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Ich spüre den Wind in meinen Haaren, sehe auf den Fleck, auf dem nichts wuchs, genau da, wo Rosa lag. Als würde selbst das Gras und die kleinen, weißen Blümchen, die hier überall wachsen, um sie trauern, selbst nach all den Jahren noch.

Eine Träne kullert meine Wange hinab. Ich nehme die eisige Kälte um mich gar nicht wahr. Denke nur an ihr Lachen, höre die Worte, die sie mir anfangs beruhigend, dann immer ungeduldiger zugeworfen hatte, bis sie wütend wurde, was sie zu Letzt war, als ich ihrer lieblings Barbie die Haare abgeschnitten hatte. Sie hat mich von sich gestoßen, mit soviel Abscheu in den Augen.

Ich wünsche mir, sie hätte mich aus dem Fenster gestoßen, nicht ich sie.

Immer mehr Tränen kullern aus meinen Augen, bilden Flüsse, die sich über mein Gesicht schlängeln. Ich spüre den altbekannten Schmerz, den nur sie hätte heilen können.

Sie war wie eine Schwester für mich, die Familie, die ich nie hatte. Mit ihr habe ich auch mein Leben umgebracht. Ich will nicht mehr leben, bin schon vor zwei Jahren gestorben. Ich sollte sterben, wie sie, so wie wir früher auch immer alles gemeinsam gemacht hatten.

Mein Herz beginnt immer schneller zu schlagen, sehe nur ihr Gesicht vor mir, höre ihre Stimme, die mir aufmunternd zuspricht. Diese wunderschöne Stimme, die alles ausdrückte was man nur fühlen kann.

Wenn ich nicht wäre, würde diese Stimme immer noch diese graue Welt ein bisschen farbiger machen. Es war immer ihr Traum. Sie hat immer an alle anderen gedacht, wollte es immer allen anderen recht machen, hat an sich immer zuletzt gedacht. Ich hätte an sie denken müssen, hätte dafür sorgen müssen, dass sie auch glücklich ist.

Sie war immer für mich da, Tag und Nacht. Ich will sie einfach wieder in meine Arme schließen, festhalten, bis wir einfach nicht mehr existieren. Doch Rosa ist sicher im Himmel, da wo Engel hingehören und ich werde in die Hölle kommen, kann sie nie wieder sehen, mich nie entschuldigen.

Doch wenigstens werde ich das bekommen, was ich verdiene, Schmerz und Hass. Eine Bestrafung, die meiner Tat würdig ist. Ich sehe hinunter auf den Fleck, auf dem Rosa lag.

Schwarzer RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt