Dear V

Verdutzt

Wie ich so dalag, kam mir wieder der Gedanke an das Lied "In my Blood". Wollte ich nicht V konfrontieren, stark sein und mich meinen Ängsten stellen? Ich war schon wieder davongerannt, wie schon so viele Male. Auf meinen Abgang war ich zwar stolz, aber was brachte mir das?

Dieser Junge hatte mich von einer Sekunde zur anderen zu einem emotionalen Wrack gemacht.

Ein Lichtstrahl streifte meine Augen und ich schreckte auf. Elle stand im Türrahmen und starrte mich erschrocken an.

"Oh nein, hab ich vergessen, dir zu sagen, dass mein Zimmer tabu ist?"

Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern. Du hättest es ja absperren können? Ich verkniff mir den Kommentar, setzte mich auf, hievte mich auf meine Beine und wollte schon gehen, als sie mich am Arm packte.

"Hast du geweint?"

"Ne...nein, ist nur... ach egal"

Ich striff ihre Hand ab und machte einen weiteren Ansatz zu gehen, als plötzlich hinter Elle Noah auftauchte.

"Elle, darf ich kurz mit Larees alleine reden?"

"Uhmm..."

Verdutzt und etwas skeptisch schaute ich ihn an. Was sollte das werden? War seine Ignoranz-Frist abgelaufen? Verweilte ich für ihn jetzt wieder unter den Lebenden?

Ohne Elles Antwort abzuwarten beförderte er mich mit einem sanften Schubs wieder zurück in das Innere ihres Zimmers und schloss sachte die Tür. Man hörte noch Elles ansetzenden Protest, aber anscheinend hatte sie viel Vertrauen in Noah, denn nach ein paar Sekunden war nichts mehr zu hören.

L:"Okay what the hell is happening?"

N: "Rita is happening"

L:"Was hat das mit Rita zu tun, könnt ihr Jungs nicht einmal in eurem Leben Klartext reden?"

N: "Hey hey hey, du stehst auf einen schwulen Jungen und kommst hier mit Vorurteilen?"

Sein dreckiges Grinsen machte mir Angst und ließ mich all die Monate vergessen, in welchen ich ihn attraktiv fand.

L: "Das hat gerade nicht wirklich etwas miteinander zu tun, kannst du mir bitte erklären, was hier los ist?"

N: "Rita hat mich eingeweiht"

L: "Wie eingeweiht?"

N: "Dass du mich abfüllen wolltest und die Wahrheit aus mir herausquetschen, erinnerst du dich?"

Ich wurde entweder bleich oder rot. Da ich mich nicht selber sehen konnte, wusste ich nicht welches von beiden, aber es ging auf jeden Fall eine Veränderung in meiner Gesichtsfarbe vor.

L: "Danke Rita"

N: "Lari, was willst du wissen, du kannst auch ganz normal mit mir reden, ohne, dass ich unter Alkoholeinfluss stehe?"

Ein kurzes Lachen entfuhr mir.

L: "Sagt der, der mich seit Wochen ignoriert."

N: "Wer hat wen ignoriert?"

L: "Du mich."

N: "Nein, du mich."

L: "Sind wir noch im Kindergarten, oder was? Du bist nach unserem "Date" ziemlich abrupt abgehauen, bist mir dann in der Schule durchgehend aus dem Weg gegangen und meinen fragenden Blicken ausgewichen."

N: "Du hättest mich einfach nur ansprechen müssen!"

L: "Weißt du, man fühlt sich total eingeladen dazu, jemanden anzusprechen, wenn dieser jemand versucht mit allen Mitteln genau das zu verhindern!"

Mittlerweile hatte sich unser Gespräch zu einem Schreikampf entwickelt.

N: "Sag mir jetzt endlich, was du von mir willst!"

L: "Eine Erklärung!"

N: "Wofür?"

L: "Für alles! Warum du mich so behandelst, warum du mich ignorierst, warum du mich überhaupt nach einem Date gefragt hast und warum du mich gerade so anschreist?"

N: "Das ist schwer zu erklären.."

Seine Stimme senkte sich und er setzte sich an die Bettkante.

Langsam bewegte ich mich zu ihm und ließ mich daneben auf die Decke sinken.

N: "Du gefällst mir, ich mag dich. Wir haben uns auf dieser Party geküsst und seitdem bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen und deshalb hab ich dich auch gefragt, ob du mit mir ausgehen möchtest."

L: "Ich mochte dich auch, wo war das Problem?"

Wir flüsterten jetzt. Es war wie die gleichzeitig angenehme und gruselige Ruhe nach dem Sturm.

N: "Du wirst weggehen. In einem Jahr wirst du in einem anderen Land sein und ich weiß, dass Fernbeziehungen nie funktionieren. Ich aber bin auf der Suche nach einer langen und glücklichen Beziehung. Gleichzeitig will ich aber dich. Und aus diesem Grund habe ich mir etwas überlegt"