Kapitel 5

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Jungkook POV:

Im 'Cup' war lange nicht mehr so viel los. Nicht nur ich bin so überfordert, sondern auch das ganze Team. Ganz abgesehen davon, dass wir viel zu weng Personal haben. Manchmal muss ich sogar alleine kellnern...

Und das sollte schon fraglich sein.

Völlig außer Atem stelle ich einem älteren Herren seinen Kaffe Latte auf den Tisch. Wie so viele Kunden sieht er nicht einmal von seinem Handy auf, um sich zu bedanken.

Meine Mutter meinte früher immer, dass es so viele liebe Menschen auf der Welt gibt. Und wenn man keinen findet, muss man selbst einer sein.

Hinter jeder Person gibt es eine Geschichte. Es gibt einen Grund, warum sie sind, wie sie sind. Daran muss man denken, bevor man  verurteilt.

Eigentlich mag ich ja Leute, die nicht von jedem gemocht werden brauchen. Trotzdem bin ich dankbar für all diese schwierigen Menschen in meinem Leben. Sie haben mir gezeigt wie ich nicht sein möchte.

Ich sehe mich im Cáfe um und sehe, dass ein Tisch frei ist. Das Kribbeln in meinen Fingern wird spürbar, als ich den Flecken auf der Tischfläche entdecke.

Es fühlt sich gut an, mich nicht zurückhalten zu müssen. Hier brauche ich mich nicht zusammenzureißen. Vielleicht liebe ich diesen Nebenjob deswegen so.

Mein Atem bleibt kurz stehen.

Wo ist mein Putzlappen?

Das Versprechen an meine Mutter kommt mir wieder ins Gedächtnis.

Wie um alles in der Welt soll ich meine Krankheit innerhalb von sechs Monaten heilen, wenn ich nicht einmal einen Fleck ignorieren kann?!

Möglichst unauffällig renne ich in die Küche und wieder zurück, um das zu beseitigen, was mir Kopfschmerzen bereitet.

Meine Mom sagt selbst dieser Job tut mir nicht gut; aber er lenkt mich ab von meinem Alltag. Abgesehen davon lernt man hier interessante Menschen kennen.

Mein Blick schweift zu einem Tisch ein paar Meter von mir entfernt, an dem fünf Mädchen sitzen, etwa zwei Jahre jünger als ich.

"Sprich ihn an.", höre ich eine Stimme flüstern und tue so, als hätte ich es nicht gehört.
"Spinnst du? Niemals würde jemand wie der was von mir wollen", entgegnet die andere helle Stimme nur.

Fuck. Die meinen doch nicht mich, oder? Ach Quatsch. Wieso sollten sie? Außerdem sind die eh viel zu jung.

Es ist nicht so, als würde ich mich nicht hübsch fühlen. Ich will nicht lügen meine schwarzen Haare und die dunklen Augen gefallen mir. Aber das zugeben ist an sich schon so... falsch?
Also rede ich mir lieber ein, dass ich annehmbar bin.

Namjoon redet mir zwar ständig ein, dass er gerne so aussehen würde wie ich, aber wieso spricht mich dann nie jemand an? Dass meine Schönheit die anderen blendet, ist wohl eher unwahrscheinlich.

"Ich mag seine Uniform.", bemerkt ihr Freundin anhimmelnd und ich sehe doch kurz hoch, um sicherzugehen, dass es sich nicht um mich handet.

Doch der Blick der Mädchengruppe geht an mir vorbei und gilt einer Person hinter dem Tresen.

Verwirrt drehe ich mich um und als ich den Jungen sehe, der da steht, fällt mir fast die Tasse aus der Hand, doch ich kann sie gerade noch so auffangen.

Meine Erleichterung vergeht aber, als sich das Mädchen auf mich zubewegt und sich an mir vorbeidrängen will.

Sieht die mich nicht?!

Ich kann nicht mehr reagieren, da sie mich ausversehen rammt. Die Tasse kippt nach vorn und landet auf der weißen Bluse des Mädchens.

Oh shit. Nein, nein, nein!

"Fuck, fuck, fuck.", fluche ich erschrocken, als das Mädchen aufkreischt, bei der Flüssigkeit, die ihren Ausschnitt hinunterläuft.

Ich bin so ungeschickt.

Wieso bin ich überhaupt Kellner?

"Mist, d-das tut mir leid.", stottere ich geschockt und will ihr das frische Geschirrtuch reichen, um es aufzuwischen, aber sie schlägt feste meine Hand weg. "Lass deine Pedofinger von mir!", faucht sie wutentbrannt und weicht vor mir zurück.

Wie bitte? Pedofinger?!

Abwehrend ziehe ich meine Hände zurück.

"Ich zeig dich an, du Dreckskerl! Das hast du mit Absicht gemacht, um mich rumzukommen.", zickt sie. "Also sooo gut sieht du auch wieder nicht aus.", entgegne ich nur stirnrunzelnd.

Habe ich das gerade wirklich laut gesagt?

Die Ohrfeige, die sie mir verpasst, tut nicht besonders weh, trotzdem lässt sie mich vor Scham erröten.
Alle schauen mich an...

Ich will offiziell sterben.

"Du hörst von meinem Anwalt.", fährt sie fort.
"Du meinst den Anwalt deines Vaters?", entgegne ich und hebe meine Augenbraue.

Erst hoffe ich auf eine zweite Ohrfeige, damit mein Kopf klarer wird, aber sie flucht nur leise, packt mein Geschirrtuch und wirft es auf den Boden.

"Man hört voneinander, Arschloch."

Dann stolziert sie zu der kichernden Mädchengruppe zurück.
Hastig hebe ich meinen Putzlappen auf und sehe zum Tresen.

Ne, oder? Was macht der hier? Als ob er jetzt hier arbeitet.

So grausam kann das Leben doch nicht sein...

Da steht Kim Taehyung und reicht einer Frau ihren Kaffee.

Bei den Gedanken an die Ohrfeige werde ich rot.
Hoffentlich hat er den peinlichen Vorfall nicht bemerkt.

Mein Blick schweift zu den Mädchen, die lachend ein Video ansehen und dann mich.

Toll, ich bin wohl ab heute eine Berühmtheit.

Wie beschissen kann mein Leben eigentlich noch werden...

Wie findet ihr das Kapitel? 😇❤

Ein halbes Jahr |Vkook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt