sicherer fühlte. Felix nickte widerstrebend. "Und bis ich etwas weiß, was wir tun können, werden wir O.R.I.O.N nur beobachten, und dafür brauche ich dich, okay?" "Okay", erwiderte Felix, jetzt etwas zuversichtlicher. Er schien stolz darauf zu sein, den anderen mit seinen Kräften helfen zu können. "Gut", sagte Jonas, bevor er sich wieder Phil und Thomas zuwandte. "Wo wir gerade vom Planen sprechen, ich wollte heute noch in die Stadt, ein paar Dinge einkaufen. Welche Stadt ist hierbei egal, Anne wird mich vorbeibringen und dann nach ein oder zwei Stunden wieder abholen. Die Frage ist, ob ihr beiden mitkommen wollt. Schließlich könnte ich etwas Hilfe beim Tragen gut gebrauchen." "Klar", erwiderte Phil spontan, womit er Thomas die Zeit nahm, eine höfliche aber wahrscheinlich gelogene Ausrede dafür zu finden, dass er keine Lust hatte. Jonas, der mal wieder Thomas' Gedanken gelesen hatte, grinste triumphierend. "Super", sagte er dann. "Ich sage Anne Bescheid, dass wir in einer Viertelstunde loskönnen. Bis dahin seid ihr doch fertig, oder?"

Eine Viertelstunde später standen die vier auf dem Marktplatz einer Stadt (Bristol, wie Anne schüchtern verkündete) und sahen sich um. "Also... habt ihr bestimmte Läden, wo ihr hinwollt?", fragte Jonas. "Ich muss noch etwas Geld holen", antwortete Phil. "Und ich habe einen Anruf aus der Firma meines Vaters bekommen, dass ich sie zurückrufen soll. Wenn ihr also nichts dagegen habt, würde ich mich kurz abkapseln, die Dinge erledigen und später wieder dazu stoßen." Jonas nickte. "Klar, kein Problem. Ruf uns einfach an, wenn du fertig bist, okay?" "Okay", erwiderte Phil. Damit entfernte er sich von den anderen.
Thomas hielt von der Sache überhaupt nicht viel. Seine Paranoia sagte ihm, dass es alleine für Phil viel zu gefährlich war, obwohl sein gesunder Menschenverstand damit dagegen sprach, dass er sich im Notfall schon würde wehren können. Phil kam schon klar, versuchte Thomas sich zumindest einzureden. Die Wahrscheinlichkeit war gering, dass überhaupt Leute von O.R.I.O.N in der Stadt waren und genau zu dem Zeitpunkt Phil als einen mit besonderen Fähigkeiten erkennen und verfolgen würden, an dem er ihnen über den Weg lief.
"Kommst du oder willst du da festwachsen und weiter in die Gegend starren?", fragte Jonas neckend. Thomas sah ihn an und nickte dann knapp. "Schon da", sagte er. Dabei fiel ihm auf, dass Jonas genau wissen müsste, worüber er sich Sorgen machte und trotzdem so tat, als hätte er von eben dem keine Ahnung. Als besäße er die Fähigkeit, Gedanken zu lesen, gar nicht. Anscheinend versuchte er, sich das zu Herzen zu nehmen, um was Thomas ihn mehr oder weniger freundlich gebeten hatte. Dieser runzelte überrascht die Stirn und musterte Jonas prüfend, welcher mit einem Schulterzucken und leichten Lächeln antwortete.

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