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In meinem Kopf hörte ich eine leise Musik im Hintergrund. Es war wie in einem Film, wenn der Held die gesamte Welt gerettet hat.

Mit eiligen Schritten steuerte ich auf die schneeweiße Haustür zu. Das schrille Läuten der Klingel zerriss die friedliche Stimmung in dem perfekten Vorgarten.

Ich konnte gedämpft die schnellen Schritte einer Person wahrnehmen, welche hastig eine Treppe herunter eilte. Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und eine kleine, zierliche Frau stand mir gegenüber.

Im ersten Moment war ich enttäuscht. Ich hatte mir einen muskelbepackten Riesen erhofft, den ich bei einer wilden Verfolgungsjagd erwische und mich anschließend mit viel Getose feiern lasse, aber so blieben mir wenigstens die blauen Flecken erspart.

Die Frau blickte mir erwartungsvoll entgegen und wartete darauf, dass ich den Grund nannte, weshalb ich sie störte. Ich holte einmal tief Luft und versuchte ausnahmsweise höflich zu sein. „Guten Tag Frau..." Ich warf schnell einen verstohlenen Blich auf das Klingelschild. „Smith!"

Wie einfallsreich! Wenigstens würde ich mir ihren Namen merken können. „Guten Tag. Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Mr?" Je nachdem, ob Sie sind was ich denke, oder nicht.

Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und bemühte mich möglichst so zu sein, wie man es von einem Detektiv erwarten würde. „Kennen Sie Mr Clugerne?" Ein dunkler Schatten legte sich über ihr schmales Gesicht. „Welchen Clugerne meinen Sie?" Man konnte ihr anhören, dass sie seinen Namen nicht gern in den Mund nahm. „Gibt es denn mehrere von ihnen?"

Ich setzte eine interessierte Miene auf, obwohl ich dabei gar kein besonderes schauspielerisches Talent benötigte, es interessierte mich nämlich ausnahmsweise wirklich.

Die Frau zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Ja, zwei Brüder und natürlich die Eltern der beiden, aber die sind meines Wissens schon lange tot" Er hatte einen Bruder? „Ich sprechen von Tommen Clugerne"

Wenn es möglich war wurde der Schatten über ihrem Gesicht noch düsterer. Trotzdem antwortete sie mir: „Ja, auch wenn es mir lieber wäre ihn niemals kennengelernt zu haben". „Und wieso, wenn ich fragen darf?". Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus. „Er ist ein Mörder, ein elender Mörder!"

Nun war ich es, der eine Augenbraue in die Höhe zog und sie verwirrt anstarrte, ich dachte er wäre tot, nicht jemand anderes. „Wie meinen Sie das, er hat doch nicht wirklich jemanden umgebracht, oder?" Sie zischte wütend, doch ich konnte sehen wie ihre Augen verräterisch zu glänzen begonnen. „Meine Tochter hat er auf dem Gewissen, dieser Dreckskerl" , man konnte ihr anhören, dass sie noch sehr viel effektivere Namen für ihn hätte,

„Meine liebe, kleine, unschuldige Rosa". Die letzten Worte waren mehr geschluchzt, als gesprochen. „Es tut mir leid wenn ich so dumm frage, aber wie sollte ich mir das jetzt vorstellen?"

Diese Situation wurde von Sekunde zu Sekunde unangenehmer und ich fing an mir das Muskelpaket und die blauen Flecken zurück zu wünschen.

Die zierliche Frau atmete einmal tief durch, versuchte sich selbst zu beruhigen. „Dieses Biest hat ihr nach spioniert, hat nach allem gesucht, dass nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Schön ausgeschmückt hat er alles, wie eine Geschichte, eine Horror Geschichte, zumindest für uns. Er hat nicht mehr aufgehört, hat Gerüchte über sie verbreitet, obwohl sie ihm nichts getan hat. Meine Rosa war doch nur ein Mädchen, ein Mädchen mit viel Talent. Ihr hätte ein wundervolles Leben bevorgestanden, sie hätte es geschafft sich ihren Traum zu erfüllen, sie war schon knapp davor. Sie hat den Plattenvertrag schon gewonnen, doch er hat nicht aufgegeben. Meine Rosa hat es einfach nicht mehr ausgehalten. Sie ist aus dem Fenster gesprungen, aus dem Fenster, meine kleine Rosa. Nur wegen ihm! Er hat sie umgebracht, grausamst ermordet. Wenn ich könnte würde ich das gleiche mit ihm machen, ihm den selben Schmerz zufügen, den er mir zugefügt hat!"

Schwarzer RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt