Chapter 38 - ein Tag

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Da war er also. Mein letzter Tag. Ich konnte es noch nicht wirklich realisieren, es schien alles auf dem besseren Weg zu sein, doch im Endeffekt wusste es jeder. Gerade deshalb waren die letzten Tage mehr oder weniger perfekt gewesen.

Ich glaubte nicht, dass sie mir alles erzählt hatten. Die Ärzte nicht und meine Mom nicht. Da gab es sicherlich noch mehr Gründe für meinen Krankenhausaufenthalt, meinen Gedächtnisschwund, für alles einfach. Irgendeine logische aber unschöne Erklärung gab es. Nur wusste ich sie nicht, ich konnte teils traurig aber auch froh darüber sein.

Zuende gehen würde sowieso alles, egal ob unwissend und glücklich oder wissend und verletzt. Konnte ich überhaupt alles wissen?

"Chim!" Zwei Hände legten sich von hinten über meine Schultern und verschränkten sich vor meiner Brust. Ich fuhr weiter mit der Tasse auf dem Tisch herum und legte meinen Kopf in den Nacken. "Morgen, Yoongi", lächelte ich und er beugte sich über mich und gab mir einen kurzen Kuss.

"Pläne für heute?" Ich schüttelte den Kopf. "Aber das..." ist mein letzter Tag. Genau. Sprich es doch einfach aus, vielleicht realisieren wir es dann endlich alle. Yoongi überlegte kurz mit offenem Mund, schloss ihn dann jedoch wieder und setzte sich gegenüber von mir auf den Holzstuhl.

"Uns wird schon etwas einfallen", meinte ich dann und lächelte ihn aufmunternd an. "Aber er soll perfekt werden", seine leichtenden Augen schossen nach oben, trafen meine. "Ein perfekter Tag, wie man ihn eigentlich nie erleben würde!" Verträumt sah er wieder auf die Tasse vor ihm. "An was denkst du?" Ich schaute ihn erwartungsvoll an.

Er schüttelte nur langsam den Kopf und sein Lächeln verschwand. "Ich kann ihn nicht perfekt machen", seufzte er und nahm einen Schluck von seinem Tee. Die Schwestern hatten dazu gelernt.

"Yoongi red' keinen Scheiß!", sagte ich und zog meine Augenbrauen etwas zusammen. "Wozu schon einen perfekten Tag, wenn man den schönsten haben kann", grinste ich und lehnte mich extra ein wenig weiter vor. "Ich würde mich auch mit einem romantischen Piknik mit Rosenblättern und einem Sinfonieorchester zufrieden geben." Er schaute auf und zog spöttisch eine Augenbraue nach oben. "Zu viel Kitsch. Zu wenig Logik.", brummte er und nahm einen erneuten Schluck.

Nach dem Frühstück und nachdem wir uns fertig gemacht hatten, entschied Yoongi, mich zu überraschen.

"Kommst du?", brummte Yoongi mal wieder von der Tür und sah mich abwartend an. Ich band noch schnell meinen rechten Schuh zu, nahm meinen Schal und sprang dann auf und lief breit lächelnd auf ihn zu. "Und du sagst mir echt nicht, wo wir hingehen?", fragte ich und setzte meinen Hundeblick auf.

Yoongi jedoch schüttelte nur den Kopf und machte die Tür auf, um mich mit einem Klaps auf meinen Hintern durchzuschicken. "Yoongi!", quiekte ich und warf ihm einen bösen Blick zu. Er zuckte nur grinsend mit den Schultern, als er die Tür ins Schloss zog. "Du gehörts doch mir, dann darf ich das", raunte er in mein Ohr. Ich kaute darauf nur leicht nervös auf meiner Unterlippe herum.

"Ach, wenn wir schon dabei sind...", sagte er dann und blieb stehen, um mich intensiv anzusehen. "Man sieht garnicht mehr, dass du meins bist", raunte er dann und kam mir näher. Mein Kopf wurde heiß und meine Hände fühlten sich auf einmal auch nicht mehr kalt an. "N... Nicht hier", stotterte ich und versuchte die Nervosität herunterzuschlucken.

Ich ging rückwärts, bis ich an der Wand ankam. Ich verdrehte die Augen. Klassiker. Yoongi schien es jedoch mehr als Recht zu kommen, denn er attackierte sofort meinen Hals mit seinen Lippen. Schnell hielt ich eine Hand vor meinen Mund, um keine komischen Geräusche von mir zu geben.

