20. Worte

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Kelly

Ist er das? Rezo saß zwischen mir und Palle, ich nickte, war aber etwas überrascht das er es erst jetzt bemerkt hatte. Ich wusste das Rezo kommen würde und als Patrick sagte, er hätte es im Griff, war ich schon froh, doch war ich mir nicht sicher ob er das trotzdem verkraften würde. Ich machte mir seit ich klein war Vorwürfe, ich hätte ihm helfen sollen. Irgendwann stand Patrick auf und lief geistesabwesend ins Bad. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl. Die Ersten wollten schon mal feiern gehen. Man merkte den Unterschied zwischen den Jüngeren und den älternen Youtubern. Als Patrick nach zehn Minuten immer noch nicht zurück war wusste ich, wo er blieb. Ich lief zur Tür und konnte ein leises Schluchzen hören. Dann klimperte es metallisch und der Wasserhahn ging an. Das meinte er also mit 'damit klarkommen' So ein Scheiß. Wieso musste Rezo früher so scheiße gewesen sein? Jetzt war er nicht mehr so. Wieso konnte er nicht die Wahrheit sagen?

Einige wollten laufen, andere fuhren mit dem Auto, wir waren einfach zu viele um alles genau abgesprochen zu haben. Also lief ich mit Rezo hinter den anderen her. Ich sah ihn an. Ich weiß, du wolltest nichts mehr davon hören aber es kann nicht immer nur um dich gehen. Ich war sauer auf ihn, auch wenn ich wusste das es für ihn auch nicht einfach gewesen war. Ich kenne Patrick. Weißt du was du ihm angetan hast? Alter, du bist immer so happy vor der Kamera, so wie er, aber er ist nur so, weil niemand wissen soll was in ihm vor geht. Er ist am Boden. Er ritzt sich, okay? Es geht von seiner Schulter bis ans Handgelenk. Sie sind tief. Ich habe sie nur einmal gesehen, habe aber trotzdem Alpträume davon. Sei ein mal ein Mann, du bist ja einer. So männlich wie du manchmal bist. Ich war lauter geworden und schrie fast. Er sah mich an, er hatte Angst, war unsicher und schuldbewusst. Kelly... Ich... Du... Patrick er konnte nicht reden, nicht antworten. Ich hatte ihn noch nie so verletzlich gesehen, er überspielte es immer mit seiner übertriebenen Fröhlichkeit. Er war Patrick gar nicht so unähnlich, aber bei ihm war die Fassade nicht ansatzweise so groß wie bei Patrick. Früher als Kind wollte ich halt zu den coolen gehören, also war ich nicht nett zu ihm gewesen, aber er hatte mir verziehen, ich verzog mir aber selbst nicht.

Als wir dann am Club ankamen gingen wir direkt rein, ich ging direkt zu Jodie und Rewi, ich wollte nicht mehr bei Enzo sein. Aber nach einer Stunde kam er zu mir und über redete mich, mit ihm zu Patrick zu gehen. Ich wusste nicht wieso er zu ihm wollte, aber ich hatte eh vorgehabt mit ihm zu reden. Patrick war nicht alleine, neben ihm stand ein Mitte Zwanzigjähriger mit kurzen, brauen Haaren und braunen Augen. Er wurde als Daniel vorgestellt und ich stellte meine Begleitung vor. Patricks Reaktion war anders als erwartet, anders als Rezo es erwartet hatte. Patrick tat gelassen, man merkte aber auch die Verzweiflung und Unsicherheit in ihm. Es sah aus als sei er einfach nur sauer, aber ich wusste, das das so ziemlich das einzige war, was er nicht fühlte. Rezo flüsterte mir zu das er jetzt gehen würde, ich wollte aber noch bleiben.

Als Daniel weg war sah ich Patrick vielsagend an. Er wusste was ich meinte. Nachdem er sich ungesehen hatte sagte er leise Zum ersten mal seit einem Monat. Ich konnte nicht mehr. Er zog seine Ärmel nur ein kleines Stück nach oben, trotzdem konnte ich tiefe Wunden sehen, sie waren nur leicht verkrustet aber immer noch extrem rot. Es sah nicht aus wie Haut, sie war nur millimeterdünn. Ich sah weg, ich konnte es mir nicht anschauen. Ich dachte du kommst so langsam damit klar... Murmelte ich, Patrick wischte sich eine Träne weg und wollte etwas sagen, aber ich lies ihn gar nicht antworten. Ich kann verstehen das es so plötzlich kam, aber ich dachte du weißt wenn Ju mitbringt. Jetzt riss er sich zusammen. Es geht nicht um ihn. Es geht um Daniel.Es ist nicht Daniel, sondern Manuel, GLP. Niemand darf erfahren das du es weißt, schon garnicht er. Ich, ich war ganz am Boden, doch dann kam er. Er brachte Licht in mein Leben, auch wenn ich ihn erst nicht privat kannte. Als ich von seinen Problemen erfuhr konnte ich meine vergessen. Immer wieder sagte er, ich sei so ehrlich, aber ich war es nicht. Also erzählte ich es ihm. Aufmerksam hörte ich ihm zu, ich wollte wissen worauf es hinauslaufen würde. Und jetzt weiß ich nicht mehr was ich will. Ich liebe ihn, den zerbrechlichen Manuel aber das heute hat alles kaputt gemacht. Patrick weinte wieder. Trank aus seinem zweiten Glas und sackte zusammen. Erschrocken half ich ihm wieder auf, wischte ihm die Tränen weg und versprach, ihm zu helfen. Du kannst mich immer anrufen, mir schreiben oder zu mir kommen. Schaffst du es jetzt bis Daniel äh Manuel wiederkommt? Er nickte nur und als ich den Erwähnten sah verschwand ich in der Menge. Ich hatte mich auf diesen Abend gefreut. Reden und Feiern mit den anderen, aber jetzt waren meine Gedanken woanders.

Help me please- KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt