14.Kindheit

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Paluten

Ein letztes Mal atmete ich durch bevor ich begann ihm alles zu erzählen. Damals in der achten Klasse gab es so ein Mädchen, sie hieß Kelly. Da ich neu in der Klasse war, kannte ich sie nur vom Sehen. Immer dachte ich an sie und entwickelte Gefühle. Sie hatte keinen Freund, aber es gab einen Jungen, der immer mit ihr flirtete. Ich war immer mehr in sie verliebt und irgendwann sprach ich sie an und merkte das sie zwar nett war, aber doch nicht mein Fall. Mir fiel auf, das ich nicht sie mochte, sondern ihren 'Freund' ich dachte immer an beide und spürte eine Eifersucht auf sie. Enzo, der Junge, dachte, ich wollte mir Kelly ausspannen und begann Bemerkungen zu machen und mit seinen Kumpels mich zu ärgern, da ich eh schüchtern und etwas ängstlich war, aber auch oft ernst und keine so jugendliche Charakterzüge hatte, was ein zeichen von Coolness war. Damals war ich dann der Aussenseiter, schlich herum wie ein geprügelter Hund, verliebt in einen Jungen, der alles hatte, Freunde und Geld, und alles konnte, Sport, singen, allgemein Musik machen. Als ich mich irgendwann zusammenriss und ihm sagte was ich fühlte, erzählte er es allen, alle machten sich über mich lustig und da ich in einer homophonen Gegend wohnte ging es mir noch schlechter. Meine Eltern hielten es nicht mehr aus mich so zu sehen und wir zogen um. Nach Hamburg. In so einer Großstadt war Homosexualität nichts schlimmes, doch trotzdem sagte ich es dort niemandem. Ab dem Moment in dem ich die ersten Freunde hatte, schwor ich mir, niemals wieder verletzlich zu sein, niemals jemandem zu sagen das ich schwul bin und immer fröhlich zu sein, damit niemand meine Vergangenheit herausfand. Mein Pech, aber auch Glück war, dass einer aus meiner Klasse der Cousin von Enzo war, und es sofort allen erzählte. Ich war so überrascht, als plötzlich fast alle auf mich zu kamen und mit mir sprachen. Sie sagten, das es okay war schwul zu sein und wie fies Enzo gewesen war. Niemand verstand wie man zu so jemandem Tollen so schlecht sein konnte. Ich merkte, das jeder sich lieber mit einem fröhlichen offenem Welpen abgab, als mit einem gebrochenen, geprügelten Welpen, der nur dahinschlich. Auch wenn die anderen mir Mut zu sprachen, so ganz konnte ich Enzos Worte nicht vergessen.

*Flashback*

Warte bitte kurz Enzo, ich will mit dir reden, alleine. Er schickte seine Handlanger weg und sah mich hämisch lächelnd an. Ich wusste, mit meinen blauen Flecken und den rot geweihten Augen sah ich wirklich nicht stark aus. Ich weiß, du denkst ich bin in Kelly verliebt, deshalb hast du ja angefangen mich zu ärgern, aber nein, es ist nicht sie. Erst dachte ich es auch, aber ich war eifersüchtig auf sie. Denn ich bin schwul und i-ich liebe dich, nicht sie... Erst lachte er, wurde dann aber rot und sah mich dann wütend an Bäh, das ist ja peinlich von so einem Abschaum sowas gesagt zu bekommen, verzieh dich du hässliches Opfer. Ich liebe dich nicht, werde es such niemals, so wie jeder andere, du gottloser Idiot.

*Flashback Ende*

Bei den meisten wäre dieser Zuspruch ein richtiger Kick für das Selbstwertgefuhl, aber bei mir nicht. Ich konnte Enzo einfach nicht vergessen, seine blauen Haare und sein, wenn auch hämisches, Lächeln. Ich habe ihn nie vergessen, und das was er und seine Freunde gesagt haben auch nicht. Bis heute habe ich mich an meine Vorsätze gehalten, naja bis jetzt, und meine letztes Versprechen an mich selbst, war das. Ich zog beide Ärmel hoch und legte sie mit der innenseite nach oben auf den Tisch.

Manuel

Ich kam bei seiner Erzählung noch ansatzweise mit, als er aber seine Ärmel hochzog, wusste ich, das er es wirklich noch nicht verkraftet hatte. Scheiße zum ersten mal viel mir auf, da sich Palle bisher immer im Pulli gesehen hatte, schließlich war es auch Winter, deshalb hatte es mich nicht gewundert.

An beiden Armen waren von frischen, mit einer leichten Kruste überzogenen Wunden bis zu leicht weisen Linien alle Stadien einer Wunde vertreten. Es begann direkt unter der Schulter und zog sich bis an den Rand seiner Handfläche, viele wirklich extrem viele Narben. Es gab fast keine gesunde Stelle mehr und mir wurde schlecht. Nicht weil ich es nicht sehen wollte und nicht, weil ich Patricks Miene nicht aushielt, sondern weil ich der schlechteste Freund der Welt war. Ihm ging es schlecht, er hatte seid seiner Kindheit extreme psychologische Probleme hatte und ich hatte es nicht gemerkt. Er war für mich da gewesen, er hatte alles stehen und liegen lassen, aber ich hatte nichts für ihm getan. Als er merkte das ich nicht mehr hin sah, zog er die Ärmel wieder bis zu seinen Händen hoch und sah mich irgendwie ängstlich aber auch fragend an. Sein Blick irritierte mich, ich wusste nicht was ich sagen sollte.

Paluten

Jetzt da ich es ihm gesagt hatte war ich mir sicher das es keine gute Idee gewesen war. Ich konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr alleine sein, ich konnte nicht mehr lügen, mir nicht mehr anhören wie ehrlich ich doch war. Ich. konnte. nicht. mehr. Ich ahnte auch das es keine gute Idee gewesen war, ihm meine Arme zu zeigen, doch wenn ich ehrlich war wusste ich, wenn ich es ihm sagte dann alles. Auch, wenn ich meine Wunden selbst wieder aufgerissen hatte, hoffte ich, das sie dank Manu vielleicht ganz verheilen würden. Ich wusste ich hatte mir geschworen mich nicht mehr zu verlieben, aber dafür war es zu spät. Ich liebte, den hilfesuchenden Manu, aber auch den Manuel den ich von vorher kannte. Ich liebte ihn, auch wenn ich wusste das es falsch war.


Ich bedankte mich an Honigball, die mir mit dem Youtuber Dschungelcamp die Idee für diesen Handlungsstrang gab, ach Ja, Enzo ist Rezo für die Blitzmerker unter uns, auch wenn es nicht sein echter Name ist

Help me please- KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt