Morgenbesuch

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(Freitag)
Als ich aufwachte bemerkte ich, dass ich nicht in unserem Hotelzimmer lag. Ich setzte mich auf und schaute mich erst mal um.
Es war ein heller Raum mit großen Fenstern, von denen man einen Blick auf die Straßen von San Francisco hatte.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich feststellte, dass ich noch alle meine Klamotten anhatte, außer meine Schuhe.
Aber die wichtigste Frage war, wo war ich? Und wie bin ich hier hingekommen?
Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein mittelgroßer, blonder Junge kam rein.
„Du bist ja wach. Guten morgen erstmal", sagte er und lächelte mir sympathisch entgegen.
„Was mache ich hier?", fragte ich verwirrst. „Kannst du dich an nichts von gestern Nacht erinnern?", fragte er nun.
„Sonst würde ich ja kaum fragen", sagte ich leicht gereizt. Er hob abwehrend die Hände, dabei verlor er sein Lächeln die ganze Zeit nicht. „Ich habe dich gestern Nacht auf der Straße gesehen und du sahst ziemlich betrunken aus.
Ich habe dich dann mit meinem Auto hierher mitgenommen, weil du mich drum gebeten hast. Das war eigentlich schon alles", sagte er. Ich war irgendwie beruhigt, dass nichts schlimmeres passiert war.
„Willst du etwas frühstücken?", fragte er und hielt eine Tüte Brötchen hoch.
„Wenn du mich danach nach Hause fährst, gerne", sagte ich und stand auf.
Er lief durch einen Flur und schließlich kamen wir in eine große offene Küche.
Die Wohnung war hauptsächlich in weiß gehalten und sehr modern. Von überall aus hatte man einen Blick auf die Straßen von San Francisco.
„Wie heißt du eigentlich?", fragte ich ihn. „Ethan. Und du?"
„Alice." „Kommst du von hier?"
„Nein, ich komme aus Beverly Hills, aber ich bin mit einem Freund hier", sagte ich und biss ein Stück von dem Croissant ab, welches er mir gegeben hatte.
———
Wir unterhielten uns und tauschten noch Nummern aus. Schließlich find ich ihn nett und ich konnte mir vorstellen, ihn wiederzusehen.
Dann fuhr er mich wieder zum Hotel. Als ich im Hotelzimmer ankam, kam mir sofort ein vor Wut angelaufener Jake entgegen.
„Wo zur Hölle warst du? Und warum guckst du nicht auf dein gottverdammtes Handy?", sagte er und schrie mich an.
„Komm mal runter, ich bin groß und kann schon auf mich aufpassen. Außerdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig", sagte ich schulterzuckend und legte mich mit meinem Handy ins Bett. Ich stellte tatsächlich fest, dass ich unzählige Anrufe und Nachrichten von Jake hatte.
Er setzte sich ohne ein Wort zu sagen neben mich und starrte auf sein Handy.
———
„Sky hat mich gefragt, ob wir heute noch vorbeikommen wollen", sagte Jake und wendete seinen Blick zu mir.
„Also ich habe nichts dagegen."
„Gut dann treffen wir uns in einer Stunde bei ihr", sagte er und starrte wieder auf sein Handy. Man könnte glatt denken, dass Jake seine Tage hatte, so wie der sich gerade aufführte.

Ich zog mich noch schnell um und band meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Dann gingen wir runter zu Jakes Auto. „Wer ist eigentlich diese Melli?", fragte ich. Seitdem er sich gestern nach ihr erkundigt hat und eine plötzliche Stille ausbrach, hatte sie eine Neugierde in mir geweckt.
Doch anstatt das er mir antwortete, tat er so als hätte er mich überhört. „Dann halt nicht", sagte ich und knallte die Autotür extra laut zu.
Er startete den Motor und es war wie Musik in meinen Ohren.
„Du führst dich auf, als hättest du deine Tage. Das ist richtig kindisch", sagte ich genervt. Genervt von der Welt, aber vor allem genervt von ihm.
„Willst du mich verarschen? Letzte Nacht wollte ich rausgehen und nach dir schauen, als du plötzlich nicht mehr da warst. Ich hab die ganze Nacht nach dir gesucht. Weißt du was für eine Angst ich hatte, dass dir etwas passiert ist? Zumal du nicht mal auf meine ganzen Nachrichten geantwortet hast. Dann kommst du einfach seelenruhig ins Zimmer spaziert und gibst mir nicht mal eine Erklärung. Und jetzt sagst du ICH führe mich auf?"
Das hätte mich jetzt schon in einer gewissen Weise getroffen und ich fühlte mich ein wenig schlecht, aber was erwartet er denn von mir? Wir sind nicht zusammen oder sonst was dergleichen.
„Ich bin aus dem Club raus und als ich den Eingang nicht mehr finden konnte, hat mich jemand gefunden und mitgenommen. Dann hat er mich heute morgen wieder ins Hotel gebracht. Das war auch schon alles", sagte ich und fühlte mich schuldig. Wieso habe ich jetzt überhaupt wieder ein schlechtes Gewissen?

He is (a/my) fucking BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt