Schwarzer Regen

2.

Das Telefon klingelte, doch ich war nicht an einem Gespräch interessiert, also ließ ich es einfach weiter klingeln.

Gelangweilt sah ich den Rauchwolken hinterher, wie sie aus meinem Mund empor in den Himmel stiegen. Es regnete schon seit Tagen und ich hatte nichts zu tun. Warum ging ich nicht ans Telefon?

Es machte mich nervös einfach nur herumzusitzen, aber auch andere Menschen machten mich manchmal nervös, deshalb wollte ich mit niemandem reden. Ich brauchte ein Hobby, das man alleine ausüben konnte. Sport? Nein, zu große Verletzungsgefahr. Sudoku lösen? Zu einfach. Mich langweilen? Auf keinen Fall. Also doch ans Telefon gehen und mit anderen Menschen kommunizieren. Ja, dass schien mir die einzig sinnvolle Lösung meines Problems.

Nicht besonders motiviert schleppte ich mich von meinem Balkon ins Esszimmer. War es wirklich die richtige Entscheidung? Nein, wahrscheinlich nicht, aber meine anderen Optionen konnten nicht gerade mit Vorteilen oder besonderen Reizen glänzen.

Das Telefon befand sich im hintersten Teil meiner Wohnung und es schrie, als würde es vom Teufel persönlich verfolgt werden. Mit einem tiefen Seufzen nahm ich den Hörer in die Hand und hielt ihn mir ans Ohr. Da ich diese nervigen Standartbegrüßungen für unnötig hielt musste sich die Person am anderen Ende der Leitung mit einem trockenem „Hallo" zufrieden geben. Doch zu meinem großen Erstaunen schien sie das nicht besonders zu wundern oder gar zu stören.

„Ich brauche Ihre Hilfe! Nein eigentlich nicht ich, ach auch egal. Sie sind doch Detektiv, oder?"

Dieses Gespräch schien interessant zu werden und deshalb entschied ich mich dazu, den Hörer nicht aufs Telefon zu knallen und meinen Frühstückskaffee weiter zu trinken, sondern mit einem schon etwas freundlicherem „ Ja" zu antworten.

Mein Gesprächspater schien erleichtert und fuhr mit seinem verwirrendem Geplapper fort :„Ich habe gestern Nacht etwas gesehen, dass nicht für meine Augen bestimmt war. Er ist tot, ich bin mir sicher. Kommen Sie, kommen Sie schnell." Ich war nun endgültig davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung gewesen war ans Telefon zu gehen. „Wohin sollte ich denn kommen?" „Ach natürlich, ich Dummkopf! Kommen Sie zur Shipwallstreet 24 und beeilen Sie sich."" Sir, wer sind Sie überhaupt?" Stille. „Hallo?" Der anonyme Anrufer hatte aufgelegt. Natürlich.