Nachdem er mir zwei große Knutschflecken verpasst hatte, stieß er sich grinsend von der Wand ab und betrachtete zufrieden sein Werk. Meine Augen schweiften nur durch den Flur, zum Glück war nirgends eine Menschenseele zu sehen. "Komm jetzt", zischte ich dann und nahm wieder Yoongis Hand, um weiter zu gehen. Ich sagte ihm lieber nicht, dass ich draußen sowie so meinen Schal tragen würde.

Wir verließen das große Gebäude und ich ließ mich von Yoongi durch die Straßen führen. Egal wie oft ich quengelte, er blieb still und verriet mir nicht, wo es hingehen würde. An einer breiten Straße befand sich eine Bushaltestelle, an welcher er stehen blieb. "Sieben Minuten noch", sagte er, während er die vorbeifahrenden Autos beobachtete. Ich seufzte und legte meine Arme um ihn, mein Kinn auf seine Brust und sah zu ihm hoch wie ein Kleinkind bei seinen Eltern. 

Sein fester Blick wanderte von der Straße zu mir und wurde sanfter. Seine strammen Gesichtszüge wurden zu einem Lächeln und er schaute in meine großen Augen, während er mit seiner Hand über meine Haare fuhr. Verliebt starrte ich ihn einfach nur an. Ich konnte mir nicht oft genug denken, wie schön er war. Er wusste auch nicht, wie viel es mir eigentlich bedeutete, wenn er seine kalte Fassade fallen ließ. Mir ein Lächeln und Zuneigung schenkte. Auf mich aufpasste und mir Halt gab.

Lächelnd schmiegte ich mich noch enger an ihn und drückte meine Wange gegen seine Brust und schloss für einen Moment die Augen, genoss seine Wärme, seine Nähe. Den einigermaßen schönen Tag vom Wetter her. Ich nahm mir vor, diesen Tag zu genießen, egal was kommen würde. Wenn Yoongi nur wüsste, dass es mir schon ausgereicht hätte, einfach mit ihm den Tag zu verbringen, meinetwegen auch im Zimmer. Aber glauben würde er es mir sowieso nicht, also blieb ich gespannt auf das, was heute so passieren würde.

Ein Quietschen und anschließendes Zischen holten mich aus meinen Gedanken und ich öffnete die Augen. Direkt vor mir stand ein Stadtbus mit geöffneten Türen. Yoongi nahm meine Hand und zog mich ins Innere des Busses und eir setzten uns hin.

"Du sagst mir wirklich nicht, wo es hingeht?", fragte ich nochmal, während ich meinen Kopf auf seine Schukter legte. Die Türen schlossen sich wieder mit einem Zischen und der Bus fuhr los. "Nope", kam es nur von Yoongi, "Aber es dauert ein bisschen."

Die Fahrt dauerte wirklich lange und ich schlief ein paar Stunden an Yoongi gekuschelt.

Ich öffnete meine Augen und hob meinen Kopf von Yoongis Schulter, um mich zu strecken. "Sind wir da?", fragte ich verschlafen und rieb mir die Augen. Der Angesprochene richtete seinen Blick von seinem Smartphone auf mich und begann zu lächeln. "Bald, Baby." Meine Wangen wurden leicht rot. "B...Baby?", wiederholte ich. Nur meine Mutter nannte mich manchmal 'ihr Baby'. Aber bei Yoongi klang es so... anders. "Ja?" Er lachte und legte einen Arm um mich und meinen Kopf wieder auf seine Schulter. "Du bist so süß, Baby." Okay, vielleicht könnte ich mich daran gewöhnen..

Wir fuhren noch etwa eine halbe Stunde, dann kamen wir endlich an. Die Türen öffneten sich und ich zerrte Yoongi ungeduldig heraus. "Wo sind wir?", fragte ich, als ich mich mit offenem Mund umsah. Riesige Häuser, Wolkenkratzer und alles glänzte und leichtete und war laut.

Yoongi stellte sich neben mich und zeigte mit einer Hand auf die Häuser, während er sich mit seiner Hand um meine Hüfte um sich selbst drehte. "Mitten... in meiner Heimatstadt", sagte er dramatisch und atmete tief die städtische Luft ein. Ich sah ihn gtinsend von der Seite an.

"Dann lass' uns mal losgehen!"

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I will give you my heart  || Yoonmin || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt