Kapitel 12

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Jungkook POV:

Ich schlendere gerade den Schulgang entlang zu meiner nächsten Unterrichtsstunde, als ich Taehyung mit seinen Freunden mitten im Gang stehen sehe.

Die letzten Woche habe ich alles mögliche unternommen, um nicht mit ihm sprechen zu müssen. Gut, ich gebe es zu... Ich fühle mich wegen der Erpressung schlecht. Würde mir das jemand antun, würde ich die Person auch verabscheuen. Vielleicht kam ich an dem Tag selbstbewusst rüber, aber in Wahrheit bin ich das komplette Gegenteil. Wahrscheinlich pisse ich mir aus Angst in die Hose, wenn ich ihm in die Augen sehen muss. Fuck, ich überlebe das nicht!

Vielleicht hat er mich noch nicht entdeckt...

Möglichst unauffällig will ich an ihm vorbeilaufen, aber mein Vorhaben wird zerstört, als sich Taehyung von seinen Freunden verabschiedet und sich umdreht. Unsere Blicke streifen sich und ich habe keine andere Wahl als stehen zu bleiben.

Shit, er kommt auf mich zu!

Verzweifelt sehe ich mich nach einem Ausweg um, aber da ist keiner. Ich habe mir diese ganze Situation selbst eingebrockt, also bade ich sie auch wieder aus. Soll ich mich doch bei ihm entschuldigen und alles zurücknehmen? Vielleicht hat Yoongi recht und ich sollte mich besser von ihm fern halten.

Was, wenn ich mir wirklich in die Hosen mache? Oder ihm auf die Schuhe kotze? Oder-

Meine absurden Gedanken werden unterbrochen, als Taehyung vor mir stehen bleibt. "Gehst du mir aus dem Weg?", fragt er Augenbrauen hebend. "Äh...", stottere ich dümmlich und könnte mir selbst eine runterhauen. "N-nein.", antworte ich nach einer gefühlten Minute und sehe ihn unsicher an. Er seufzt nur gereizt.

"Okay, jetzt hör mir gut zu. Ich habe echt null Bock auf diese ganze Sache. Aber ich helfe dir, wenn du wegen dem Geld die Klappe hältst und wir den Vorfall vergessen."

Wie bitte? Er will mir helfen? Das meint er nicht ernst. Bestimmt verarscht er mich.

"Aber wieso?", entgegne ich überrumpelt.
"Wie, 'wieso'?"
"Wieso hilfst du mir?",wiederhole ich ohne zu zögern. "Deine Mädchenprobleme interessieren mich kein Stück, also bilde dir bloß nicht ein, dass ich das deinetwegen tue, kapiert?"

Er ist also immer noch dasselbe Arschloch wie immer.

Ich öffne gerade meinen Mund, um etwas zu erwidern, als jemand meinen Blick auf sich zieht. Yoona steht da drüben an ihrem Spind und bückt sich, um etwas aufzuheben. Meine Augen wandern gezwungenermaßen nach unten und bleiben an ihrem Hintern hängen.

Ach fuck, selbst der ist perfekt.

"Glotz ihr nicht so auf den Arsch, Perversling.", sagt jemand schnippisch neben mir, was mich wieder zu Verstand kommen lässt. Ich laufe knallrot an. "I-ich habe ihr nicht auf-" "Schon klar.", unterbricht er mich und verdreht die Augen. "Du willst also, dass ich dir helfe?"

Der Blick gefällt mir irgendwie nicht.

Plötzlich schiebt mich Taehyung nach hinten. "W-was hast du vor?", fauche ich und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, aber er ist einfach stärker als ich. Ich verliere das Gleichgewicht, falle tollpatschig wie ich bin nach hinten und schmeiße Yoona mit mir zu Boden.

Fuck, fuck, fuck! Das ist doch jetzt nicht wahr...

Ich versuche sie nicht unter meinem Körpergewicht zu zerquetschen. Quiekend lande ich über ihr und sehe von oben auf sie herab. Ihre dunkelbraunen Augen blicken direkt in meine.

Ich weiß nicht, ob ich Taehyung später töten oder abknutschen soll.

"O Gott, das tut mir leid.", entschuldige ich mich sofort panisch und helfe ihr hastig auf. Sie sieht etwas angepisst aus, aber atmet tief durch und lächelt mich freundlich an. "Schon okay, ist ja nichts passiert. Kennen wir uns?"

Sie hat mich nach meinem Namen gefragt. Ist das gerade ein Traum? Wenn ja, will ich nie wieder davon aufwachen.

"I-ich heiße Jungkook.", stottere ich heißer und dann bemerke ich, dass der Kragen ihrer Uniform vom Sturz etwas verrutscht ist.

Nicht ausgerechnet jetzt...

Ich glaube, ich habe mir noch nie in meinem Leben so fest auf die Zunge gebissen. Ich versuche mit aller Kraft gegen diesen Drang anzukämpfen, aber wie erwartet kann ich ihn nicht lange unterdrücken.

"Dein... ähm... dein Kragen ist verutscht." platzt es aus mir heraus.

Bei meinen Worten runzelt sie die Stirn und legt ihren Kopf leicht schief.

Taehyung im Hintergrund reißt nur geschockt die Augen auf, als würde er denken: "Das hat er jetzt nicht laut gesagt..." und sieht aus, als würde er seinen Kopf gegen die Wand knallen wollen.

Plötzlich kichert sie und ohne Übertreibung... Ich wusste nicht, dass sich ein Lachen so wundervoll anhören kann.

Wie ist so ein Kichern überhaupt möglich?

"Danke, lieb von dir.", meint sie aufrichtig und lächelt leicht. "Hilfst du mir kurz?"

Okay, ich falle gleich in Ohnmacht.

"Natürlich.", sage ich nickend und richte den Kragen wieder hin. Dabei streife ich kurz ihre Haut und kann nicht anders als ihren Duft einzuatmen. Es ist ein intensiver Geruch. Mehr süßlich. Ich kenne mich aus mit so etwas. Wenn Menschen schlecht riechen oder nach Schweiß stinken, würde ich sie gerne in meinem Parfüm baden oder ihren kompletten Körper vollsprühen.

Ich entferne mich wieder von ihr und bin wie hypnotisiert. "Wir sehen uns, Jungkook.", verabschiedet sie sich und läuft davon. Wie in Trance drehe ich mich zu Taehyung um, der mich nur verstört anstarrt. "'Dein Kragen ist offen.'", äfft er mich nach. "Ernsthaft?"

Ich bin noch so in Gedaken versunken, dass ich ihm gar nicht zuhöre, sondern einfach nur vor mich hinträume. Ich meine noch "hoffnungsloser Fall" zu hören und dann sich entfernende Schritte.

Ich weiß nur, dass ich noch eine Weile wie erstarrt an einem Fleck stehe, ehe ich in meinen Unterricht gehe.

Bin irgendwie gerade voll motiviert ❤😇
Muss an den vielen Vkook moments liegen 😆😂
Ich liebe Vkook einfach so krass. 😍
Bin ein hoffnungsloser Fall haha

Wie fandet ihr das Kapitel? ❤

Ein halbes Jahr |Vkook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt