Vorbei

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Ich sah ihm mit einem leicht geöffnetem Mund ungläubig an. Hat er gerade versucht süß zu sein? Eine süße Aussage zu bringen, statt einer asozialen? Wow.

Was machte dieser Junge nur mit mir? Es war mir bewusst, dass ich keine Chance hatte ihn zu bekommen, denn es war mittlerweile zwecklos mir selbst etwas vorzumachen. Andererseits konnte ich doch nicht einfach dieses Gefühl in meinem Bauch ignorieren, dieses Zusammenziehen, dass mir sagte, dass ich ihn so verdammt gern hatte, egal was für dummes Zeug er manchmal von sich gab.

Ich schüttelte meinen Kopf. Wir standen uns gerade erst zum zweiten Mal gegenüber, am selben Tag, da durfte ich noch nicht so denken. Trotz allem startete ich noch einen Versuch, diese Situation musste ausgenutzt werden.

L: "Ich dachte, dass du das mit dem schwul sein nur als Ausrede benutzt hast, um mich loszuwerden..."

V lachte. Er zog eine Packung Zigaretten heraus und steckte sich eine in den Mund.

V: "Erinnerst du dich nicht mehr? Das stand doch auf meinem Facebook Profil und du hast es so herausgefunden. Warum sollte ich denn alle meine Facebook-Freunde anlügen. Außerdem, wenn ich dich loswerden wollen würde, hätte ich das schon längst getan, das weißt du"

Mit einer schnellen Bewegung schnappte er sich ein Feuerzeug aus der anderen Hosentasche, gab damit seiner Zigarette aber noch kein Feuer. Ich beobachtete das ganze Geschehen mit zusammengekniffenen Augen, während es in mir brodelte. Rauchen war ein absolutes No-Go für mich. Und er tat das bestimmt nur, um mich zu provozieren. Da war ich mir sicher.

L: "Nein, das weiß ich nicht, verdammt, vielleicht brauchst du mich ja für irgendetwas, oder du findest es lustig mich zu verarschen. Vielleicht führst du ja sogar eine Wette mit jemandem, was weiß ich!"

V: "Da hat wer zu viele Teen Dramas gesehen, als ob du wichtig genug für eine Wette wärst"

Er zündete sich seine Zigarette an und nahm einen großen Zug. Und ich war den Tränen so nah wie noch nie.

Erstaunlicherweise schien er zu merken, dass mich das getroffen hatte und blies den Rauch auf die Seite.

V: "Sorry, ehrlich, ich find dich süß, hübsch und alles, hey, ich würde dich sogar küssen, nur damit du glücklich bist"

Vor ein paar Stunden, nein, sogar Minuten wollte ich nicht mehr als das, doch jetzt wusste ich, was ich wirklich zu tun hatte. Scheiss auf meinen ach so tollen Plan, ihm vorzuschlagen, mir eine gewisse Zeitspanne zu geben, ihn davon zu überzeugen, dass er auch auf Mädchen stehen konnte. Scheiss auf Timeon, scheiss auf V, es gab noch genug andere Typen auf dieser beschissenen Welt.

Die Tränen strömten nun über mein Gesicht.

L: "Du...machst mich nur glücklich, indem du mir eins versprichst. Schreib mir nie wieder!"

Damit packte ich mein Kleid am Saum und lief an ihm vorbei und vorbei an all den anderen Rauchern, die sich in Gruppen vor der Halle versammelt hatten.

Dear V Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt