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Nur aus weiter Entfernung höre ich Chris' Stimme nach mir rufen. Ich wollte ihn nicht hören, nicht sehen. Niemand kann mich jetzt noch aufhalten.

Auch nicht der Detektiv, der nun entsetzt zu mir hinauf starrte. Es wird still, als hätten sie begriffen, dass sie zu spät sind, dass sie schon vor genau zwei Jahren und fünf Monaten hier hätten sein sollen.

Ich frage mich wie es ist zu fliegen, ob der Aufprall weh tun wird, frage mich ob es wirklich das Richtige ist, aber nur kurz. Denn es ist egal ob es schmerzhaft ist oder nicht, ich habe Rosa umgebracht und ich habe ihn umgebracht, Tommen, diesen miesen Erpresser. Er hat es verdient, aber sie nicht. Doch ich habe es am Meisten verdient qualvoll zu sterben.

Eine letzte Träne kullert meine Wange hinab, die letzte für immer. Ich mache einen Schritt in die Luft, einfach ins Bodenlose.

Ich höre den schmerzvollen Aufschrei von Chris, sehe aus meinen Augenwinkeln, wie er auf mich zuläuft, wie er versucht mich aufzufangen, doch er ist zu langsam.

Ich fliege viel zu schnell, aber es ist ein schönes Gefühl. Ich fühle mich zum ersten Mal nach Rosas Tod frei, ich fühle mich ihr so nah wie schon lange nicht mehr.

Ich schlage hart auf dem Boden auf, doch es tut nicht weh, es ist viel mehr ein tröstliches Klopfen auf die Schulter. Der Tod umschlingt mich, nimmt mich in seine Arme, drückt mich fest an sich.

Ich begrüße ihn voller Freude, wie einen alten Freud, den ich mein ganzes Leben lang vermisst habe.

Aus weiter Ferne sehe ich Chris, wie er neben meiner leeren Hülle kniet, mich in seinen Armen hin und her wiegt. Ich höre wie er meinen Namen flüstert, immer und immer wieder.

Und plötzlich höre ich Rosas Stimme ganz dicht neben meinem Ohr: „Ich verzeihe dir."

Dann ist alles schwarz und ich höre auf zu denken, zu sehen, zu fühlen, bin einfach tot, bin einfach nicht mehr da, als hätte ich nie existiert. Für immer.

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Obwohl ich Lillis Entscheidung für diese Geschichte als passend empfunden habe, ist Suizid im echten Leben natürlich keine gute Lösung. Wenn du oder jemanden den du kennst, Suizidgedanken hat, sprich bitte mit jemadem darüber. Dies mag sehr schwer und für dich vielleicht sogar unmöglich klingen, jedoch kann dir ein Gespräch mit einer Person, der du vertraust eine neue Perspektive geben. Falls du nicht weißt, an wen du dich wenden solltest, oder du dich nicht wohl fühlst, mit einer Person aus deinem Umfeld darüber zu sprechen, suche dir bitte professionelle Hilfe.
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr dazu da, um dich anonym zu beraten und zu unterstützen. Diese Welt birgt unendliche viele Wunder in sich, manchmal braucht man nur ein wenig Unterstützung, um wieder etwas Schönes in ihr entdecken zu können.

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Schwarzer RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt