9. Geschichte

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Paluten

Wir setzten uns auf eine Bank, noch bevor ich irgendetwas fragen konnte begann Manu zu erzählen wie ein Wasserfall. Vor fast eineinhalb Jahren hatte mein Bruder verschiedene Beschwerden, weshalb er sich untersuchen lies. Das Ergebnis war Krebs, er war schon ziemlich weit entwickelt, da er aber nur im inneren Auge gewachsen war konnte man ihn nicht sehen. Ich war fast jeden Tag bei ihm, wir blödelten und dachten das er bald wieder aus dem Krankenhaus raus sein würde, da ER gesagt hatte die Heilung sei sehr wahrscheinlich. Er sagte uns auch immer wieder, dass Tobias im schlimmsten Fall auf einem Auge blind werden konnte. Da waren wir überrascht, aber er akzeptierte es. Er hatte dieselbe Therapie wie ich, damals gab es aber noch keinen Rtt um mach Krebszellen zu suchen. Als er dann fast einen Monat im Krankenhaus gewesen war, wurde ich angerufen. Sie sagten mir, der Krebs war weiter fortgeschritten als vermutet und hatte sich auf die Nieren ausgebreitet, welche dann eine Kettenreaktion im ganzen Körper ausgelöst hatte, er war zusammengebrochen und dann gestorben. Seine Stimme war erstaunlich ruhig. Jetzt rate mal wer mich angerufen hat. Mir war klar das es eine rhetorische Frage war, konnte mir die Antwort aber denken. Es war die Person, die mir noch ein paar Tage zuvor gesagt hatte, ich müsse mir keine Sorgen machen, die, die gesagt hatte, wenn der Krebs weiter so gut verschwinden würde, wäre er in ein paar Wochen wieder draußen. Aber in diesem Moment war mir das noch egal. Manuel erzählte das so monoton, mit einem starren Blick auf den Boden gerichtet als ob ein Geist ihn erfasst hatte und da sprach. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden. Als ich das letzte Mal gegangen war hatte ich dasselbe gesagt wie immer "Stirb mir nicht" dann drückten wir uns, lachten und ich war gegangen. Es war so, so unbegreiflich. Er war weg, einfach weg, ohne das ich mich wirklich noch verabschieden konnte. Die Zeit danach war noch schlimmer, da meine Mutter, mit der ich außer Tobias wohnte, es nicht übers Herz brachte,  musste ich ins Krankenhaus um die verschiedenen Papiere auszufüllen und dann in das Zimmer, in dem er gewesen war, um seine Sachen zu packen. Meine Mutter zog weg, sie hatte es schon länger geplant und wollte etwas Abstand, ich wollte ihn auch, also suchte ich mir auch eine eigene Wohnung. Irgendwann wurde mir dir Lüge immer mehr bewusst. Ich begann ihn zu hassen, weil er mir nicht die Chance gegeben hatte mich zu verabschieden. Das Zimmer in dem er starb, es ist genau das Zimmer indem ich auch jetzt bin. A167. Als die Diagnose bei mir festgestellt wurde, sollte ich nach Hause fahren und meine Sachen packen, aber ich kam nicht hierher zurück. Lieber wollte ich sterben als dorthin zurückzugehen, wo man angelogen wird und sich falsche Hoffnung machen soll, nur damit man sich keine Sorgen macht. Aber Sorgen zu haben ist allemal besser als dann so hart getroffen zu werden. Jetzt schwieg er und ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte. Also legte ich nur meinen Arm um ihn. Er tat mir leid. Ich konnte verstehen wieso er Doktor Henning hasste, den glauben an die Menschheit konnte man genauso schnell verlieren. Er hatte nicht geweint, er war entweder schon mit den Nerven durch, oder er hatte extrem starke Nerven. Langsam legte er seinen Kopf an meine Schulter und kurz darauf spürte ich, wie meine Schulter feucht wurde. Manu, ich bin immer für dich da. sagte ich nur worauf hin er mit schwacher Stimme flüsterte Es tut mir leid, Danke Palle.
Ich schloss meine Augen und wollte einfach für ihn da sein. Nach einiger Zeit sah ich wie der Himmel sich rot färbte und es kühler wurde. Manu, wir sollten rein gehen. Mit dem Arm um seine Schulter gelegt liefen wir Richtung Eingang. Kurz davor blieb Manuel stehen, atmete tief ein und ging dann doch hinein. Vor seinem Zimmer bleib er wieder stehen, mir tat er gerade wirklich sehr leid. Plötzlich zuckte er richtig zusammen, denn Doktor Hennings hielt ihn am Oberarm fest. Manuel ich habe dich gesucht... sagte er als ob er mit einem Kleinkind reden würde, in dem Moment als Manuel die Stimme erkannt hatte, loderte Hass in seinen Augen auf, er war aber schlau genug ihn nicht anzusehen. Ja was ist los? sagte mein Freund missgestimmt. Da du ja eigentlich Brillenträger bist, wollte ich dich nochmal daran erinnern keine Kontaktlinsen oder Brillen zu tragen. Manu nickte nur,  ging dann demonstrativ in das Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. Ich nickte Herrn Hennings zu und ging in den Raum, wenn mein Bruder hier gestorben wäre, ich hätte mich gewehrt hier einfach so reinzugehen. Wir setzten uns auf sein Bett und redeten. Irgendwann schlief er ein, vermutlich war es sieben Uhr morgens, mein Schlafrhytmus war dank YouTube einfach kaputt. Ich stand auf ging zu dem Zimmer in dem mir das Bild von Manu gezeigt wurde. Ich fragte nach Doktor Hennings und er war fast sofort da. Wir redeten kurz darüber das es mir gut ginge und ich einfach bei Manuel bliebe, dann sprach ich ihn auf das Zimmer an. Ich erzählte ihm noch einmal was Manuel gesagt hatte, er nickte verstandnissvoll und sagte, er würde versuchen einen neuen Raum zu finden, was aber zur Zeit nicht einfach werden würde.

Lasst doch nen Kommi da <3

Help me please- KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt