13.

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Lilli wohnte wirklich nur ein paar Straßen weiter in einer gigantischen Villa mit Pool.

Es war erstaunlich, wie sich eine etwa 25 Jahre alte Frau so etwas leisten konnte und brauchte, für sich ganz allein.

Chris hatte ich nicht erreichen können, deshalb stand ich nun wieder einmal vor einer fremden Tür und fragte mich, was mich wohl erwarten würde.

Zu Freuden meiner Ohren gab diese Klingel eine melodische Tonfolge von sich. In Gedanken dankte ich dem Himmel dafür, dass es Menschen gab, die klug genug waren ihre Besucher nicht gleich mit ihrer Klingel zu verscheuchen.

Die Tür wurden schwungvoll aufgerissen und eine skurrile Mischung aus War of Hearts von Ruelle und The Westerner von Falling in Reverse dröhnte mir entgegen. Es war mir ein Rätsel wie man aus zwei so verschiedenen Songs ein Lied produzieren konnte. Dieser Mensch musste ein wahres Genie sein und die junge Frau vor mir, die lässig auf einem Kaugummi herumkaute, hatte einen wahrhaftig guten Musikgeschmack.

„Guten Tag. Sind Sie Lilli Radke?" Das Mädchen nickte und realisierte im selben Moment, dass sie die Musik immer noch auf volle Lautstärke aufgedreht hatte und beeilte sich die Lautstärke ihres Handys, welches sie in der Hand hielt, zu reduzieren, bis man es nicht mehr hören konnte, oder zumindest ich nicht.

„Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?" Sie war eindeutig so, wie man sich einen Star vorstellte, frech und mit einer großen Klappe. Irgendwie konnte ich sie aber auch verstehen.

„Ich bin Mr Adams, Privatdetektiv" Bei der Erwähnung meines Berufes zuckte sich unmerklich zusammen. „Was verschafft mir die Ehre?" Sie blieb cool, hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Ich hätte nur ein paar Fragen an Sie" „Wenn Sie eigentlich ein Reporter sind können Sie sich gleich wieder verpissen, ich gebe kein Interview"

Sehr freundlich! Wieso wollte ich damals eigentlich nicht ans Telefon gehen? Ah ja genau, wegen anderen Menschen, die mich auf die Palme bringen. Tja, aus Fehlern lernt man. Das nächste Mal werde ich zuerst fragen, wo sich das Ereignis zugetragen hat, bevor ich wieder mit ein paar Superreichen in ein kleines Dorf geworfen werde.

„Nein, meine Fragen sind nicht für die Öffentlichkeit und Ihre Antworten auch nicht", mit dieser Antwort hatte sie nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen schon gerechnet. „Und die wären...?" „Sie kennen doch Tommen Clugerne, oder? Oder Rosa Smith? Vielleicht auch Chris Leech?" Sie verzog keine Miene, nickte nur. „Ja ich kenne sie" „Haben Sie Kontakt zu ihnen?" „Ja und nein. Chris sehe ich manchmal, aber Rosa ist schon über zwei Jahre tot" , Tommen vergaß sie bei ihrer Antwort geflissentlich.

„Wann haben Sie Mr Clugerne zuletzt gesehen?" Ein kurzes Schulterzucken, „Keine Ahnung, ist schon eine Weile her" Ich zog die beiden Fotos aus meiner Jackentasche. „Er war einmal ihr Freund" „Ja, eine Jugendliebe, nichts spannendes. Es war keine lange Beziehung" Ich nickte und zeigte auf das Klassenfoto. „Was haben Sie sich da getan? Sind sie gestürzt?" „So in etwa, ja. Nichts dramatisches" „Wurde diese Aufnahme vor oder nach Rosas tot gemacht?" „Danach. Wieso fragen Sie?" „Nur so" „Aha", sie zog das Wort betont in die Länge um zu verdeutlichen, dass sie mir nicht glaubte und ich endlich sagen sollte, was ich wirklich von ihr wollte.

„Tommen Clugerne wurde wurde Vorgestern ermordet", Lilli zuckte nicht einmal mit einer Wimper. „Diese Nachricht scheint Sie nicht besonders zu schockieren" , es war eine Tatsache, keine Frage.

„Sagen wir es so, es ist mir ziemlich egal", sie zuckte gleichgültig mit den Schulter. Ich stieß ein leises Schnauben aus. Wie konnte man nur so arrogant sein? „Wissen Sie, warum Rosa Smith sich umgebracht hat?" „Naja, dass ist doch kein Geheimnis, oder?" „Sagen Sie es mir?"

„Druck, Konkurrenz, schlechte Schlagzeilen in der Zeitung. Sie war ein sehr sensibles Mädchen, hat es einfach nicht ausgehalten auf einmal berühmt zu sein"

„Ihre Mutter behauptet ja, dass Tommen dafür verantwortlich war" sie lachte kurz laut auf. „Ach das alte Weib muss immer den anderen die Schuld geben, obwohl sie am allermeisten Druck auf Rosa ausgeübt hat" „Und Sie haben von ihrem Tod profitiert?" „Je nachdem, ob Sie mein Leben als Segen, oder als Fluch sehen. Aber im Prinzip ja, auch wenn es mir lieber wäre sie wäre statt mir berühmt und am leben, das können Sie mir glauben. Ich bin nicht so herzlos, wie Sie vielleicht denken, Rosa hat mir wirklich viel bedeutet"

Ich nickte, konnte sie irgendwie wieder verstehen, obwohl ich sie eigentlich nicht leiden konnte und verabschiedete mich von ihr.

Schwarzer RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt