Kapitel 1

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Jungkook POV:

"Und?", fragt Namjoon sofort, als wir die Ergebnisse ausgeteilt bekommen.
Ich schüttle vielsagend den Kopf und werfe deprimiert die Arbeit in meinen Rucksack.

Ich hasse Mathe.

Meine Mutter interessiert sich zwar eh nicht für meine Noten, also wozu lerne ich überhaupt? Das Stipendium werde ich nicht bekommen, bei meinen schulischen Leistungen.

Ich versuche mich abzulenken und an etwas anderes zu denken.
"Also die Party findet am Wochenende statt?", frage ich meinem besten Freund zugewandt, der grinsend nickt und erwidert: "Ein paar Bitches wollen geknallt werden."

Typisch Namjoon. Ihm fällt das so leicht, das man neidisch wird.

Ich schmunzle bei seiner Wortwahl und melde mich.
"Darf ich kurz aufs Klo?"

Die nervige Refrendarin nickt gezwungen, gibt aber keinen Kommentar von sich.

Allein ihr Anblick macht mich agressiv.

Sie ist nicht blöd und weiß, dass ich nicht wirklich muss.
Ihre Blicke, die sie mir dauernd zuwirft, sind nicht misszuverstehen. Aber ich fange ganz bestimmt nichts mit einer Lehrerin an.

Mag sein, dass sie ganz gut aussieht, aber allein ihr Interesse macht mich wütend.
Dass mich bisher nur Lehrer in Betracht ziehen, stärkt mein Selbstvertrauen nicht besonders.

Eigentlich will ich nur raus, um mir etwas zum Essen zu kaufen. Ich verhungere nämlich fast. Namjoon musste mir ja unbedingt mein Brötchen wegfuttern.

Als könnte er meine Gedanken lesen, kichert er.
Ich laufe aus dem Klassenzimmer und schlendere den Gang entlang.

Kaum einer hält sich im Gang auf, aber ein rothaariges Mädchen steht an ihrem Spind und beobachtet mich mit einem merkwürdigen Blick, dem ich schnell ausweiche.

Ich hasse Blicke von anderen. Man fühlt sich so... unwohl.

Erleichtert betrete ich die Toilette und schließe mich in einer Kabine ein, an deren Tür ich meinen Kopf anlehne bei dem Gedanken an meinen beschissenen Tag.

Arrgh!

Ich beschließe, doch lieber hier zu bleiben und ziehe eine Zigarette aus meiner Jackentasche. Mit zittrigen Händen zünde sie an, als ein leises Stöhnen in der Kabine neben mir zu hören ist.

Mein Zuckerentzug scheint schlimmer zu sein als ich dachte.

Ich verdrehe die Augen und atme den Rauch aus.
Wieder ein Stöhnen.

Doch keine Halluzination.

Normalerweise würden sich meine Wangen röten. Ich würde innerlich kreischen und rausrennen, aber mir fehlt heute die Kraft dazu.

Stattdessen nehme ich nur einen weiteren Zug, öffne die Tür meiner Kabine, was die Turteltauben neben mir nicht mitbekommen, und setze mich auf die Heizung neben dem Waschbecken.

Zumindest stehe ich nicht direkt neben den beiden.

Die Frauenstimme flüstert nun einen Namen und ich muss laut husten. "Taehyu-"

Fuck.

Stille macht sich breit. Selbst meinen Atem würde man hören, wenn ich aufhöre die Luft anzuhalten.

Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ein Mädchen mit offener Bluse, sieht mir erschrocken entgegen.

Der eine Knopf wurde sehr grob geöffnet, sodass er abgefallen ist.

Musste wohl schnell gehen...

Mit voller Absicht starre ich auf ihre Brüste und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Ich würde sie auch nicht von der Bettkante stoßen.

Hastig zieht sie ihre Bluse zu, um ihren Oberkörper zu verdecken. "Was willst du denn hier?!", faucht sie aufgebracht.
Verständnislos hebe ich eine Augenbraue.

Wie bitte?

"Das ist die Jungstoilette, falls ich mich nicht verlesen habe." Baff mustert das blonde Mädchen mich.

Ich kenne die doch...
Nur woher?

"Wir sehen uns später.", sagt sie zu dem Jungen hinter sich gewandt und stürzt fast aus der Tür.

Die hat bestimmt Angst, ich erzähle das meinen imaginären beliebten Freunden weiter.

Dabei prahlt doch jeder, wenn man mit Kim Taehyung Sex hatte.

"Bist du untervögelt, oder so?", reißt mich eine tiefe Stimme aus den Gedanken.

Erschrocken blicke ich hoch in sein Gesicht.
Die rote Bandana, welche er in seinen wieder braunen Haaren trägt ist durch das Rumgemache leicht verschoben.

Am liebsten würde ich hingehen und sie wieder zurecht ziehen, aber das wäre absurd.
Hoffentlich erinnert er sich nicht mehr an meinen Tick...

Taehyung zuckt nicht einmal mit der Wimper.

"Mein Laptop ist abgestürzt und ich konnte heute morgen keine Pornos schauen.", antworte ich ironisch und mustere mein Gegenüber.

"Ah. Das erklärt einiges." Ein leichtes Grinsen bildet sich in seinem Gesicht.

Ich antworte nichts mehr darauf, sondern erhebe mich von der Heizung und werfe meine Zigarette ins Klo.

"Rauchen ist in der Schule verboten.", sagt er plötzlich und mustert mich durchdringend.

Seit wann interessieren den Regeln?

"Sex in der Schule ist nicht gerade legaler.", entgegne ich schulterzuckend.

Er beobachtet mich wie ein Fremder, den er zum ersten Mal sieht.

Dabei waren wir einmal viel mehr als das...

Plötzlich zieht er sein Stirnband wieder zurecht, als hätte er vorhin meine Gedanken gelesen, was mein Herz kurz aussetzen lässt.

Weiß er es noch? Nein, das kann nicht sein. Schließlich erinnert er sich nicht einmal mehr an mich.

Irgendwie rumpelt mein Magen nur noch mehr.
Ich werde jetzt nicht kotzen...

"Kennen wir uns?", fragt er plötzlich und ich runzle ungläubig die Stirn.
Sein leichtes Grinsen entgeht mir nicht.

Der kennt ja meinen Namen wirklich nicht mehr...
So lange ist es wieder auch nicht her.

Dieser miese, kleine, hinterhältige-

"Nicht, dass ich wüsste.", lüge ich ernst und runzle meine Stirn.

Wenn er sich nicht erinnert, tue ich das auch nicht!
Oder täusche es zumindest vor.

Er hebt eine Augenbraue, was mich meine Stirn runzeln lässt.

Es ist als wäre er das Raubtier und ich die hilflose Antilope.

"Na, wenn das so ist." Mit diesen Worten läuft er an mir vorbei und ich schlucke, als sein Blick beim Vorbeigehen abschätzend meinen Körper abwärst gleitet.

Shit, ist mein Hosenstahl offen?

Ich hätte ihm so gerne diesen Blick aus dem Gesicht geprügelt.

Unauffällig sehe ich nach unten und atme erleichert auf, als ich ihn zu sehe.

Und wieder einmal frage ich mich, wie ich früher mit dem Typen ein Bett teilen konnte.

Wie findet ihr das Kapitel? ❤😊

Eure Meinung ist mir wichtig.
Hab euch lieb (sollte das jemals jemand lesen 😂)

Ein halbes Jahr |Vkook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt