Chapter 18

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"Aber... was ist mit Jin?", hauchte ich, während ich nervös auf meiner Unterlippe rumkaute. Yoongi bewegte seinen Kopf ein wenig zurück, sodass er mir direkt ins Gesicht schaute. Mit meinen großen, etwas ängstlichen Augen sah ich ihn an, während ich versuchte, meinen zitternden und schwitzigen Körper unter Kontrolle zu bringen. "Was soll mit ihm sein? Er ist nur ein Freund, keine Angst, Park", sagte er und raunte die letzten Wörter wieder in mein Ohr. Danach biss er sanft in mein Ohrläppchen, sodass er mich fast komplett um den Verstand brachte.

Er war nur ein Freund. Nicht sein Freund? Ich war irgendwie erleichtert, aber warum? Außerdem befand sich immernoch Yoongis heißer Atem direkt neben meinem Gesicht und ich spürte, wie er seine Hände vorsichtig an meine Taille legte. Durch seine Berührung schoss noch mehr heißes Blut durch meine Adern.

"Ich weiß, dass ich in meinem Leben nicht mehr sehr viel erleben werde, also lässt du mich was ausprobieren?", er sah mich nun wieder an. Ich stand noch immer geschockt da, mit meinem knallroter Kopf, auf welchem einzelne Schweißtropfen herunterliefen und die Haare steähnig in der Stirn klebten.

"Ähh...", stotterte ich und versuchte, diesem intensiven Blick auszuweichen. Da er mich immernoch abwartend ansah und ich diese Spannung nicht mehr aushielt, nickte ich einfach vorsichtig. "Okay", hauchte ich heißer und sah ihn etwas ängstlich an. Was hatte er vor?

Ich sah ihm nochmal in diese glänzenden, irgendwie lustvollen Augen, dann spürte ich auf einmal ein feuchtes Lippenpaar auf meinen. Mit weit aufgerissenen Augen stand ich da und konnte mich nicht bewegen. Ich spürte, wie die Schmetterlinge in mir fast explodierten und all meine Gedanken waren wie weggeblasen.

Er übte sanft Druck auf meine Lippen aus. Was tat dieser Junge nur mit mir? Was taten wir überhaupt gerade hier? Es war wie eine komplett neue Erfahrung. Nach ein paar Sekunden erwiderte ich vorsichtig den Druck und ohne zu überlegen legte ich eine Hand auf seinen Hinterkopf, versteckte sie in seinen weichen Haaren, die andere legte ich vorsichtig in seinen Nacken.

Er war vorsichtig und zaghaft, dann löste er sich langsam von mir und schaute wieder direkt in meine Augen. Ich hatte so Recht, wenn ich dachte, dass ich noch lange nicht alles von diesem Menschen kannte. Etwas beschämt senkte ich meinen Blick und nahm die Arme von ihm. Jetzt starrte ich mit meinem knallroten Kopf auf seine Brust. "Hey", flüsterte er und hob vorsichtig mein Kinn an. "Es ist okay." Damit drehte er sich um und verließ das Badezimmer.

Er ließ mich wieder einmal komplett verwirrt und ahnungslos zurück. Ich konnte ihm nur hinterherschauen und langsam regulierte sich mein schneller Atem wieder. Immer wieder dachte ich daran, wie seine weichen Lippen mit meinrn verschmolzen, dieses Gefühl, welches sich in mir ausbreitete. Und für ihn war es einfach ein 'Versuch' gewesen. "Was tust du nur mit mir, Min Yoongi..."

Die folgenden Stunden mied ich Augenkontakt mit ihm und versuchte, mich durch das langweilige Fernsehprogramm abzulenken. Ihm schien das ganz recht zu sein. Trotzdem war fpr mich diese Stille noch unangenehmer als davor, ihm schien sie gut zu tun, da er die ganze Zeit in seinem Bett lag und wahrscheinlich schlief.

Als auch dieser Tag allmählich zuende ging, meine Mom wieder nicht gekommen war, fiel mir noch etwas auf. Yoongi war die ganze Zeit über hier gewesen. Jetzt wagte ich einen Blick zu ihm, er saß jetzt auf seiner Bettkante und schaute in sein Handy. Ich wollte etwas sagen, doch irgendwie kam kein Wort heraus.

Yoongi bemerkte meinen Blick schließlich und schaute auf. Wieder sah er direkt in meine Augen, sagte aber nichts. Ich riss mich selbst wieder aus der Starre und wendete schnell meinen Blick ab. Dieser Blick. Jetzt war er wieder kälter, einerseits so kalt und ausdruckslos, andererseits so eindringlich und durchschauend.

"Ich muss nicht mehr in Behandlung. Die Wunden sind einigermaßen verheilt", meinte er dann gleichgültig, als hätte er meine Gedanken gelesen. Als ich seine Stimme hörte, erinnerte ich mich sofort an vorhin. Als er mich mit dieser rauen Stimme komplett aus der Fassung gebracht hatte. Ich spürte, wie die Röte allein bei dem Gedanken zurück in meine Wangen stieg. Deshalb nickte ich schnell, ohne ihn anzusehen. Trotzdem ließ er seinen Blick auf mir kleben, musterte meinen Körper.

Es war mir unangenehm, ich fasste mit der rechten Hand an meine linke Schulter, um meinen Oberkörper in dem weit ausgeschnittenen weißen T-Shirt etwas zu verstecken, was eigentlich gar keinen Sinn machte.

"Ich werde bald entlassen", sagte er genauso emotionslos nach der langen unangenehmen Pause. Hieß das, er würde gehen? Wenn er entlassen werden würde, würden sich unsere Wege wahrscheinlich nie wieder kreuzen. Er war eben nichts weiter als ein kurzer Zimmergenosse, den man nur beiläufig kannte.

Oder war er doch mehr? Warum tat es mir so weh, darüber nachzudenken, dass dieses Bett bald leer sein, oder komplett verschwunden sein wird? Dass es keine Anzeichen mehr darauf geben wird, dass dort jemals ein blasser, dürrer Junge gelebt hatte. Der, der mir mehr über sich erzählt hat, als er eigentlich wollte. Der mit mir nach draußen ging, mich neu in das Leben einführte, als wäre ich ein Leben lang eingesperrt gewesen. Der mich zusammengebrochen aufsammelte, der sich um mich gesorgt hatte, auch wenn er es nicht zugab, obwohl er doch selbst mit sich zu kämpfen hat. Der, der mich geküsst hat. Der mir einfach komplett den Kopf verdreht hat.

Meine Augen schossen nach oben und trafen sofort seine. Ich stand ohne ein Wort auf und ging auf ihn zu, unterbrach nicht den intensiven Augenkontakt. Als ich vor ihm mit rasendem Puls stehen blieb, sah er zu mir hoch. Er hatte noch immer diese gleichgültige Mine aufgesetzt, bis ich mich entschlossen auf seinen Schoß setzte.

"Da sich unsere Wege sowieso trennen werden, darf ich dann auch etwas ausprobieren?"

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I will give you my heart  || Yoonmin || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt